Erste Hinrichtung mit Fentanyl

Trotz Klage von Fresenius: Nebraska tötet 60-jährigen Häftling

Berlin - 15.08.2018, 17:00 Uhr

Am gestrigen Dienstag hat der US-Bundesstaat Nebraska erstmals einen Verurteilten mit Fentanyl hingerichtet. Aus Sorge vor Rufschädigung war Fresenius erfolglos dagegen vorgegangen. ( r / Foto: Imago)

Am gestrigen Dienstag hat der US-Bundesstaat Nebraska erstmals einen Verurteilten mit Fentanyl hingerichtet. Aus Sorge vor Rufschädigung war Fresenius erfolglos dagegen vorgegangen. ( r / Foto: Imago)


Am gestrigen Dienstag starb im US-Bundestaat Nebraska ein 60-jähriger Mann durch die Giftspritze, die unter anderem Fentanyl enthielt. Am vergangenen Freitag scheiterte Fresenius damit, gegen die Exekution gerichtlich vorzugehen. Der deutsche Pharmakonzern vermutet, dass zwei der vier Komponenten der tödlichen Injektion aus seiner Produktion stammten.

Gegen den Protest des deutschen Pharmaherstellers Fresenius Kabi ist am Dienstag im US-Bundesstaat Nebraska ein Häftling hingerichtet worden. Die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates bestätigte den Tod des 60-Jährigen, der 1980 wegen Mordes an zwei Taxifahrern zum Tode verurteilt worden war.

Fresenius mit Klage gescheitert

Der Giftcocktail enthielt vier Substanzen, darunter das erstmals bei einer Hinrichtung in den USA eingesetzte Fentanyl. Bei zwei weiteren Substanzen hatte Fresenius vermutet, dass es sich um Produkte aus seiner Herstellung handeln könnte und war dagegen vorgegangen. Der Konzern argumentierte, er könne nicht zulassen, dass bei der Hinrichtung per Giftspritze seine Präparate zum Einsatz kommen. Er warf den Behörden vor, durch Täuschung in den Besitz der Mittel gekommen zu sein. Dies schädige den Ruf des Unternehmens.

Die Klage wurde jedoch von einem Gericht in Nebraska als unbegründet zurückgewiesen. Auch die Berufung scheiterte nur Stunden vor der Exekution. Die Behörden in Nebraska verrieten allerdings nicht, woher genau die Präparate für den Giftcocktail stammten. Die Medikamente seien von einer lizenzierten US-Apotheke bezogen worden.

Pharmakonzerne befürchten Rufschädigung

Die Hinrichtung am Dienstag war die erste im Bundesstaat Nebraska seit 1997. In diesem Jahr fanden in den Vereinigten Staaten insgesamt 16 Hinrichtungen statt. Die US-Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe vollstreckt wird, kommen zunehmend schwerer an die tödlichen Substanzen heran. Denn ähnlich wie Fresenius gehen immer mehr Pharmahersteller, wie in der Vergangenheit auch Pfizer, Lundbeck oder Johnson & Johnson, gegen die Verwendung ihrer Produkte zur Hinrichtung vor.

Die Konzerne fürchten dabei um ihren Ruf, weil die Todesstrafe in den westlichen Demokratien außerhalb den USA abgelehnt wird. „Nur die wenigsten Unternehmen positionieren sich dabei offen gegen die Todesstrafe“, kritisiert DAZ.online-Chefredakteurin und Apothekerin Julia Borsch gegenüber dem Deutschlandfunk. Eine Ausnahme bilde das Unternehmen Roche, das in seiner Stellungnahme die Todesstrafe deutlich ablehnte.

US-Behörden experimentieren wegen Lieferschwierigkeiten

Nach Angaben des US-Informationszentrums zur Todesstrafe wurden alle bisher 16 Hinrichtungen in den Vereinigten Staaten seit Jahresbeginn mit der Giftspritze vollstreckt. Üblicherweise besteht die Todessspritze aus einem Barbiturat, einem Muskelrelaxans und Kaliumchlorid. Wegen Lieferschwierigkeiten weichen die Behörden auf alternative Substanzen aus, wie am gestrigen Dienstag auf Fentanyl. Vor dem Hintergrund, dass das Opioid in den Staaten wegen seines Suchtpotenzials berüchtigt ist und schon tausende Todesopfer gefordert hat, wirkt der Einsatz von Fentanyl zynisch.

Experten kritisieren die Experimentierfreudigkeit der Behörden, weil die Alternativsubstanzen die Hinrichtungsdauer qualvoll verlängern können. So erlitt 2014 ein Verurteilter einen zweistündigen Todeskampf, der mit Midazolam und Hydromorphon hingerichtet wurde.



dpa / Dr. Bettina Jung
redaktion@daz.online


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