- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
13. Juli 2018
Es war die Woche des Valsartan-Desasters. Eine noch nicht dagewesene Rückrufwelle valsartanhaltiger Arzneimittel verunsichert Fachkreise und Patienten. Der Vorgang offenbart, wie schlecht es heutzutage noch um Transparenz und Nutzung der digitalen Datenverarbeitung steht. Fragen über Fragen tauchen auf und keine Antworten! Zum Beispiel: Seit wann genau besteht die Verunreinigung der Valsartan-Substanz des chinesischen Herstellers? Wie stark ist die Substanz mit N-Nitrosodimethylamin verunreinigt? Warum wurde die Verunreinigung erst jetzt und nicht schon 2012 entdeckt? Wie gefährlich ist die Verunreinigung tatsächlich? Warum konnten die betroffenen Präparate nicht viel schneller identifiziert werden? Was sollen eigentlich die Ärzte ihren Patienten jetzt raten? Selbst wenn die Verunreinigung sehr gering sein sollte: Welcher Patient nimmt weiter ein Arzneimittel ein, das krebserregende Substanzen enthalten soll? Mein liebes Tagebuch, und was sagen eigentlich die Krankenkassen dazu? Und unsere Gesundheitspolitiker? Thema Rabattverträge und Abhängigkeit von ausländischen Herstellern?
Viele Monate, ja Jahre gingen ins Land, ohne dass sich Entscheidendes bewegte beim Thema E-Rezept. BAK-Präsident Kiefer meinte im Mai noch, dass die Entscheidung des Ärztetages, Fernbehandlungen zuzulassen, keine Auswirkungen auf die Apotheker habe – dabei stehen Online-Rezepte in den Startlöchern. Und die Berliner Apothekerkammer scheut sich sogar vor einer Telepharmazie-Debatte auf dem nächsten Apothekertag. Ui, ui, ui, mein liebes Tagebuch, common consent ist das zum Glück nicht. Denn jetzt geht’s los. Jetzt legt unsere ABDA den Turbogang ein. Oder tut zumindest so. Der ABDA-Präsident überrascht mit einem Übergangsprojekt, mit dem man dem offiziellen E-Rezept zuvor kommen möchte („wir wollen schnell sein damit… wir streben die inhaltliche Führerschaft an“). Und jetzt ist schon der nächste „Letter of Intent“ raus: Die ABDA will gemeinsam mit den Softwarehäusern und den Rechenzentren an der Entwicklung und Umsetzung einer elektronischen Verordnung arbeiten. Ein Modellprojekt soll’s werden, das dann in die Telematikinfrastruktur überführt werden kann. Und als der Verband der Apothekenkooperationen davon hörte, meldete er sich natürlich auch zu Wort und will mitmachen. Es heißt, er arbeite bereits an apothekenübergreifenden Lösungen. Na, mein liebes Tagebuch, das geht ja nun Schlag auf Schlag. Hoffentlich gibt’s bei soviel Aktionismus keine Streitereien, wer was darf. Wie heißt es doch: Viele Köche verderben den Brei. Nur mal so nebenbei: Wir erinnern uns an die E-Card, die vor fast zwanzig Jahren angedacht war und bis heute nicht läuft.
9 Kommentare
Stimmt
von Peter Lahr am 16.07.2018 um 11:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Honorardiskussion
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 15.07.2018 um 15:28 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Inhaltliche Führerschaft
von Reinhard Rodiger am 15.07.2018 um 12:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Diverses von heute
von Dr.Diefenbach am 15.07.2018 um 10:03 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: Diverses von heute
von Heiko Barz am 15.07.2018 um 13:37 Uhr
AW: Aber so wird es nicht funktionieren
von Wolfgang Müller am 15.07.2018 um 14:05 Uhr
AW: Diverses von heute - 2HM-Gutachten
von Uwe Hüsgen am 15.07.2018 um 21:08 Uhr
AW: Ein Gutachten "FÜR die Mitarbeiter von 2HM" erstellen?
von Wolfgang Müller am 16.07.2018 um 9:54 Uhr
Weiter so geht nicht beim Tarifvertrag!
von Ulrich Ströh am 15.07.2018 um 8:55 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.