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Zur Prophylaxe
Migräne-Antikörper Erenumab in der EU zugelassen
Novartis' Migräne-Antikörper Erenumab (Aimovig®) kann nun auch in der EU vermarktet werden. Nach der US-Zulassung im Mai und der Zulassung in der Schweiz vor zwei Wochen hat nun die EU-Kommission dem Wirkstoff auch für die EU den Marktzugang genehmigt. Erenumab richtet sich gegen den Rezeptor des Calcitonin Gene-Related-Peptide (CGRP) und soll prophylaktisch bei Migränepatienten mit mindestens vier Migränetagen pro Monat zum Einsatz kommen.
Anfang Juni hatte sich der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP) positiv zu Erenumab (Aimovig®) geäußert und den CGRP-Rezeptor-Antikörper zur Zulassung empfohlen. Nun ist die EU-Kommission der Empfehlung gefolgt und hat die Zulassung erteilt. In den USA ist der Migräne-Antikörper bereits seit Mai zugelassen. Novartis-Chef Vas Narasimhan hatte sich vor knapp zwei Wochen bei der Präsentation der Q2-Zahlen positiv überrascht über die US-Nachfrage nach Aimovig® gezeigt. Diese sei beispiellos gewesen, was ein gutes Vorzeichen für die Lancierung in Europa sei.
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Zugelassen ist Erenumab zur Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne, und zwar bei Erwachsenen mit mindestens vier monatlichen Migränetagen. Nach einer Schulung können Patienten Aimovig® auch selbst mittels Autoinjektor subkutan injizieren. Die Applikation erfolgt einmal pro Monat – jeweils 70 mg. Einige Patienten profitieren laut US-Info aber auch von einer Gabe an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, also 140 mg. Die häufigsten Nebenwirkungen in den Studien waren Reaktionen an der Injektionsstelle und Obstipation.
Wie wirkt Erenumab
Erenumab ist ein humaner IgG2 -Antikörper, der sich gegen den Rezeptor von CGRP (Calcitonin Gene-Related-Peptide) richtet. Damit setzt der Antikörper auf einen völlig neuen Ansatz in der Migräne-Prophylaxe und ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse. Durch Bindung an den CGRP-Rezeptor wird die Interaktion mit dem natürlichen Liganden CGRP gehemmt. CGRP ist ein Neuropeptid aus 37 Aminosäuren, das im peripheren und im zentralen Nervensystem exprimiert wird. Es hat stark gefäßerweiternde Eigenschaften und spielt bei der Schmerzauslösung sowie bei der neurogenen Entzündung eine zentrale Rolle. Bei Migränepatienten kann man bei einem Anfall erhöhte CGRP-Werte feststellen. Durch die intravenöse Verabreichung des Peptids lassen sich sogar Anfälle auslösen. Die Triptane, die in der Akuttherapie der Migräne eingesetzt werden, hemmen unter anderem auch die Ausschüttung von CGRP, indem sie als Agonisten an 5-HT1-Rezeptoren wirken. Neben der Reduktion der CGRP-Ausschüttung führen sie zu einer Gefäßverengung, hemmen die nozizeptive Transmission (Schmerzleitung) und reduzieren die Ausschüttung anderer Neuropeptide wie Substanz P.
Weitere Migräne-Antikörper in der Pipeline
Novartis, beziehungsweise Amgen, die Erenumab in den USA vermarkten, sind nicht die einzigen Hersteller, die im Bereich der Migräne-Antikörper aktiv sind. Teva forscht derzeit an Fremanezumab. Der Antikörper richtet sich direkt gegen CGRP und nicht, wie Erenumab, gegen den Rezeptor des Neuropeptids. Derzeit laufen Phase-III-Studien zu Fremanezumab. Weitere Antikörper, ebenfalls in Phase-III und direkte Neutralisatoren von CGRP, sind Galcanezumab von Eli Lilly und Eptinezumab aus dem Hause Alder Biopharmaceuticals.
Was gibt es bisher zur Prophylaxe?
Von Migräneattacken sind laut Zahlen der Stiftung Kopfschmerz circa 10 Prozent der Bevölkerung betroffen, von denen zwei Millionen an wiederkehrenden Attacken leiden. Rund 8 Prozent aller Männer und 12 bis 14 Prozent aller Frauen leiden unter Migräne. Bei einer Attackenfrequenz von mehr als drei Attacken pro Monat oder bei weniger Attacken, die aber mit der Akutmedikation nicht ausreichend beherrscht werden können (z.B. keine befriedigende Schmerzkupierung möglich oder sehr lange Aura mit ausgeprägten neurologischen Ausfallsymptomen), ist eine medikamentöse Prophylaxe der Migräne indiziert. Mittel der ersten Wahl sind Betablocker, Flunarizin, Valproat und Topiramat.
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Auf die Mittel der ersten Wahl zur Migräneprophylaxe sprechen bis zu 70 Prozent aller Betroffenen an. Es kann daher notwendig sein, mehrere Substanzen auszuprobieren, bevor ein geeignetes Medikament zur Prophylaxe gefunden wird. Für weitere Substanzen liegen weniger kontrollierte Studien vor oder ist die Wirksamkeit nicht so ausgeprägt wie bei den zuvor genannten. Diese Substanzen sollten daher nur eingesetzt werden, wenn die Mittel der ersten Wahl nicht wirksam gewesen sind oder wenn gegen alle Kontraindikationen vorliegen. Zu diesen Substanzen der zweiten Wahl gehören u.a. Amitriptylin, Venlafaxin, Naproxen, ASS.
4 Kommentare
Aimovic
von Nathalie Lehmann am 18.09.2019 um 12:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Erenumab
von Dr. Stratemeyer am 09.10.2018 um 16:09 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Erenumab
von Nadia am 20.11.2018 um 18:06 Uhr
AW: Erenumab
von Nathalie Lehmann am 18.09.2019 um 12:50 Uhr
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