Wie kann die Apotheke zum Thema „diabetischer Fuß“ beraten? Auf welche Warnzeichen sollten Patienten achten? Und welche prophylaktischen Maßnahmen können Patienten beachten, damit diabetische Spätfolgen möglichst nicht auftreten?
Schleichende Symptome
Die Symptomatik des diabetischen Fußes ist immer ein schleichender und für den Patienten nicht immer als solcher erkennbar. Meistens beginnt es mit übermäßig trockener Haut. Diese ungewöhnliche Trockenheit des Fußes ist ein typisches frühes Warnzeichen für einen neuropathischen Fuß. Starke Schwielen und Druckstellen sind ein weiterer Hinweis. Gleichzeitig kommt zu diesen Symptomen meist ein Kribbeln wie „Ameisen“ und eine Gefühllosigkeit hinzu, also bereits sehr ernste Anzeichen einer beginnenden peripheren Neuropathie.
Kleine Verletzung mit großen Folgen
Die Folge ist, dass Patienten auch kleinere Verletzungen nicht oder erst spät bemerken. Durch die langsame Zerstörung der Nerven durch den Diabetes sind selbst tiefe offene Geschwüre nicht schmerzhaft. Denn durch die gestörte Sensibilität wird der Schmerz als Warnsymptom vermindert wahrgenommen oder fehlt sogar ganz. So kommt es, dass selbst bei kleinsten Fußverletzungen z.B. durch eine Unachtsamkeit bei der Fußpflege oder bei Blasen, induziert durch das Tragen neuer Schuhe, keine sofortige Wundbehandlung erfolgt und dadurch das Trauma häufig akut vergrößert wird.
Beratung in der Apotheke
Grundsätzlich ist es wichtig, Menschen mit Diabetes und Polyneuropathie dahingehend zu schulen, dass vor und nach körperlicher Aktivität eine gründliche Inspektion der Füße, Schuheinlagen und Schuhe wichtig ist, um eventuelle Fußverletzungen oder Blasen frühzeitig zu erkennen. Dabei muss besonders auf Schwellungen, Rötungen und andere Auffälligkeiten geachtet werden. Patienten können auf eine Podologische Praxis mit diabetischer Komplexbehandlung hingewiesen werden.
Im Beratungsgespräch können Hinweise auf diabetesassoziierte Risikofaktoren wie Adipositas, erhöhter Alkoholkonsum, Tabakabusus gegeben werden um diese idealerweise zu vermeiden.
Diabetes Schulung
Die Apotheke und das beratende pharmazeutische Personal kann mit Ihrem Wissen helfen, den Patienten umfassend zu informieren und aufzuklären über die Erkrankung Diabetes, mögliche Begleiterkrankungen und Komplikationen. Den Patienten kann im Rahmen der Beratung aber auch eine speziellen Diabetes Schulung, die auch von Apotheken durchgeführt werden kann, angeboten werden. Dabei gilt es Wissen und praktischen Fähigkeiten zur Behandlung des Diabetes zu vermitteln. Dazu gehört primär die Beratung zu einer gesunden Lebensweise (Ernährung, körperliche Bewegung) und die Prinzipien der medikamentösen Diabetestherapie oder Insulintherapie.
Aber auch der Umgang mit dem Erlernen von Selbstkontrollmaßnahmen wie Gewichtskontrolle, Harn-, Plasmaglukose-, Blutdruckselbstkontrolle und ganz besonders die Kontrolle von Fußkomplikationen und die Kontrolle und der Umgang mit neuropathischen Beschwerden zur Vermeidung von Spätfolgen gehört dazu. Eine gute Broschüre mit vielen Informationen ist die Patienten Leitlinie zur Nationalen Versorgungs Leitlinie Nervenschädigungen bei Diabetes, auf die in der Apotheke hingewiesen oder direkt ausgedruckt werden kann.
Prävention
Der Prävention kommt eine entscheidende Bedeutung zu, um Fußulzera und Amputationen zu vermeiden. Hier steht der Arzt besonders in der Pflicht um Hochrisikopatienten zu identifizieren. Eine (ärztliche) regelmäßige Untersuchung von Füßen und Schuhwerk inklusive Messung der Hauttemperatur bei Patienten mit sensorischer Neuropathie ist wichtig.
Mikronährstoffe in der Präventivmedizin
Durch oxidativen Stress bzw. den Überschuss an Radikalen, bedingt durch die Folgen eines relativen bzw. absoluten Insulinmangels, kann es zu diabetischen Spätfolgen wie Neuropathie, aber auch Nephropathie, Retinopathie oder Angiopathie kommen.
