Arzneiverordnungs-Report 2018

Was tun gegen Hochpreiser?

Berlin - 20.09.2018, 17:00 Uhr

Vor allem neue und biotechnologisch hergestellte Arzneimittel finden die AVR-Herausgeber viel zu teuer. ( r / Foto: industrieblick

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Vor allem neue und biotechnologisch hergestellte Arzneimittel finden die AVR-Herausgeber viel zu teuer. ( r / Foto: industrieblick / stock.adobe.com)


Wie stärkt man Biosimilars?

Mittlerweile kommen zwar immer mehr Biosimilars auf den Markt – im Oktober läuft auch Humira aus dem Patent –, doch die Nachahmer haben es schwer, sich gegen die Originatoren durchzusetzen. Schwabe erklärte, dass sich die Hersteller der Originalpräparate ihre Marktanteile mit einer Strategie der vertraulichen Rabattverträge sicherten. Zudem ist mit Biosimilars ohnehin lange nicht so viel zu sparen, wie man es von Generika gewohnt ist. Die Kosten liegen in der Regel nur 20 bis 30 Prozent unter denen des Originals.  

Jürgen Klauber, Geschäftsführer des WidO und ebenfalls AVR-Herausgeber, sieht als weiteren Grund für den schwächelnden Biosimilar-Wettbewerb die besondere Anbieterstruktur: Unter den insgesamt lediglich 14 Biosimilaranbietern waren 2017 sechs Originalhersteller beziehungsweise deren Tochterunternehmen – und auf sie entfielen 83 Prozent der gesamten Ausgaben für Biosimilars. Die Biosimilaranbieter, die unabhängig vom Originalanbieter sind, kamen 2017 auf nur 3,8 Prozent der Ausgaben. 

Unsicherheiten und Unwissenheit

Professor Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Ärzteschaft (AkdÄ) und AVR-Herausgeber, betonte, dass Biosimilars therapeutisch gleichwertig zu den Referenzarzneimitteln sind – denn das sei offenbar noch nicht überall angekommen. Viele Ärzte, so Ludwig, seien verunsichert, hätten Sicherheitsbedenken oder wüssten schlicht nicht, wie es um die rechtlichen Grundlagen der im zentralisierten Verfahren zugelassenen Biosimilars stehe. Demnach dürfen Biosimilar und Referenzarzneimittel keine klinisch relevanten Unterschiede in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit aufweisen. Mittlerweile gebe es auch zahlreiche unabhängige Empfehlungen für den rationalen Einsatz von Biopharmazeutika, betonte Ludwig – unter anderem von der AKdÄ.

Auch Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, wünscht sich eine bessere Marktdurchdringung mit Biosimilars. Damit die Preise sinken, müsse man dem Anbieter einen gewissen Anteil am Markt zusichern können. Daher befürwortet Litsch regionale Zielvereinbarungen für Biosimilarquoten. Und er kann sich noch mehr vorstellen: die Substitution in der Apotheke – ganz so wie bei Generika. Dagegen gibt es aber bislang Widerstand in der Ärzteschaft.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Vorsitzender? ja . Wie lange schon? 12 Jahre

von Dr. Andreas van de Valk am 22.09.2018 um 17:50 Uhr

"Viele Ärzte, so Ludwig, seien verunsichert, hätten Sicherheitsbedenken oder wüssten schlicht nicht, wie es um die rechtlichen Grundlagen der im zentralisierten Verfahren zugelassenen Biosimilars stehe."

Organisation der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft laut Internetauftritt

"Die AkdÄ erhält mittels Statut Aufgaben von seiten der Bundesärztekammer und informiert die Ärzteschaft vielfältig und aktuell über rationale Arzneimitteltherapie und Arzneimittelsicherheit. Die Aufgaben und Tätigkeiten der AkdÄ sind im Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer aufgeführt. Mit den Therapieempfehlungen bietet sie pharmakotherapeutische Problemlösungen auf der Basis validierter und klinisch relevanter Forschungsergebnisse.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) müssen ihr gemäß ärztlicher Berufsordnung mitgeteilt werden. Mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterhält sie den Ärzteausschuss Arzneimittelsicherheit und eine Datenbank zur Spontanerfassung unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Die AkdÄ ist nach Arzneimittelgesetz (AMG § 62) Stufenplanbeteiligte. Sie veranstaltet und wirkt mit an ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen."

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