Top-Themen 2018

Alle Apothekenmitarbeiter bekommen 3 Prozent mehr Lohn

Berlin - 27.12.2018, 13:30 Uhr

Apothekenmitarbeiter aller Berufs- und Altersgruppen erhalten ab dem 1. September 2018 3 Prozent mehr Lohn, das sieht der neue Gehaltstarifvertrag vor, den Adexa und ADA vereinbart haben. (b / Foto: Imago)

Apothekenmitarbeiter aller Berufs- und Altersgruppen erhalten ab dem 1. September 2018 3 Prozent mehr Lohn, das sieht der neue Gehaltstarifvertrag vor, den Adexa und ADA vereinbart haben. (b / Foto: Imago)


Apothekenmitarbeiter sollen künftig 3 Prozent mehr Lohn bekommen. Die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) haben einen neuen Gehaltstarifvertrag abgeschlossen, der ab dem 1. September 2018 gelten soll. Betroffen sind alle Berufsgruppen und Berufsjahresgruppen. Und: Die Adexa konnte sich damit durchsetzen, dass die Erhöhung auch für die Ausbildungs- und Notdienstvergütung gilt.

Top-Themen 2018

In der Kategorie „Top-Themen 2018“ stellen wir Ihnen in den kommenden Tagen einige der meist gelesenen und meist kommentierten Artikel aus dem Jahr 2018 vor. Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 23. August 2018.

Nach zähen Verhandlungen haben sich die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. Demnach sollen Apothekenmitarbeiter in allen Alters- und Berufsgruppen ab dem 1. September 2018 3 Prozent mehr Gehalt bekommen. Der Vorgänger-Vertrag war im Juni 2017 in Kraft getreten, dann aber zum 31. Mai 2018 gekündigt worden. Im Juli hatten sich Adexa und ADA erstmals getroffen, um neue Tariflöhne zu vereinbaren, die Verhandlungen endeten jedoch ohne Ergebnis.

Beim zweiten Treffen der diesjährigen Verhandlungsrunde konnten sich beide Seiten am gestrigen Mittwoch einigen. Der neue Vertrag hat eine Laufzeit von 16 Monaten und gilt somit bis Ende 2019. Das Bruttogehalt eines approbierten Apothekers im ersten Berufsjahr steigt durch die beschlossene Erhöhung um rund 100 Euro pro Monat auf etwa 3363 Euro. Im vergangenen Jahr hatten angestellte Approbierte ab dem 11. Berufsjahr erstmals die 4000-Euro-Marke durchbrochen – ihr Gehalt erhöht sich nun um rund 122 Euro auf dann knapp 4200 Euro brutto. Die Extra-Löhne für die Notdienstbereitschaft steigen auch. Derzeit erhält ein angestellter Apotheker im ersten Berufsjahr zusätzliche 68 Euro für Notdienstbereitschaften. Dieser Wert erhöht sich auf 70 Euro. Ebenfalls ansteigen werden die Zusatzlöhne für Notdienste an Sonn- und Feiertagen. Ein Approbierter erhält statt 204 Euro künftig 210 Euro im Monat. Für einen Apotheker ab dem 11. Berufsjahr gibt es künftig sogar knapp 255 statt 247 Euro pro Sonntagsdienst.

PTA im ersten Berufsjahr: 2078 Euro brutto im Monat

Ebenso dürfen sich Pharmazeutisch-technische Assistenten (-innen) sowie Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte über mehr Lohn freuen. Im ersten und zweiten Berufsjahr erhalten PTA derzeit 2017 Euro brutto, künftig werden es rund 2078 Euro im Monat sein. Bei PTA ab dem 15. Berufsjahr steigt der Tariflohn von 2613 Euro auf dann 2691 Euro. Bei PKA erhöht sich das Gehalt im ersten Berufsjahr von 1753 Euro brutto auf etwa 1805 Euro pro Monat. Erfahrene PKA ab dem 14. Berufsjahr bekommen künftig 2211 Euro brutto statt 2147 Euro.