Wichtig ist die frühzeitige und regelmäßige Substitution, um eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen zu verhindern und das Risiko für diabetische Spätfolgen zu senken Im Fokus stehen besonders antioxidativ wirksame und den Kohlenhydratstoffwechsel regulierende Mikronährstoffe im Fokus. Dazu gehören insbesondere Vitamin B1, Magnesium, Vitamin C und Vitamin D.
Magnesium: Ein Magnesiummangel steigert bei Diabetikern das Risiko für Angiopathien, Depressionen, Neuropathien und Nephropathien
Vitamin C: Wird bei Diabetikern nicht nur im Übermaß mit dem Urin ausgeschieden, sondern ein bestehender hoher Blutzucker hemmt ebenfalls die Rückresorption des Vitamins in den Nieren. Somit hängt der Asorbinsäure-Status des Diabetikers nicht nur von der Vitamin-C-Aufnahme, sondern auch von der Insulin-Plasmakonzentration und der Glukosekonzentration ab. Daher weisen Diabetiker signifikant reduzierte Vitamin C-Plasma-Spiegel auf.
Vitamin D: Verschiedene Studien haben Hinweise darauf ergeben, dass ein Vitamin D3 Mangel zu den pathogenetischen Faktoren für Typ-1-Diabetes und das metabolische Syndrom gezählt wird. Bei Typ-2- Diabetikern konnte gezeigt werden, dass eine Zufuhr von Vitamin D die Glucosetoleranz verbessert und die Insulinresistenz verringert.
Vitamin B1: Studien zeigen, dass mehr als 2/3 der Diabetiker eine Unterversorgung an Vitamin B1 (Thiamin) aufweisen. Ein Vitamin-B1-Mangel kann eine (diabetische) Neuropathien auslösen und verstärken. Liegt noch keine Polyneuropathie vor, so gilt Vitamin B1 als gute präventive Maßnahme, dass erst gar keine Nervenschäden entstehen können.
Firma | Produkt (Handelsname) | Inhaltsstoffe |
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Wörwag | milgamma® protekt | Benfotiamin (Vorstufe von Vitamin B1) |
Kyberg Vital | OrthoDoc® Vitamin B- Komplex aktiviert | Vitamine B1, aktivierte Vitamine B2, B6 und B12, Pantothensäure, Niacin, Folsäure, Biotin |
Cefak | Cefavit® B-complete | Vitamine B1, B2, B3, B5, B6, B12, Biotin, Folsäure |
pro medico | Pure Encapsulation® Gluco aktiv | Vitamine B1, B2, B3, B6, B12, C, Biotin Magnesium, Mangan, Kupfer, Svetol®, Coenzym Q10, Alpha-Liponsäure |
Dr.Loges | vasoLoges® protect | L-Arginin, Alpha-Liponsäure, Vitamin K, Folsäure, Pycnogenol®, Vitamin B6, B12 |
Weber & Weber | Orthoexpert® diabet | Magnesium, Traubenkernextrakt, Zimtrindenextrakt, Zink, Coenzym Q10, Chrom, Vitamine B1, B6, B12, Folsäure |
MensSana | Menssana® Zellaktiv |
Vitamine B6, B12, A, C, D, E, Folsäure, Chrom, Selen, Zink, Tagetesextrakt (enthält
Lutein und Zeaxanthin) Tomatenextrakt (Lycopin), |
Queisser Pharma | Doppelherz® system Magnesium 400 Depot | Magnesium, Vitamin B6 |
Neben einer frühzeitigen Diagnostik und optimalen Stoffwechseleinstellung sollte bei Diabetes rechtzeitig mit präventiven Maßnahmen begonnen werden, um in die pathologischen Prozesse besonders der Neuropathien und diabetischen Spätfolgen einzugreifen.
Quellen:
Nationale Versorgungs-Leitlinie, Therapie des Typ-2-Diabetes, Langfassung, 1.
Auflage - Version 3, August 2013
Nationale Versorgungs-Leitlinie Typ-2-Diabetes Präventions-
und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen Komponenten, Langfassung, Version
2.8, Februar 2010
Nationale Versorgungs-Leitlinie, Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter, 1. Auflage, 2011
DDG Praxisempfehlung Diabetisches Fußsyndrom: dus_2016_S2_Supplement_Praxisempfehlungen_Morbach_Diabetisches_Fußsyndrom_Online-PDF, Zugriff 27.Mai 2018
Gröber, Mikronährstoffe, 3.Auflage 2011, Deutscher Apotheker Verlag
Bonn - 10.07.2018, 09:00 Uhr
Ungewöhnliche Trockenheit, starke Schwielen und Druckstellen sind typische Warnzeichen für einen neuropathischen Fuß. (Foto: ARC Photography / stock.adobe.com)