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Datenschutz in den USA
Warum Amazon im US-Apothekenmarkt scheitern könnte
Erst Blutdruckmittel, dann Karotten
„Arzneimittelverordnungen sind in hohem Grade persönliche Informationen - sie können Auskunft darüber geben, ob jemand Krebs hat oder eine sexuell übertragbare Krankheit“, zitiert das WSJ Julie Roth, Rechtsanwältin bei der US-Kanzlei Spencer Fane LLP. Das könnte Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre aufwerfen. Demnach wäre es für Amazon schwierig, einem Kunden, der Blutdruckmedikamente bestellt, zu empfehlen, mehr Karotten über Amazon Fresh zu ordern - zumindest nicht, ohne dass sich der Kunde bewusst dafür entscheidet, so die Anwältin.
Nach Einschätzung der Zeitung hätte Amazon nur wenige Möglichkeiten, diese Hürde zu meistern und die Patientendaten zu nutzen: So könnte der Konzern das PillPack-Geschäft in eine eigene Einheit ausgliedern, die nur im begrenzten Maße Daten mit dem Rest von Amazon austauscht. Oder der Handelsriese müsste sein gesamtes Geschäft umorganisieren, um mit dem HIPAA konform zu sein. Das, so die WSJ-Autoren, dürfte aber deutlich mehr Aufwand erfordern als es Vorteile bringt.
Für welche Daten interessiert sich Amazon?
Eine andere Möglichkeit, wenigstens einen Teil der Patientendaten zu nutzen, bestehe darin, die Patienten um deren ausdrückliche schriftliche Einwilligung zu bitten. Die könnte erteilt werden, indem die Kunden ein entsprechendes Kästchen ankreuzen. Dabei wäre allerdings fraglich, ob die Kunden wirklich realisieren, welche Auswirkungen ihr Häkchen hat. „Niemand liest die Hinweise zum Datenschutz“, zitiert das WSJ Ryan Stark, Senior Privacy Attorney bei der Kanzlei Page, Wolfberg & Wirth.
Unabhängig von den Daten der PillPack-Kunden verfügt Amazon bereits heute über große Mengen an Gesundheitsinformationen seiner Kunden, da der Konzern deren Käufe von Artikeln wie medizinische Hilfsgüter, Bücher oder rezeptfreie Medikamente verfolgt. Anfang des Jahres bezeichnete die Washington Post dies als eine „ziemlich große Lücke im HIPAA“. Dieser Datenstrom dürfte nochmals anwachsen, wenn Amazon-Chef Jeff Bezos seine Ankündigung in die Tat umsetzt und zusammen mit der Finanzholding Berkshire Hathaway und der Großbank JP Morgan Chase eine Krankenversicherung gründet. „Letztendlich würde es niemanden überraschen, wenn er als gemeinnütziger Gesundheitsversorger für 1,2 Millionen Angestellte anfangen würde, und diesen Personen in ein paar Jahren auch Amazon-Prime-Vorteile bei allgemeinen Konsumgütern anbietet", sagt Stephen Beck von der in New York ansässigen Beratungsfirma cg42 der Washington Post. „Wenn wir ein paar Jahre in die Zukunft blicken, ist die Sorge um Daten und Privatsphäre offensichtlich.“
1 Kommentar
Amazons Willkür
von Heiko Barz am 04.07.2018 um 11:06 Uhr
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