- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
12. Juli 2018
Schwierig, ganz schwierig: Soll es Pflichtfortbildung geben? Etwa sogar einen Zwang zum Sammeln von Fortbildungspunkten und Abmahnungen und Bestrafungen, wenn man sein Soll nicht erfüllt? Oder sollte es einem akademisch ausgebildeten Heilberufler selbst überlassen bleiben, wann und wie er sich fortbildet? Die Frage ist dann nur, ob er es tut. Mein liebes Tagebuch, die Bandbreite der Menschen ist immens: Es gibt Typen, die bilden sich von sich aus ständig fort, besuchen Kongresse, Seminare, lesen Fachliteratur und tauschen sich aus. Und es gibt die anderen, die seit ihrer Approbation keine einzige Fortbildung mehr besucht haben, geschweige denn Fachzeitungen oder andere Literatur lesen. Und es gibt jede erdenkliche Variante dazwischen. Und es gibt diejenigen, die trotz intensiver Fortbildung ihr Wissen nicht rüberbringen oder bei Kunden einsetzen können. Und diejenigen, die bei minimaler Fortbildung einfach bestens beraten. Streiten kann man auch über den Sinn und Unsinn des Sammelns von Fortbildungspunkten – was bringen sie unterm Strich? Viele Punkte auf dem Konto zu haben, heißt eben leider noch lange nicht, dass das Wissen zum Nutzen der Patienten umgesetzt werden kann. Von den Auslandskongressen wie Schladming oder Meran weiß man, dass es einige Kollegen geben soll, die mit ihrer Testatkarte nur am Ende eines Vortrags eben ihren Stempel holen. Mal nüchtern betrachtet: Vielleicht liegt die Lösung in der Mitte. Wie wär’s mit einer verpflichtenden Basisfortbildung ein- oder zweimal pro Jahr (z.B. an einem Wochenende), bei der das wichtigste Wissen kompakt vermittelt wird, um alle auf dem Laufenden zu halten? Könnte das ein Kompromiss sein?
Die Bayern haben die Ruhe weg. Es genügt ihnen, wenn ihr Verbandsvorsitzender das Stillschweigeabkommen mit dem Bundesgesundheitsminister mit den Worten kommentiert: „Wäre die Entwicklung für die Apotheker bedrohlich, würden wir sicher nicht ruhig bleiben.“ Und er appelliert an seine Verbandsmitglieder, mehr Vertrauen in die Verbandsspitze zu haben, denn „es besteht keine alarmistische Stimmung“. Mein liebes Tagebuch, das nennt man bayerische Gemütlichkeit –oben brennt das Dach und nach unten meldet man: Schön, dass es so kuschelig warm ist. Also, mal Hand aufs Herz, ob das der richtige Weg ist, wegzuschauen und die Baustellen und Bedrohungen um uns herum zu ignorieren und sich nur auf unsere Verbandsspitze zu verlassen? Ein bisschen Druck von unten hat noch nie geschadet. Außerdem, wie kann man diese Alarmglocken überhören: Immer noch nicht und vielleicht nie ein Rx-Versandverbot, Amazon ante portas, Gutachten zum Apothekenhonorar, Gutachten der Monopolkommission, GKV-Papier, Rückstand bei der Digitalisierung samt E-Rezept. Mal ehrlich, kann man da ruhig bleiben? So urgemütlich schaut mir das nicht aus.
9 Kommentare
Stimmt
von Peter Lahr am 16.07.2018 um 11:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Honorardiskussion
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 15.07.2018 um 15:28 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Inhaltliche Führerschaft
von Reinhard Rodiger am 15.07.2018 um 12:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Diverses von heute
von Dr.Diefenbach am 15.07.2018 um 10:03 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: Diverses von heute
von Heiko Barz am 15.07.2018 um 13:37 Uhr
AW: Aber so wird es nicht funktionieren
von Wolfgang Müller am 15.07.2018 um 14:05 Uhr
AW: Diverses von heute - 2HM-Gutachten
von Uwe Hüsgen am 15.07.2018 um 21:08 Uhr
AW: Ein Gutachten "FÜR die Mitarbeiter von 2HM" erstellen?
von Wolfgang Müller am 16.07.2018 um 9:54 Uhr
Weiter so geht nicht beim Tarifvertrag!
von Ulrich Ströh am 15.07.2018 um 8:55 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.