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Kommentierende Analyse
Monopolkommission: Wettbewerb als Allheilmittel
Alte Idee neu belebt
Damit reaktivieren die Gutachter eine Idee, die der mittlerweile emeritierte Essener Ökonomie-Professor Dieter Cassel schon 2006 propagiert hat. Damals sanken allerdings die Apothekenzahlen noch nicht und Apothekenkritiker griffen die Idee gerne auf - wohl mit dem Hintergedanken, so die angeblich zu hohe Apothekenzahl zu reduzieren. Mit sinkenden Apothekenzahlen wurde es stiller um den Vorschlag. Doch die Monopolkommission greift sowohl die Idee als auch die ursprüngliche Begründung von Cassel wieder auf. Nach den Vorstellungen dieser Ökonomen sollen Landapotheken an versorgungskritischen Standorten hohe Gebühren durchsetzen können, während in den Innenstädten der Wettbewerb zu geringen Gebühren führt. So möchten die Gutachter die ländliche Versorgung sichern.
„Tante Emma“-Läden funktionieren nicht
Doch dabei übersehen die Befürworter zwei fundamentale Folgeprobleme: Erstens wäre es zutiefst unsolidarisch, der Oma ohne Auto auf dem Land zu erklären, dass sie mehr für Arzneimittel bezahlen soll als junge mobile Großstadtbewohner. Und zweitens spricht jede empirische Erfahrung gegen diese Idee. Der Untergang dörflicher Geschäfte fast aller Branchen zeigt, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Die meisten Patienten würden nur noch den dringendsten Bedarf in den etwas teureren Landapotheken kaufen. Doch von diesen seltenen Akutfällen allein kann keine Apotheke leben - und sei die Servicegebühr noch so hoch. Die Theoretiker sollten ihren Elfenbeinturm verlassen und auf einer Exkursion durch die Dörfer empirische Erfahrungen sammeln.
Tröstlich dabei bleibt jedoch ein Gedanke: Die Monopolkommission hat auch schon früher mehr Wettbewerb für Apotheken und das Ende der einheitlichen Arzneimittelpreise gefordert. Doch bisher hat die Bundesregierung dies stets zurückgewiesen.
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