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Türöffner-Tag in Gröbenzell
Maus-Fans in der „Apotheke für Krankenhäuser“
Wie kommen eigentlich die Arzneimittel ins Krankenhaus? Für den Großteil der Menschen ist das vermutlich nicht so klar. Ganz anders sieht das jedoch jetzt bei den 80 Kindern aus, die am gestrigen Mittwoch beim „Türöffnertag“ der „Sendung mit der Maus“ in der Klinikversorgung der Johannes Apotheke in Gröbenzell bei München hinter die Kulissen blicken durften.
Zwar geht es an Werktagen in den Räumen der Klinikversorgung der Johannes Apotheke in Gröbenzell durchaus geschäftig zu – etwa 70 Mitarbeiter sind dort beschäftigt – am Wochenende und an Feiertagen herrscht dort aber eigentlich im Normalfall Ruhe. Anders an diesem 3. Oktober: 80 neugierige Nachwuchsapotheker hatten den Weg in das Industriegebiet in Gröbenzell im Westen von München gefunden, wo die Räumlichkeiten liegen. Denn die Johannes Apotheke hatte eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen der Klinikversorgung im Rahmen des Türöffner-Tages der „Sendung mit der Maus“ zu werfen. Wie es dazu kam? „Der Verband hatte im Rundschreiben darauf aufmerksam gemacht“, erklärt Apothekerin Dr. Sonja Mayer, die in der Johannes Apotheke angestellt ist und deren Kinder übrigens auch dabei waren, „und ich wollte immer schon mal mitmachen.“
53.000 Packungen machen Eindruck
Zuerst ging es für die Maus-Fans ins Lager. In Regalen lagern hier die Arzneimittelpackungen, erfahren sie. Aus Platzgründen seien das allerdings keine normalen Schränke, sondern Rollschränke, wie Inhaber Christian Sickau erklärt. Da müsse man immer aufpassen, dass keiner mehr dazwischen steckt, den man zerquetschen könnte, so der Apotheker. Ob die Kinder denn eine Vorstellung hätten, wie viele Packungen hier lagern, fragt er. „100? 1000? 6000?“ Die Kinder raten. Schließlich löst Sickau das Rätsel – 53.000 Packungen sind es. Das macht Eindruck beim Nachwuchs
Doch nicht alle Arzneimittel könne man fertig kaufen, zum Teil werden sie extra für jeden Patienten hergestellt, lernen die Kinder. Und manche von denen gehen direkt ins Blut, da dürfen keine Bakterien drin sein. Deswegen werden sie in speziellen Räumen hergestellt, in denen man sich besonders anziehen müsse, wird in der Schleuse zur Sterilherstellung erklärt. Gesagt, getan. Die Kinder bekommen Überschuhe, die bei den Kleineren zusammen getackert werden müssen, Hauben und einen Kittel. Nach dem Händewaschen und der Desinfektion geht es in die Reinräume. Zuerst wird erklärt, was dort eigentlich gemacht wird: Wirkstoffe in Infusionsbeutel spritzen. Die Kinder dürfen das mit einer Farblösung selbst ausprobieren. Durch die Glasscheibe können die Maus-Fans dann zusehen, wie Mitarbeiterinnen der Apotheke Infusionslösungen herstellen. Eine andere Mitarbeiterin erklärt: „Man ist immer zu zweit, einer stellt her, einer reicht an, denn wenn man die Hände einmal unter der Werkbank hat, darf man sie nicht mehr rausnehmen. Der Anreicher dokumentiert alles, damit man genau weiß, was verarbeitet wurde.“ Nachdem sich alle wieder aus ihrer Schutzkleidung gepellt haben, geht es ins Labor.
Vanillesalbe und Mausinfusionen
Dort erklärt Apothekerin Barbara Geyer, was eine Apotheke außer Infusionen noch alles herstellen kann: „Wir können Säfte, Zäpfchen, Cremes, Salben und Gele herstellen.“ Geyer fragt, wie man denn feststellen könnte, ob der Stoff, den man verarbeiten möchte, wirklich der ist, den der Arzt verschrieben hat – ein besonders unleserliches Rezept hat sie auch dabei. Schließlich sähen die Substanzen größtenteils ähnlich aus, nämlich weiß. Schmecken, wie es ein Kind vorschlägt, hält Geyer für keine gute Idee. Aber riechen wäre vielleicht eine Möglichkeit. Das kann dann auch gleich getestet werden: Es gilt, den Geruch ätherischer Öle zu erraten. Außerdem zeigt die Apothekerin, wie man den pH-Wert bestimmen kann und macht Experimente mit Wasser-Öl-Mischungen.
Zum Schluss dürfen die Kinder dann auch selbst ran. Unter der fachkundigen Aufsicht von Apothekerinnen dürfen sie eine Vanillesalbe herstellen oder eine Maus- oder Elefanteninfuison herstellen, mit Beipackzettel versteht sich, die sie als Erinnerung mit nach Hause nehmen dürfen. Eine Urkunde für die Teilnahme durfte natürlich auch nicht fehlen.
Bereits der siebte bundesweite Türöffnertag
Dass der Bürgermeister der Gemeinde Gröbenzell, Martin Schäfer, ebenfalls dabei war und nun auch weiß, woher die Arzneimittel im Krankenhaus kommen, ging fast unter. Die Kinder standen im Mittelpunkt. Es war bundesweit bereits der siebte „Türöffnertag“. Die Idee dahinter ist, dass sich Türen öffnen, die sonst für Kinder verschlossen sind. Ins Leben gerufen wurde die Aktion „Türen auf!“ vom Westdeutschen Rundfunk anlässlich des 40. Maus-Geburtstags 2011. Alle möglichen Institutionen öffnen ihre Türen: Museen, Forschungseinrichtungen, Ateliers, Kliniken, Rechtsanwälte, Schlaflabore, Theater, Bestatter und eben auch Apotheken, zum Beispiel die Email Apotheke Dr. Winkler in Amberg, die Moritz Apotheke in Nürnberg oder die NM Vital Apotheke in Amberg. 2018 waren laut WDR-Webseite 785 Türen offen, 556 davon waren ausgebucht.
Der Bayerische Apothekerverband beispielsweise weist nach eigener Aussage schon seit einigen Jahren auf der Homepage und in den Rundschreiben auf diesen Termin hin. „Ich halte das für eine prima Möglichkeit, das Leistungsspektrum der Apotheke darzustellen. Denn das praktische Erleben vor Ort kann durch keinen Werbefilm und keine Imagebroschüre ersetzt werden“, erklärt ein Sprecher des Verbandes. „Und man erreicht vor allem Menschen aus der Nähe, da Interessierte eher keine allzu weite Anreise machen. Außerdem bietet die Veranstaltung im Vorfeld und im Nachgang die Möglichkeit zur eigenen Pressearbeit für die teilnehmenden Apotheken. Soweit mir bekannt, bietet der WDR sogar ein kleines Service-Paket dafür an.“
1 Kommentar
Hurra!!!
von Christiane Patzelt am 05.10.2018 um 2:15 Uhr
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