Zulassungserweiterung

Fosaprepitant jetzt auch zur Antiemese bei Kindern

Stuttgart - 27.07.2018, 14:00 Uhr

Die Belastung durch
eine Chemotherapie kann deutlich verringert werden, wenn Nebenwirkungen wie Erbrechen
und Übelkeit leitliniengerecht behandelt werden. (b / Foto: Frantab / stock.adobe.com)

Die Belastung durch eine Chemotherapie kann deutlich verringert werden, wenn Nebenwirkungen wie Erbrechen und Übelkeit leitliniengerecht behandelt werden. (b / Foto: Frantab / stock.adobe.com)


Der intravenös zu verabreichende NK1-Rezeptorantagonist Fosaprepitant (Ivemend®) ist ab sofort auch zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen bei Kindern und Jugendlichen zugelassen, die eine hoch oder moderat emetogene Chemotherapie erhalten.

Die verfügbaren Neurokinin‑1-(NK1-)Rezeptorantagonisten unterscheiden sich bezüglich der verfügbaren Darreichungsformen und ihrer Zulassung: Netupitant als orale Fixkombination mit Palonosetron ist nur für Erwachsene zugelassen. Rolapitant ist als Filmtabletten auch nur für Erwachsene erhältlich. Aprepitant gibt es dagegen als Hartkapseln für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren sowie als Pulver zur Herstellung einer Supension – für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder im Alter von 6 Monaten bis 12 Jahren (≥ 6 Monate, < 12 Jahre).  

Fosaprepitant ist als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung verfügbar – für Erwachsene und neuerdings auch für Kinder und Jugendliche ab 6 Monaten. Darauf weist aktuell Hersteller MSD in einer Pressemitteilung hin: Der intravenös zu verabreichende NK1-Rezeptorantagonist Fosaprepitant (Ivemend®) ist demnach ab sofort zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen bei Kindern ab 6 Monaten und mindestens 6 kg Körpergewicht sowie Jugendlichen, die eine hoch oder moderat emetogene Chemotherapie erhalten, zugelassen. Fosaprepitant ist ein Prodrug des oralen Wirkstoffs Aprepitant (Emend®) und wird nach intravenöser Anwendung rasch zu Aprepitant umgewandelt.

Fosaprepitant soll bei Kindern und Jugendlichen ab 6 Monaten und mindestens 6 kg Körpergewicht in Kombination mit einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten mit oder ohne Corticosteroid (wie Dexamethason) verabreicht werden. Die Infusion sollte circa 30 Minuten vor Beginn der Chemotherapie abgeschlossen sein. Zudem sei bei Kombination mit einem Corticosteroid im Rahmen von ein- oder mehrtägigen Regimen einer hoch emetogenen (HEC) oder moderat emetogenen Chemotherapie (MEC) an den Tagen 1 bis 4 die empfohlene Corticosteroiddosis um 50 Prozent zu reduzieren, heißt es in der Fachinfo. 

Wie wirksam und sicher ist Fosaprepitant bei Kindern?

Die Wirksamkeit eines eintägigen Dosierungsregimes für Fosaprepitant bei Kindern und Jugendlichen wurde laut MSD ausgehend von dem für Erwachsene etablierten eintägigen Dosierungsregime extrapoliert. Die Wirksamkeit eines dreitägigen Dosierungsregimes bei Kindern und Jugendlichen basiert auf dem für diese Altersgruppe etablierten dreitägigen oralen Dosierungsregime für Aprepitant. 

Die Sicherheit von Ivemend® soll im Rahmen einer gepoolten Analyse von drei aktivkontrollierten klinischen Studien mit insgesamt 139 Kindern und Jugendlichen (im Alter von 6 Monaten bis 17 Jahren) untersucht worden sein. Diese Kinder und Jugendlichen erhielten entweder eine HEC oder MEC und Ivemend® mit der für das eintägige Dosierungsregime empfohlenen oder einer höheren Einzeldosis. Zur Anwendung des dreitägigen i.v.-Regimes mit Fosaprepitant liegen keine Daten bei Kindern und Jugendlichen vor. Es sei jedoch zu erwarten, dass das Sicherheitsprofil des dreitägigen i.v.-Regimes mit Fosaprepitant bei Kindern und Jugendlichen mit dem des eintägigen Regimes vergleichbar ist.

Das Sicherheitsprofil von Fosaprepitant soll für alle Altersklassen im Allgemeinen dem für Aprepitant beschriebenen Profil entsprechen.

Wann kommen NK1-Rezeptorantagonisten zum Einsatz?

Chemotherapie-induzierte Nausea und Emesis (chemotherapy-induced nausea and vomiting, CINV) werden üblicherweise in zwei Risikokategorien eingeteilt: Die hochemetogene Chemotherapie (HEC) und die moderat emetogene Chemotherapie (MEC). Die HEC führt ohne entsprechende Prophylaxe mit einem über 90-prozentigen Risiko zu CINV-Episoden, die MEC mit einem 30- bis 90-prozentigen Risiko. Im Artikel „Chemotherapie ohne Übelkeit und Erbrechen“ aus der DAZ 25/2016 findet sich eine Liste ausgewählter Chemotherapeutika mit ihren emetogenen Potenzen.

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Nausea und Emesis können bei einer Chemotherapie akut (bis 24 Stunden nach Infusionsbeginn, Ursache: Serotoninfreisetzung im Darm), verzögert (Folgetage, Ursache: weniger Serotonin, mehr Neurotransmitter wie Substanz P) oder konditioniert auftreten. Leitlinien zur Antiemese bei Chemo- und Strahlentherapie empfehlen vor allem

  • 5-HT3-Rezeptorantagonisten (Setrone),
  • Dexamethason und
  • Neurokinin‑1-(NK1-)Rezeptorantagonisten.

Generell wird bei einer HEC das Triple-Regime aus 5-HT3-Antagonist, NK1-Rezeptorantagonist und Dexamethason empfohlen. Bei einer MEC erfolgt zunächst die duale Kombination eines 5-HT3-Antagonisten (vorzugsweise Palonosetron) mit Dexamethason. Bei weniger emetogenen Protokollen reicht die alleinige Gabe von Dexamethason.

Die 5-HT3-Antagonisten kommen nur am Tag der Chemotherapie zum Einsatz, weil sie an den Folgetagen weniger wirksam sind – Dexamethason wirkt dagegen auch dann.

Bei verzögertem CINV gewinnt die Substanz P, ein Agonist des NK1-Rezeptors, an pathophysiologischer Bedeutung. NK1-Rezeptorantagonisten (Aprepitant, Fosaprepitant, Netupitant, Rolapitant) sind somit eine weitere effektive Wirkstoffklasse, die in Studien Placebo oder Dexamethason (allein) überlegen war.

Die MASCC-Leitlinien (Multinational Association of Supportive Care in Cancer) sehen vor, Aprepitant auch bei Kindern anzuwenden (zum Beispiel Triple-­Regime Granisetron/Dexamethason/Aprepitant).



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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