Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

05.08.2018, 07:45 Uhr

Ein Gläschen auf den Nachtdienstfonds! ( r / Foto: Andi Dalferth)

Ein Gläschen auf den Nachtdienstfonds! ( r / Foto: Andi Dalferth)


So heiß wie es jetzt ist, so heiß wird es auf dem diesjährigen Apothekertag in München im Oktober. Zumindest gefühlt. Denn: Spahn kommt und bringt sein Maßnahmenbündel mit, wie’s mit den Apotheken weitergehen soll. Da blüht uns was. Derweil versucht der Großhandel mit einem Whitepaper sein Fixum zu erhöhen und festzuzurren, die FDP will einen Strukturfonds für Landapos, und der Apothekerverband und die Krankenkassen ringen um marktgerechte Preise für Rezeptursubstanzen. Also eine ganz normale, heiße Woche. Abkühlung bringt ein Gläschen Sekt für fünf Jahre Notdienstfonds – reibungslos. 

30. Juli 2018 

Das war ja zu erwarten: Die Kritik nehmen die Macher des Honorargutachtens, das sie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums ausarbeiteten, nicht einfach so hin. Sie legen nach. Die Honorargutachterin Iris an der Heiden von der Agentur 2hm nimmt die Gelegenheit wahr, in der Zeitschrift G+G Wissenschaft des Wissenschaftlichen Instituts der AOK – wo sonst – ihren Standpunkt zu unterstreichen. Sie meint: Das Rx-Versandverbot ist nicht die Problemlösung für Apotheken. Sie fordert vielmehr einen Strukturfonds für wirtschaftlich gefährdete Apotheken. Sie geht davon aus, dass viele Apotheken – sie geht von 7600 aus – wirtschaftlich nicht mehr zu retten seien. Mit 100 Mio. Euro jährlich könnten alle Landapotheken mit Umsätzen bis 2 Mio. Euro einen Überschuss von jeweils 100.000 Euro erzielen. Mein liebes Tagebuch, Zuschüsse für Landapos? Das muss man sich mal ausmalen: Allein die Abgrenzung und die Frage, wer noch Landapotheke ist und wer nicht und ab wann man eine hilfsbedürftige Apotheke ist, lässt sich nur mit Hauen und Stechen durchführen. Und wie lange soll subventioniert werden? Und dann wird das den Kassen und der Politik zu teuer und man beschließt, dass man die Hälfte der Apotheken über die Wupper lässt und so weiter und so fort – nein, man kann sich das nicht Ausmalen. Eine solche Denke, die zudem darauf hinausläuft, den Rx-Versand zu rechtfertigen, und die damit voll auf Kassenlinie liegt, ist schon mega-schräg. Vielleicht machen wir es mal wie die Bauern-Lobby: Wir fordern mal 1 Milliarde Euro als Ausgleich für die gefährdete Apothekenstruktur – die Arzneimittelversorgung ist mindestens so wichtig wie die Lebensmittelversorgung. Nein, im Ernst: Solche Ansichten kommen heraus, wenn man Fachfremde mit Gutachten zum Arzneimittel- und Apothekenmarkt beauftragt. Sie werden in die Welt gesetzt, werden von den Kassen verbreitet – und die ABDA sagt immer noch nichts dazu. Dabei gibt es einen Stab an Externen, die sicher bereit wären, ihr hervorragendes Argumentationsmaterial zur Verfügung zu stellen…


