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DAZ-Lesetipp
Kinofilm „Eingeimpft“ – Aufklärung oder Panikmache?
Der Kinofilm „Eingeimpft“ erzählt aus der Perspektive eines jungen Familienvaters, der sich über die Impfung seiner Kinder Gedanken macht. Den Anspruch eines objektiven Dokumentarfilms erfüllt David Sievekings Werk allerdings nicht, erklären Theodor Dingermann, Ilse Zündorf und Klaus Cichutek in der aktuellen DAZ-Printausgabe. Auf Apotheker könnten im Rahmen der Impfberatung aufgrund des Films einige Rückfragen zukommen.
Mit dem Thema „Impfen“ trifft Autor und Regisseur David Sieveking einen Nerv: Wie in dem Buch „Eingeimpft“ und dem zugehörigen Kinofilm dargestellt, sind viele junge Familien verunsichert, ob und in welchem Umfang ihre Kinder geimpft werden sollen. Auf der einen Hälfte der Waagschale steht der Schutz vor lebensgefährlichen Infektionskrankheiten. Fallberichte über Impfschäden lassen einige Eltern wiederum zweifeln.
Emotionale Impfdebatte
Sieveking erzählt in dem auf dem gleichnamigem Buch basierenden Kinofilm „Eingeimpft“, der vergangene Woche angelaufen ist, seine persönliche Geschichte: Ein junger Familienvater, der sich intensiv mit der Frage auseinandersetzt, ob er seine beiden Kinder impfen soll. Seine Recherchen hatten der Buch- und Filmbeschreibung zufolge ursprünglich das Ziel, seine Lebenspartnerin, eine Impfgegnerin, von der Immunisierung zu überzeugen.
Apotheker, die häufiger Impfberatungen durchführen wissen, wie emotional das Thema Impfen besetzt sein kann. Möglicherweise könnten durch den Film in der Offizin neue Fragestellungen aufkommen. In unserer aktuellen DAZ-Printausgabe haben die Immun-Experten Professor Theodor Dingermann, Dr. Ilse Zündorf sowie der Präsident Paul-Ehrlich Instituts, Dr. Klaus Cichutek den Film auf fachlicher Ebene analysiert.
Dingermann und Zündorf kritisieren mangelnde Sachlichkeit
„Eingeimpft“ präsentiert sich als Dokumentarfilm – aus Sicht der Experten ist die filmische Darstellung allerdings zu subjektiv für diese Kategorie. Ähnlich verhält es sich mit dem zugrunde liegenden Buch, das als Recherche über „Nutzen und Risiken“ ausgewiesen wird.
Dieses Buch kommentieren Zündorf und Dingermann wie folgt: „Immer wieder verlässt der Autor aber auch die wissenschaftlich objektive Berichtslinie und schürt beispielsweise beim Leser ernste Zweifel, ob die als ein unabhängiges Expertengremium vom Bundesministerium für Gesundheit eingesetzte Ständige Impfkommission (STIKO) oder auch das für die Prüfung von Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit biomedizinischer Arzneimittel, darunter auch Impfstoffe, zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wirklich unabhängig agieren oder eben doch von der Pharmaindustrie beeinflusst werden.“
PEI-Chef: Chance verpasst, Ängste zu nehmen
Im Laufe der Filmhandlung lassen die Eltern am Ende doch ihre Kinder impfen. Und zwar zunächst ausschließlich mit Lebendimpfstoffen, die als grundsätzlich überlegen dargestellt werden – nach Ansicht von Dingermann und Zündorf eine irreführende Pauschalisierung: „Man kann nur hoffen, dass der Hype um diesen Film nicht auch andere Menschen in die immunologische Irre führt.“
Auch Cichutek findet Sievekings Film zu emotional, um als neutraler Dokumentarfilm zu gelten: „Diese Recherche wird beherrscht von den Ängsten der Mutter vor längst widerlegten Gefahren. Von einem Dokumentarfilm würde ich eine balancierte Darstellung der Fakten über Impfungen erwarten.“ Dabei wäre ein wissenschaftlich fundierter Aufklärungsfilm durchaus hilfreich gewesen, Impf-Mythen zu widerlegen und Ängste zu nehmen. Doch diese Chance habe der Film leider verpasst, erklärte der PEI-Chef im Rahmen eines Interviews mit der Deutschen Apotheker Zeitung. Cichutek teilt die Kritik des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, der bemängelt, der Film stelle „widersprüchliche Szenen und Meinungen – teilweise auch Fehlinformationen und wissenschaftlich widerlegte Hypothesen – nebeneinander, ohne diese einzuordnen“.
Mehr zum Thema
Ein Kommentar von Ilse Zündorf und Theo Dingermann
Schon eingestimmt auf „Eingeimpft“?
Interview mit Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI)
„Chance verpasst, Ängste zu nehmen“
Auszug aus einem Statement von David Sieveking
„Es besteht großer Redebedarf“
Sieveking wünscht sich offene Debatte
Autor und Regisseur Sieveking kann die Kritik der Fachleute nicht nachvollziehen. Die Ergebnisse seiner Recherchen seien „fundiert“, erklärt der Familienvater in einer Stellungnahme. Außerdem solle sein Buch- und Filmprojekt kein Regelwerk, sondern ein Denkanstoß sein: „Ich möchte damit eine offene Debatte in der Sache auslösen und hätte nicht gedacht, dass ich pauschal und teils auch polemisch als Impfgegner verdammt werde, um jegliche Diskussion zu unterbinden.“
3 Kommentare
Impfen
von Martin Fink am 21.09.2018 um 15:42 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Ah ja, Belege?
von Stefan Haydn am 27.09.2018 um 16:23 Uhr
Diskussion?
von Stefan Haydn am 20.09.2018 um 18:36 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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