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Magen-Darmerkrankungen
Noroviren-Cluster überlisten das Immunsystem
Eine Forschergruppe aus den USA hat herausgefunden, dass Viren, die schwere Magen-Darmerkrankungen verursachen, nicht einzeln, sondern durch membrangebundene „Viruscluster“ auf den Menschen übertragen werden. Dies verschlimmert ihre Ausbreitung und die Schwere der Krankheit.
Bis
vor einigen Jahren wurde angenommen, dass Viren, inklusive Noro-und Rotaviren, nur als Einzelkämpfer unterwegs sind. Im Jahr 2015 hatte dann eine Forschergruppe
um Nihal Altan-Bonnet vom National Heart, Lung, and Blood Institute (NHBI) in
Bethesda im US-Staat Maryland gezeigt, dass Polioviren als Paket mehrerer
Viruspartikel in membrangebundenen Vesikeln übertragen werden können.
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Die Wissenschaftler verglichen dieses neue Modell der Übertragung mit einem trojanischen Pferd: Eine Gruppe membrangebundener Viren trifft auf eine Wirtszelle und wird dort deponiert, wobei sie der Erkennung durch das Immunsystem ausweicht. Sie wussten aber nicht, ob das System auch für Menschen und Tiere zutrifft und wie effektiv die Pakete Wirtszellen infizieren. Dem sind sie nun weiter nachgegangen. Die Ergebnisse ihrer Studie sind vor einigen Tagen bei Cell Host & Microbe online erschienen.
Immer wieder Infektionsausbrüche
In der Studie konzentrierten sich die Bethesda-Forscher auf schwer zu behandelnde Noroviren und Rotaviren, die häufigste Ursache von Magen-Darmerkrankungen, die jährlich Millionen von Menschen befallen. Sie verursachen Symptome wie starke Bauchschmerzen und Durchfall und können bei kleinen Kindern und älteren Menschen manchmal sogar zum Tod führen. Die Viren werden hauptsächlich durch die versehentliche Einnahme winziger Partikel aus dem Stuhl einer infizierten Person übertragen, zum Beispiel durch kontaminierte Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten. Da sie hoch ansteckend sind, führen sie in Bereichen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, zu ernsthaften Krankheitsausbrüchen. Immer wieder gibt es entsprechende Berichte über Kreuzfahrtschiffe, Kindertagesstätten, Schulen, Altenheime.
Virushaltige Vesikel signifikant infektiöser
Anhand von Kotproben von Menschen und Tieren (Schweine und Mäuse) stellten die Wissenschaftler fest, dass die Viren im Stuhl als Viruscluster in membrangebundenen „Päckchen“ freigesetzt werden. Außerdem beobachteten sie, dass die virushaltigen Vesikel signifikant infektiöser waren als die freien, ungebundenen Viren in den Proben. Die Entdeckung der Cluster schafft aus ihrer Sicht ein völlig neues Verständnis dafür, wie sich die Viren verbreiten und warum sie so ansteckend sind. „Dies ist ein wirklich aufregendes Ergebnis auf dem Gebiet der Virologie", sagt Altan-Bonnet, Leiterin des Labors für Wirt-Pathogen-Dynamik am National Heart, Lung, and Blood Institute. „Es zeigt eine Art von Virusausbreitung, die bei Menschen und Tieren bislang nicht beobachtet wurde.“
Neuer Wirkansatz für antivirale Wirkstoffe
Den hohen Grad an Infektiosität führen die Forscher darauf zurück, dass die Vesikel viele Viren auf einmal an die Zielgewebe abgeben. Die Virusfracht ist vor Zerstörung durch die Exposition gegenüber Enzymen geschützt und ist wahrscheinlich für die Antikörper, die sich im Stuhl oder Darm des Wirtes befinden, unsichtbar, so ihre Vermutung.
Die Ergebnisse könnten den Weg zur Entwicklung von antiviralen Medikamenten weisen, die effektiver sind als existierende Behandlungen, meinen sie, denn diese zielen hauptsächlich auf einzelne Partikel ab. „Wir brauchen antivirale Mittel gegen die Vesikel und das Virus-Clustering“, resümiert Altan-Bonnet. Der Ansatz könnte im Übrigen auch auf eine breite Palette anderer Krankheiten übertragbar sein, an denen viele Arten von Viren beteiligt sind, wie etwa Herzentzündungen, bestimmte Atemwegserkrankungen oder auch Erkältungen.
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