Nach dem Skonto-Urteil will das Bundesgesundheitsministerium für Klarheit sorgen: Mit dem geplanten Terminservice- und Versorgungsgesetz von Minister Spahn soll der Großhandel seinen  Festzuschlag von 70 Cent erheben müssen und darf ihn nicht für Rabatt oder Skonto einsetzen. Für den Wettbewerb stünde dem Großhandel nur der Zuschlag von 3,15 Prozent und höchstens 37,80 Euro zur Verfügung. DAZ-Wirtschaftsexperte Müller-Bohn hat sich den Wortlaut des Gesetzentwurfes angesehen und findet, dass auch mit diesem Gesetz noch Auslegungsfragen offen wären, zumal das Entscheidende, was mit dem Gesetz erreicht werden soll, nur in der Begründung und nicht im Wortlaut der Verordnung steht. Mein liebes Tagebuch, da fragt sich doch der interessierte Laie: Hat das Ministerium keine Juristen, die einen Gesetzestext eindeutiger formulieren können? Und wenn es dann tatsächlich so kommt: Was bedeutet es für Apotheken, wenn alle Nachlässe des Großhandels an Apotheken bei 3,15 Prozent auf den Abgabepreise des pharmazeutischen Unternehmers gedeckelt würden? Für manche könnte es schmerzlich werden. Geht das dann in Richtung natürliche Auslese…



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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Rückblick auf das Jahr 2018 

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7 Kommentare

NN-Fonds

von Heiko Barz am 06.08.2018 um 12:05 Uhr

Änderungen in der Wortwahl.
Bei der Betrachtung des NN kommt immer der Begriff :
„ Ausschütten“ des Fonds.
ich finde diese Wortwahl irreführend, wenn man bedenkt, in welchen Zusammehängen dieses Wort gebraucht wird. Dividenden werden ausgeschüttet.
Aber die durch den NN-Fonds ausgezahlten Gelder sind die grenzwertige Mindestbezahlungen für NN.

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PTA ausbildung

von Dr.Diefenbach am 05.08.2018 um 17:55 Uhr

Im Zuge des politischen Geschehens geht das in Teilen leider unter:Längst überfällig ist hier ein Kurswechsel .Längere Ausbildung,dual ausgerichtet,es gibt außer den PTAs kaum eine Ausrichtung im Gesundheitswesen,die nicht drei Jahre bis zum Abschluss unterrichtet werden.Die Weiterqualifikation muss außerdem diskutiert werden.Das heikle "Vertretungsthema"kommt sowieso wieder.Dass das viele nicht ansprechen wollen,ist ja bekannt.Nur:Wie soll der Fachkräftemangel eigentlich behoben werden?ich rege da mal eine DISKUSSION an:Es ist doch sinnvoller,eine voll in der Praxis stehende PTA(w/m-sonst meckert noch jemand) diesbezüglich einzusetzen statt oft auf Vertretungen zurückgreifen zu müssen,die einen Betrieb vor Ort uU gar nicht kennen.Und noch was :Etliche PTAs sind doch den Pharnazeuten im HV ebenbürtig.Diese Meinung passt vielen nicht,sie stimmt aber dennoch!Ich bin gespannt ob die ABDA das Thema auch langfristig negiert.Ich weiß aus eigener Erfahrung um die diesbezügliche Denkblockade von Seiten der GF.Könnte genauso desaströs verlaufen wie die Sache 2hm....

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AW: PTA ausbildung

von Thomas Kerlag am 07.08.2018 um 8:28 Uhr

Her Dr. Diefenbach ist der Ansicht, dass die PTA schon jetzt dem Apotheker ebenbürtig ist. Konsequenterweise sollte die Pta nach einer Erweiterung der Ausbildung erst recht den Apotheker anweisen. Das ist für ihn schön, da er seine Apotheken organisiert, die Rezeptur und den Handverkauf aber PTA fûr billiges Geld schmeißen.
Da stellt sich die Frage, warum die PTa nicht gleich die Betriebserlaubnis bekommen sollte und das große Geld verdient.
Wenn seine Frau PTa ist, dann kann er unvermisst Golf spielen gehen. Wenn nicht, bleibt noch seine Umschulung zur PTA.
Im Ernst. Gibt es solche Kommentare zu paramedizinischen Berufen von Ärzten?
Meines Wissens nach sind PTa sehr stark von den Inhouse Schulungen der Industrie und deren Hochglanzprospekten geprägt.
Wo ist den das Betätungsfeld für den Akademiker.
Medikationsmanagement etc. das den Bildungsunterschied zeigt. Da weiterzukommen haben es die Apotheker über Jahrzehnte nicht geschafft. Aber Entschuldigung. Wenn es z.B. um eine Wechselwirkung mit QT Zeitverlängerung geht, sehe ich schon meinen Wissensvorsprung.
Und in diesen Pool verwirrt, versierter Apotheker will Kiefer mehr angestellte Apotheker Hineinzwingen. Aber bitte ohne aufwendige Ausbildung, die sogleich ohne Ansehenzuwachs brachgelegt wird.

