Kniegelenksersatz

Studie: Haben Bayern schlechtere Kniegelenke als Berliner?

Berlin - 19.06.2018, 14:55 Uhr

In Deutschland werden zunehmend mehr Kniegelenkersatzoperationen durchgeführt. Vor allem bei den unter 60-järhigen ist eine Zunahem zu verzeichnen. (Foto: Imago)

In Deutschland werden zunehmend mehr Kniegelenkersatzoperationen durchgeführt. Vor allem bei den unter 60-järhigen ist eine Zunahem zu verzeichnen. (Foto: Imago)


Die Zahl der Kniegelenkoperationen in Deutschland steigt stetig. Wie eine aktuelle Studie zeigt, betrifft dieser Trend nicht nur die Älteren: So ist die Operationsrate bei den unter 60-jährigen zwischen 2013 und 2016 um 23 Prozent gestiegen. Bei der Operationshäufigkeit bestehen große regionale Unterschiede.

In Deutschland werden einer Studie zufolge immer mehr künstliche Kniegelenke eingesetzt. Zwischen 2013 und 2016 nahm die Zahl solcher Operationen um gut 18 Prozent auf knapp 169 000 Fälle zu, wie die Bertelsmann-Stiftung am heutigen Dienstag in Gütersloh mitteilt. Diese Zahlen hat die Fachredaktion Science Media Center (SMC) in Köln aus Daten des Statistischen Bundesamts errechnet.

Mehr Knie-OPs bei unter 60-jährigen

Laut Bertelsmann ist dieser Trend weder durch medizinische, demografische oder geografische Einflussfaktoren zu erklären. So waren unter den Patienten, denen eine Kniegelenk-Prothese eingesetzt wurde, 2016 rund 33 000 Menschen jünger als 60 Jahre. Ein Zuwachs von 23 Prozent im Vergleich zu 2013, und um 31 Prozent gemessen an 2009. Brigitte Mohn vom Bertelsmann-Stiftungsvorstand kritisierte, vor allem der Blick auf die noch jüngeren Patienten werfe die Frage auf, „ob die Operationen wirklich medizinisch indiziert sind“. Der Trend sei „besorgniserregend“.

Vom Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) hieß es dazu, maßgebend sei der Wunsch des Patienten, der zunehmend anspruchsvoll sei und vom medizinisch-technologischen Fortschritt profitieren wolle. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erklärte in einer Stellungnahme: „Patienten mit Knieproblemen haben in der Regel einen langen Leidensweg hinter sich, ehe operiert wird. Statistische Auswertungen greifen hier zu kurz.“

In Bayern wird am häufigsten operiert

Erstaunlich allerdings: Die Analyse fördert große Unterschiede je nach Bundesland beim Kunstkniegelenk-Ersteinsatz zutage. Die meisten OPs gab es 2016 in Bayern mit 260 Eingriffen je 100 000 Einwohner, gefolgt von Thüringen (243), Hessen und Sachsen-Anhalt (217). Im Mittelfeld liegen Baden-Württemberg (202), Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (201). Die wenigsten künstlichen Kniegelenke werden in Berlin (153) und Mecklenburg-Vorpommern (164) eingesetzt.

Die Wahrscheinlichkeit, eine solche Prothese zu erhalten, sei in Bayern um 70 Prozent höher als in Berlin. Und auf Kreisebene variieren die Zahlen noch einmal enorm. Hängt die Gelenk-Fitness vom Wohnort ab? Die Unterschiede hätten damit zu tun, dass die Zugänge zur Krankenhausversorgung je nach Region anders ausfielen, erläuterte BDC-Vizepräsidentin Julia Seifert. Eine „Verzerrung“ bei den Studienzahlen sei möglich, da SMC nach Wohnort gezählt habe, der OP-Ort könne aber ein ganz anderer sein. Ihrem Verbandskollegen Jörg-Andreas Rüggeberg zufolge hängt es auch von der Zahl der niedergelassenen Orthopäden in einer Region ab, wie oft operiert wird.


dpa / Dr. Bettina Jung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

künstliche Knie-Hype in Bayern

von Dr. Peter Post am 05.11.2019 um 18:51 Uhr

Wer wie die Bayern in der Bergen kraxelt, belastet seine Knie deutlich mehr als die Flachländer. Klar, dass man so eher und häufiger ein Kunstgelenk benötigt. Warum checken das die Ersteller der Studie nicht?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.