Und auch die Ausbildungsvergütungen werden angehoben. Pharmazeuten im Praktikum bekommen derzeit 902 Euro während ihrer Zeit in der Offizin, künftig sind es 929 Euro. PTA-Praktikanten erhalten während ihrer sechsmonatigen Praktikumszeit derzeit 687 Euro im Monat, künftig sind es dann 708 Euro. Die gleichen Zahlen gelten für PKA im ersten Ausbildungsjahr. Im dritten Ausbildungsjahr können sich PKA-Azubis künftig über etwa 813 Euro freuen.

Keine strukturellen Veränderungen am Gehalt

Wie ist die 3-Prozent-Streigerung zu bewerten? Einerseits ist sie ein Erfolg für die Adexa, schließlich konnte die Gewerkschaft im vergangenen Jahr eine niedrigere Erhöhung von 2,5 Prozent aushandeln. Andererseits liegt die Erhöhung relativ weit weg von der ursprünglichen Forderung der Adexa – wie man hört, wollte die Gewerkschaft 5,6 Prozent aufschlagen.

Die Adexa hat seit längerer Zeit allerdings noch andere, strukturelle Forderungen an die Apothekeninhaber. Konkret geht es der Gewerkschaft darum, für Filialleiter/-innen eine eigene tarifliche Eingruppierung zu schaffen – derzeit werden die Gehälter von Filialleitern ohne tariflichen Hintergrund ausgehandelt. Des Weiteren fordert die Apothekengewerkschaft vehement ein Tarifmodell, das Fortbildungsaktivitäten der Apothekenmitarbeiter systematisch honoriert. Derzeit ist das noch Verhandlungsmasse – ob und wie die Inhaber ihre Angestellten für Fortbildungen vergüten, kann bei der Einstellung oder später vereinbart werden.

Mit beiden Forderungen konnte sich die Adexa auch in dieser Tarifrunde aber nicht durchsetzen. Dem Vernehmen nach stehen aber schon bald Verhandlungen über den Rahmentarifvertrag an, solche strukturellen Änderungen in der Angestelltenvergütung könnten bei diesen Verhandlungen gut aufgegriffen werden.

Hasse: Trotz politischer Unsicherheiten gibt es mehr Geld

Tanja Kratt, zweite Vorsitzende bei Adexa und Chefin der Tarifkommission der Gewerkschaft, zeigte sich trotzdem zufrieden: „Dieser Abschluss ist ein positives Signal für den Berufsnachwuchs. Aber gleichzeitig werden auch langjährige Angestellte bessergestellt. Denn angesichts des wachsenden Fachkräftemangels ist es wichtig, dass die Arbeitsplätze in den öffentlichen Apotheken für Schulabgänger und Hochschulabsolventen wie auch für qualifizierte Kolleginnen und Kollegen mit Berufserfahrung attraktiv sind."

ADA-Präsident Theo Hasse weist darauf hin, dass die Apothekenmitarbeiter nun trotz der politisch unsicheren Zeiten für die Apotheke vor Ort besser entlohnt werden. „Dieser Tarifvertrag zeigt Augenmaß auf beiden Seiten. Die politischen Rahmenbedingungen der inhabergeführten Apotheken sind nach wie vor unbefriedigend, aber unsere Mitarbeiter können wir nicht so lange warten lassen, bis die im Koalitionsvertrag zugesagten Maßnahmen umgesetzt werden.“

Wie immer sind die Steigerungen bei den Tariflöhnen nicht für Sachsen und die Region Nordrhein gültig. In Sachsen gelten traditionell keine Adexa-Tarife, weil der Sächsische Apothekerverband nicht Mitglied im ADA ist. Und in Nordrhein werden eigene Tarifverträge zwischen der Adexa und der TGL Nordrhein verhandelt. Ziel der Adexa ist es aber, zumindest die sächsischen Apotheker auch wieder vertreten zu können. Laut Gewerkschaft bestehen derzeit Gespräche mit dem Sächsischen Apothekerverband über einen neuen Tarifvertrag für sächsische Apothekenangestellte.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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