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Kleine Anfrage
Linke fragen nach „Kontrollversagen“ in Valsartan-Krise
Die Bundestagsfraktion der Linken hat sich in einer Kleinen Anfrage zu den Verunreinigungen valsartanhaltiger Arzneimittel mit dem Kanzerogen NDMA an die Bundesregierung gewandt. Sie möchte unter anderem wissen, ob nach Ansicht der Bundesregierung von einem „Kontrollversagen“ gesprochen werden kann und was seitens der Bundesregierung unternommen wird, solche Vorkommnisse künftig zu verhindern.
Länger als einen Monat ist nun bekannt, dass der vom chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical produzierte Wirkstoff Valsartan in großem Ausmaß mit dem als wahrscheinlich krebserregend eingestuften N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt war – und das anscheinend bereits seit Jahren. Hintergrund war offenbar eine Änderung der Synthese. Bei dem neuen Verfahren entstehen andere Zwischenprodukte als beim alten, unter anderem NDMA. Die vorgeschriebene Analytik wurde jedoch nicht angepasst.
Nun hat die Bundestagsfraktion der Linken im Rahmen einer Kleinen Anfrage der Bundesregierung einen umfangreichen Fragenkatalog zum Thema vorgelegt. Beispielsweise möchte die Fraktion wissen, inwiefern nach Kenntnis der Regierung eine Gesundheitsgefährdung für Patienten besteht, die die zurückgerufenen Arzneimittel eingenommen haben, und von wie vielen zusätzlichen Krebsfällen sie ausgeht. Unter anderem die EMA hatte hierzu eine Schätzung von einem Fall pro 5000 Patienten bei Einnahme einer 320mg-Dosis über vier Jahre abgegeben. Die Linke möchte zudem Zahlen dazu haben, wie hoch der Umsatz mit den von den NDMA-Verunreinigungen betroffenen Präparaten war. Außerdem fragt sie, wie lange die NDMA-Verunreinigung nach Kenntnis der Bundesregierung unerkannt blieb.
Viele Fragen zur Qualitätskontrolle
Insbesondere interessiert sich die Fraktion aber für das Thema Qualitätskontrolle beziehungsweise deren mögliches Versagen im Fall Valsartan. Hierzu findet sich ein ganzer Fragenblock in der Kleinen Anfrage:
Zum Beispiel,
- inwiefern es vor und während der Vermarktung
unabhängige Kontrollen gibt, ob die Qualität der Arzneimittel den Anforderungen
entspricht,
- welche chemisch-analytischen Vorgaben zum Qualitätsnachweis
gefordert werden und wie üblicherweise auf neue Synthesewege mit
möglicherweise anderen potenziellen Verunreinigungen reagiert wird,
- welche
Institution nach Kenntnis der Bundesregierung zuständig dafür gewesen wären,
die potenzielle Kontamination mit NDMA aus dem Syntheseweg zu erkennen und die
Prüfvorschriften anzupassen,
- inwiefern nach Ansicht der Bundesregierung von
einem „Kontrollversagen“ gesprochen werden kann. Und vor allem, ob bei der
Festlegung der Wirkstoff- und Arzneimittelprüfungen fehlerhaft vorgegangen
wurde, als NDMA nicht als wahrscheinlicher Rückstand bei dem neuen Syntheseverfahren
erkannt wurde,
- wer grundsätzlich die Einhaltung der Qualitätsvorgaben bei dezentral oder national sowie bei zentral zugelassenen Arzneimitteln überprüft und wie gewährleistet wird, ob die Vorgaben über den Vermarktungszeitraum eingehalten werden
- und was die Bundesregierung unternehmen wird, um „Kontrollversagen“ wie im Fall Valsartan künftig zu verhindern.
Screening für betroffene Patienten?
Außerdem interessiert sich die Linksfraktion noch dafür, wie groß der Anteil der Wirkstoffe in Deutschland vermarkteter Arzneimittel ist, die in China und Indien hergestellt werden, und welche Herausforderungen sich dadurch für die Überwachung ergeben beziehungsweise welche Maßnahmen die Bundesregierung ergriffen hat, um diese Herausforderungen anzugehen.
Auch Rabattverträge sind ein Thema. Fraktionsmitglied Sylvia Gabelmann, die einzige Apothekerin im Bundestag, hatte sich hierzu bereits gegenüber DAZ.online geäußert: Sie fordert deren Abschaffung und stattdessen eine Schärfung des Festbetragssystems. Ihre Fraktion möchte nun wissen, inwieweit der Preisdruck durch die Rabattverträge aus Sicht der Regierung dazu beiträgt, dass die Produktion von Wirkstoffen und Fertigarzneimittel zunehmend nach Fernost verlagert wird.
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In den beiden letzten Fragen dreht es sich um die betroffenen Patienten. So fragt die Fraktion, ob es eine regelhafte Erstattung der für zurückgerufene Präparate geleisteten Zuzahlung gibt und ob Patienten, die von einem zuzahlungsfreien Präparat auf ein zuzahlungspflichtiges Präparat umgestellt wurden, ihre Zuzahlung zurückbekommen. Und zu guter Letzt wird gefragt, wie die Bundesregierung zu einem Screening auf künftige Krebserkrankungen bei den Personen steht, die verunreinigte Valsartan-Präparate eingenommen haben.
Mit einer Antwort rechnet die Fraktion aufgrund der Sommerpause frühestens in zwei Wochen.
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