was nicht erwähnt wird

von Karl Friedrich Müller am 05.08.2018 um 9:54 Uhr

und uns doch auch betrifft:
Das Pflegegesetz.
Mehr Pflegekräfte, die auch noch mehr verdienen sollen.
Bezahlt von der Krankenkasse.
Und keiner reagiert?
hier werden für gesamtgesellschaftliche Aufgaben einmal mehr nur der Beitragszahler zur Kasse gebeten. Weil eben mal viel Geld in der Kasse ist.
Das ist schon wieder ein Mißbrauch der Krankenkassen.
Und was ist, wenn das Geld verballert ist?
Beitragssteigerung? Eher nicht- und dann kann man raten, wo gespart wird.
Eine bessere Pflege ist notwendig. Keine Frage. Aber die Finanzierung ist so unmöglich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Heute morgen!

von Ulrich Ströh am 05.08.2018 um 8:52 Uhr

Heute morgen beim Bäcker:

Der Apotheker reibt sich die Augen:

Schlagzeile der Welt am Sonntag:
Sichere Arzneimittel nicht zum Schnäppchenpreis !

Dazu ein Artikel im Wirtschaftsteil über
einen- Kranken - Markt...
Und Einschätzungen vom Pharmakologen
Fritz Sörgel,die jeder Leser versteht.

Man sieht ,es geht doch.
Man muss es nur wollen !

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Heute morgen und die letzten Tage

von gabriela aures am 05.08.2018 um 10:23 Uhr

...und wenn wir jetzt noch die Beschwerden der KUNDEN auf der FB-Seite einer großen Versandapotheke in den NL über „heiße Ware“ und ungefragten Austausch von AMs lesen, (auf die Seite gehen, links den Unterpunkt „Community“ anklicken und mal lesen...) sind das eine einzigartige Chancen, hier belegt, sichtbar und nachvollziehbar mit Arzneimittelsicherheit und Compliance zu argumentieren.
Seltsam, daß die GrünInnen als Grundsatzbetroffene oder Frau Sabine Dittmer als Ärztin aber vielsagend schweigen....

AW: Temperaturführung/DocMo

von Dr. Christian Meisen am 05.08.2018 um 18:11 Uhr

Liebe Gaby, liebe Kollegen/innen
....man sollte den "Blog" ruhig nutzen, um den pharm. Laien aufzuklären. Soeben an passender Stelle "einkommentiert:

Die Temperaturführung in der Lieferkette(Hersteller-Großhandel-Apotheke) und Lagerung ist alles andere als trivial! Als Ex-Industrieapotheker und seit 25 Jahren niedergelassen, weiß ich um den Aufwand bei den Herstellern (Ablagern in verschiedenen Klimazonen, danach Qualitätskontrolle und Erfüllung der Spezifikationen), danach Meldung an die Behörden und Erteilung der Zulassung mit Lagertemperatur und Verfallsdatum. Bei empfindlichen Wirkstoffen kann es bereits nach 10 Stunden (und früher) ausserhalb des zugelassenen Temperaturbereichs zu Veränderungen kommen, wie Wirkungsverlust, Bildung von giftigen Metaboliten usw. . Während in der niedergelassenen deutschen Apotheken an allen Ecken und insbesondere in den Kühlschränken Temperaturlogger aufzustellen sind, welche ausgelesen auf Verlangen den Aufsichtsbehörden vorgelegt werden müssen, scheint dies für den Versand aus Holland in dieser Form nicht zu gelten. Auch unsere Großhandlungen mussten Ihre Fahrzeugflotten komplett umrüsten, damit auch auf kurzem Weg die Lagertemperaturen eingehalten werden.
Dies zur Info.
MfG
Dr. Christian Meisen

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