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Rauchentwöhnung
Sollten Nikotinkaugummis von den Krankenkassen erstattet werden?
Investition zahlt sich aus
Für das Gesundheitssystem wäre die Investition gut angelegt: Statistiken des Deutschen Krebsforschungszentrums zufolge verursacht das Rauchen in Deutschland für das Sozialversicherungssystem Kosten von rund 80 Milliarden Euro pro Jahr, die umgelegt auch Nichtraucher mittragen müssen. Jeder Raucher, der aufhört, entlastet folglich nicht nur seinen eigenen Geldbeutel, sondern auch die Allgemeinheit. Berechnungen der Universität Chemnitz zufolge können durch durch einen erfolgreichen Rauchstoppversuch mit NET 2,9 Lebensjahre je Person gewonnen und zugleich Kosten im Restlebenszyklus von 15.407 € eingespart werden. „Tabakabhängigkeit ist eine Suchterkrankung, ihre Behandlung ist die wirksamste und kosteneffektivste Möglichkeit, die Sucht zu behandeln und Folgeerkrankungen abzuwenden“, fasst Rüther in München zusammen.
Einer aktuellen Cochrane-Analyse zufolge, die im Mai publiziert wurde, können Nikotinersatzprodukte die Chancen um 50 bis 60 Prozent steigern. „Die Kostenübernahme ist für die Effektivität der Tabakentwöhnung wichtig. Das geht aus einer Analyse der Cochrane-Gesellschaft hervor“, weiß die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kappert-Gonther.
Wird die Sucht verlagert?
Apotheker wissen, dass Kaugummikauen alleine nicht ausreicht, um Zigaretten langfristig zu entsagen. Während der werdende Nichtraucher die NET anwendet, kann er Rauchgewohnheiten erfolgreich verlernen. Um sich im zweiten Schritt von der medikamentösen Hilfe zu lösen, ist ein starker Wille erforderlich. Manchmal wird die Sucht lediglich verlagert. Wenn derselbe Kunde über mehrere Monate unverändert hohe Mengen Nikotinkaugummis kauft, sollten Apotheker hellhörig werden.
Nikotin hat ein hohes Suchtpotenzial, das mit dem von Heroin vergleichbar ist. Sein Konsum verändert das Gehirn. So kann es bis zu drei Monaten nach Abstinenzbeginn dauern, bis sich die Dopaminausschüttung wieder normalisiert. Dies gilt für den Rauchstopp gleichermaßen wie beim Abschied vom Kaugummi. In dieser Phase können depressive Verstimmungen auftreten. Sollten sich diese nach einigen Monaten nicht bessern, ist über Psychotherapie nachzudenken. Denn manche Raucher versuchen unbewusst, mit Zigaretten eine unerkannte Depression zu maskieren. Bei stärkerer Abhängigkeit ist grundsätzlich ein multimodaler Ansatz ratsam, der auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie etwa Psychotherapie und Beratung umfasst.
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