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FDA-Warnung zu oralen Antidiabetika
Seltene aber schwere Genitalinfektionen unter Gliflozinen
Andere urogenitale Infektionen unter SGLT2-Hemmern: Patienten aufklären
Laut einem Übersichtsartikel, „Diabetes und urogenitale Infektionen unter SGLT2-Hemmern“, treten unter SGLT2-Inhibitor-Therapie insbesondere Vaginalmykosen und Balanitiden (Eichelentzündungen) vermehrt auf. Harnwegsinfektionen und Genitalmykosen sind bei Patienten mit Diabetes zwar allgemein häufiger, eine Therapie mit einem SGLT2-Inhibitor erhöht das Risiko für eine Harnwegsinfektion aber zusätzlich leicht, das Risiko für eine Genitalmykose sogar um ein Mehrfaches.
Genitalmykosen sollen bei Frauen mit Diabetes vier bis sechs Mal häufiger auftreten als bei Männern. Diabetes erhöht das Risiko bei Frauen 2,2-fach, bei Männern 1,4-fach. Die Therapie mit einem SGLT2- Hemmer erhöht das Risiko für eine Genitalmykose nochmals: bei Frauen mit Diabetes zusätzlich um das Sechs- bis Neunfache, bei Männern um das Zwei- bis Fünffache. Bei beschnittenen Männern soll es trotz SGLT2-Inhibitor praktisch nie zu einer Balanitis kommen. Jüngere Frauen seien häufiger von einer Genitalmykose betroffen als postmenopausale.
SGLT2-Hemmer plus Antimykotikum?
Im Artikel „Diabetes und urogenitale Infektionen unter SGLT2-Hemmern“ wird auch die Frage gestellt, ob mit dem SGLT2-Hemmer gleich ein Antimykotikum rezeptiert werden sollte. Da nur 5-15 Prozent der Patienten unter SGLT2-Inhibitor-Therapie eine Genitalmykose entwickeln, empfehlen die Autoren, nicht allen Patienten ein Rezept für eine Antimykotikum mitzugeben. Im Einzelfall (z.B. geplanter Urlaub) könne es aber sinnvoll sein, neben der Empfehlung zur lokalen Hygiene präventiv ein Rezept auszustellen.
SGLT2-Inhibitor absetzen?
Außerdem widmeten sich die Experten in besagtem Artikel der Frage, ob die Therapie mit einem SGLT2-Inhibitor bei einer Genitalmykose fortgeführt werden könne. In den entsprechenden Studien seien Patienten mit Genitalmykosen meist mit lokalen Applikationen behandelt worden, und die Therapie mit dem SGLT2-Hemmer wurde fortgeführt. Dieses Vorgehen soll bei den meisten Patienten erfolgreich gewesen sein. Außerdem soll es selten zu einem Rezidiv der Genitalmykose gekommen sein.
Ein Pausieren des SGLT2-Inhibitors könne die Abheilung des Infekts theoretisch aber begünstigen und bei hartnäckigen Infektionen dementsprechend in Betracht gezogen werden. Treten die Genitalmykosen jedoch rezidivierend auf (>3 pro Jahr) wird ein Absetzen des SGLT2-Hemmers empfohlen.
Präventiv sollten Patienten bei Beginn der Therapie mit einem SGLT2-Hemmer auf jeden Fall über die Möglichkeit eines Genitalinfekts und die Symptome aufgeklärt werden. Denn allgemeinhygienische Maßnahmen (nicht übertriebene) können das Risiko für Genitalmykosen reduzieren.
Mehr unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Pro 1000 Patientenjahre beträgt die Inzidenz für eine Harnwegsinfektion bei Patienten mit Diabetes 50, für Patienten ohne Diabetes 30. Bei Frauen ist das Risiko höher als bei Männern. Sexuelle Aktivität erhöht das Risiko für Harnwegsinfektionen zusätzlich. Kumulativ sollen circa 5 Prozent der Patientinnen mit Diabetes pro Jahr an einer Harnweginfektion erkranken. Eine Therapie mit einem SGLT2- Hemmer erhöht bei Patienten mit Diabetes das Risiko zusätzlich um 13–30 Prozent (in der EMPA-REG-OUTCOME-Studie wurde kein erhöhtes Risiko festgestellt). In den Studien mit SGLT2-Inhibitoren soll nur die Häufigkeit unkomplizierter Harnwegsinfektionen erhöht gewesen sein. Die Häufigkeit komplizierter oder schwerer Infektionen sei in den Zulassungsstudien und der EMPA-REG-OUTCOME-Studie unter den SGLT2-Hemmern nicht signifikant erhöht gewesen. Eine Behandlung der Harnwegsinfektion müsse bei Patienten mit SGLT2-Hemmern nicht länger als üblich durchgeführt werden.
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