Experten fordern Weiterentwicklung

Brauchen innovative Arzneimittel innovative Zulassungsverfahren?

Remagen - 22.06.2018, 15:45 Uhr

Arzneimittelentwicklung hat sich verändert, müssen sich deswegen auch die verfahren zur Zulassung ändern? (Foto: imago)

Arzneimittelentwicklung hat sich verändert, müssen sich deswegen auch die verfahren zur Zulassung ändern? (Foto: imago)


Freie Forschung im „Sandkasten” und Kritik an schnellen Zulassungen

Einen interessanten regulatorischen Ansatz gibt es in Singapur. Hier soll zur Förderung von Innovationen eventuell ein “regulatorischer Sandkasten” etabliert werden. In diesem Sandkasten sollen Unternehmen Innovationen für einen gewissen Zeitraum in einer gesicherten „lebendigen Umgebung“ ohne die volle Belastung der üblichen rechtlichen Einschränkungen erproben können. Für den Verbraucherschutz soll dabei gesorgt sein. Die Versuchsphase soll durch Kliniker, praktische Ärzte, die Industrie und andere Stakeholder sowie die Behörden begleitet werden, die bei dieser Gelegenheit dann auch gleich die passenden Vorgaben entwickeln könnten, um die Innovation zur Marktreife zu bringen.  

Kritik an aktuellen Verfahren für schnelle Zulassung

Bereits heute haben Behörden die Möglichkeit, Arzneimittel schneller zuzulassen, wenn sie zu dem Schluss kommt, es handle sich um einen Therapiedurchbruch (Breakthrough-Status). Allerdings bemängelten Wissenschaftler von der „London School of Economics“ (LSE) zusammen mit US-amerikanischen Kollegen der University of Pennsylvania und der Universität Stanford im vergangenen Jahr, dass aufgrund schneller Zulassungsverfahren in vielen Fällen Arzneimittel auf den Markt kämen, für die es keine ausreichende Evidenz gebe.

Vor knapp zweieinhalb Jahren war die FDA auch stark kritisiert worden, da sie bei schnellen Zulassungen nicht ausreichend ihren Prüfpflichten nachkam: Eigentlich ist die Behörde beispielsweise verpflichtet, vierteljährliche Berichte zu Sicherheitsproblemen herauszugeben, doch im Jahr 2015 war dies offenbar kein einziges Mal erfolgt. Ein im Januar 2016 von einer US-Behörde vorgelegter Bericht des GAO bestätige größte Sorgen, „dass der FDA die grundlegenden Mittel und Aufsichtsmöglichkeiten fehlen, um sicherzustellen, dass schnell auf den Markt gebrachte Arzneimittel tatsächlich sicher und effektiv sind“, hatte die demokratische Kongressabgeordnete Rosa DeLauro damals erklärt. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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