DAZ.online-Themenwoche Digitalisierung

Modulares Mess-Armband für die Demenz-Therapie

Remagen - 07.06.2018, 16:25 Uhr

Ein Forschungsverbund hat ein tragbares miniaturisierte,
modular erweiterbare Mess- und Beratungssystem entwickelt. (Foto: Imago)

Ein Forschungsverbund hat ein tragbares miniaturisierte, modular erweiterbare Mess- und Beratungssystem entwickelt. (Foto: Imago)


Was wird alles gemessen?

Das Konsortium mit Beteiligung von Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin will mobile Erfassungssysteme für die individuelle Therapie und Betreuung von Demenzpatienten entwickeln. Grundlage dafür ist ein miniaturisiertes, modular erweiterbares Mess- und Beratungssystem in Form einer Armbanduhr. Das Wearable misst Vitalparameter wie Herzfrequenz, Körpertemperatur, aber auch die Variabilität der Herzrate und den Hautwiderstand automatisiert mit Hilfe unauffälliger, kaum wahrnehmbarer Sensoren. Diese sind komplett in das Armband integriert. Außerdem werden externe Parameter wie Außentemperatur, Helligkeit und Lautstärke und Bewegungsmuster der Patienten aufgezeichnet. Bewegt sich jemand beispielsweise kaum noch oder geht er nicht mehr aus seiner Wohnung heraus, so deutet dies auf eine Progression der Demenz hin. Ein Microcontroller erfasst die Daten. Komplettiert wird das System durch ein Bluetooth-Modul, einen Akku, eine USB-Schnittstelle sowie eine NFC-Antenne, die als automatischer Türöffner fungiert.

Die Patienten unaufdringlich begleiten

Neben den Parametern, die das Wearable erfasst, sollen ausgefüllte Fragebögen der Angehörigen ausgewertet und in die Diagnose einbezogen werden. Sämtliche Daten werden per Bluetooth verschlüsselt an ein Dokumentationssystem übertragen. Alle am Pflegeprozess Beteiligten könnten diese dann beispielsweise über eine mobile App von dort abrufen. Auf dieser Basis könnten für die Betroffenen individualisierte Therapie- und Betreuungsmöglichkeiten abgeleitet und umgesetzt werden. „Ziel ist es, den Patienten von der Verdachtsdiagnose bis zur klinischen Versorgung über Jahre hinweg unaufdringlich zu begleiten und Informationen tagesaktuell parat zu halten“, erläutert der Physiker Erik Jung vom Fraunhofer IZM den Konzeptansatz. „Wir wollen damit die Selbstbestimmung der Betroffenen steigern und ihnen die Chance zu geben, möglichst lange in der vertrauten Umgebung bleiben zu können.“

Weitere Probandentests noch in diesem Jahr

Die Forscher sichern zu, dass die ethisch und datenschutzrechtlich relevanten Fragen bei der Erhebung der Daten und deren Interpretation angemessen berücksichtigt werden. Zudem werde das System in umfangreichen Nutzertests evaluiert. So soll bei den Demenzerkrankten, Pflegekräften und Angehörigen eine möglichst hohe Akzeptanz erreichen werden. Wie das Fraunhofer IZM mitteilt, sind die Konzept- und Designstudien für das Wearable bereits abgeschlossen. Derzeit werde ein Demonstrator gebaut. „Die ersten Entwurfsdemonstratoren wurden von Betroffenen in bereits abgeschlossenen Tests gut angenommen. Weitere Probandentests finden noch dieses Jahr statt“, berichtet Jung. „Wir sind zuversichtlich, mit dem Messsystem die Patientenversorgung zu erhöhen, die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu verbessern und Notfallsituationen wie Stürze schneller zu erkennen.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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