Öffentliche Sitzung des Petitionsausschusses

Bundesregierung zu Methadon bei Krebs: Keine Auftragsforschung

Stuttgart - 09.11.2018, 11:30 Uhr

In einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses ging es um klinische Studien zum Einsatz von Methadon bei Krebs. (m / Foto: monropic / stock.adobe.com)

In einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses ging es um klinische Studien zum Einsatz von Methadon bei Krebs. (m / Foto: monropic / stock.adobe.com)


Die Bundesregierung steht der Förderung klinischer Studien zum Einsatz von Methadon in der Krebstherapie offen gegenüber, Auftragsforschung führt das Ministerium aber generell nicht durch. Das erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Forschungsministerium, Thomas Rachel (CDU), am Montag im Rahmen einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses. Hintergrund der Sitzung war eine Petition, in der die staatliche Förderung klinischer Studien zum Einsatz von Methadon bei Krebs gefordert wurde.

Mehr als 53.000 Personen hatten die Petition unterstützt, in der die staatliche Finanzierung klinischer Studien zum Einsatz von Methadon bei Krebspatienten gefordert wird. Wörtlich hieß es dort: „Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass Forschungsgelder aus öffentlicher Hand gezielt für klinische Studien zum Einsatz von D,L-Methadon (Methadonhydrochlorid) bei der Behandlung von Krebspatienten unterschiedlichster Tumorerkrankungen zur Verfügung gestellt werden sollen. Aufgrund abgelaufener Patentrechte lässt sich der Wirkstoff nicht mehr als Neuentwicklung vermarkten, daher ist das wirtschaftliche Interesse privater Firmen nicht vorhanden.“

Da die Petition, die vom 12. Juni bis 10. Juli gezeichnet werden konnte, innerhalb dieser Zeit das nötige Quorum von 50.000 erreicht hatte, wurde sie im Petitionsausschuss diskutiert. Am vergangenen Montag war sie das Thema einer öffentlichen Sitzung. Der Petent Alexander Schaible erklärte vor dem Ausschuss, dass sich präklinischen Daten zufolge mit Methadon die Erfolge konventioneller Therapien verbessern ließen. Mit lediglich 300 Euro würde diese zusätzliche Behandlung zu Buche schlagen. Als ergänzende Behandlung bei Tumoren würden schließlich deutlich geringere Mengen eingesetzt als beispielsweise in der Substitutionstherapie. Wie Methadon auf den Menschen wirke, müsse nicht erforscht werden, das wisse man aus den etablierten Anwendungsgebieten.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel (CDU), erklärte, dass das Ministerium generell keine Auftragsforschung durchführe. Die Bundesregierung stehe der Förderung klinischer Studien zum Einsatz von Methadon in der Krebstherapie jedoch offen gegenüber. Das Forschungsministerium fördere, ebenso wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Forschungsvorhaben „themenoffen“. Aus allen Bereichen der Medizin könnten Förderanträge gestellt werden. Ob das jeweilige Forschungsvorhaben dann gefördert werde, entschieden unabhängige Expertengremien nach wissenschaftlichen Kriterien.

Mehrere Anträge sollen abgelehnt worden sein

Der Petent wurde begleitet von Claudia Friesen vom Universitätsklinikum Ulm, die bereits seit 2007 umfassend in In-vitro- und in Tierversuchen die Wirksamkeit von D,L-Methadon auf Krebszellen untersucht. Sie sagte vor dem Ausschuss, dass es mehrere Anträge auf Finanzierung gab, die bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestellt wurden. Diese seien „niederschmetternd“ abgelehnt worden, so Friesen. Die Deutsche Krebshilfe habe zwar ein Forschungsvorhaben zur Behandlung bei Hirntumoren gefördert, die Weiterförderung der Tierversuche jedoch nicht. Andere Anträge, auch zur Grundlagenforschung, seien abgelehnt worden.

Forschungsstaatssekretär: Kein Antrag beim Ministerium

Laut Forschungsstaatssekretär liegt dem Ministerium kein Antrag auf Förderung klinischer Studien zur Methadonbehandlung von Tumorpatienten vor. Insofern könne er dies auch nicht bewerten. Zwei Anträge an die Deutsche Krebshilfe zum Einsatz bei Hirntumoren sowie bei Dickdarmkrebs würden aber derzeit von Gutachtern geprüft. Eine Entscheidung stehe noch aus.

Im vergangenen Sommer war das Thema Methadon in der Krebstherapie infolge von Fernsehberichten hochgekocht und kontrovers diskutiert worden. Die Ärzteschaft warnte unisono vor den Risiken und zu hohen Erwartungen und verwies auf die fehlende Evidenz.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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7 Kommentare

Methadonforschung

von Ellmann Brigitta am 14.11.2018 um 7:34 Uhr

Ich kann mich auch nur meinen Vorrednern anschließen.
Warum wird das Thema Methadon denn so zerrissen?
Es ist eine Hoffnung für Palliativ Patienten der Krankheit noch einige schöne Lebensjahre abzuringen. Methadon ist kein Wundermittel gegen Krebs, aber es ist ( bei vielen ist es so) ein Wirkungsverstärker für die Chemo- und Strahlentherapie. Als Palliativpatient ist es doch uninteressant für den Onkologen ob ich eine neue Chemo dazu bekomme oder Methadon was habe ich zu verlieren? Bei allem was in dieser Situation gegeben wird, heißt es doch: entweder es hilft oder es hilft nicht. Und wenn ich dadurch auch noch Schmerzfrei bin umso besser

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Methadonforschung

von Melanie Mursia am 14.11.2018 um 0:12 Uhr

Herr Pedro hat es auf den Punkt gebracht! Ich hoffe sehr, dass die Petition von Alexander Schaible Erfolg hat und die klinischen Studien finanziert werden, damit endlich Klarheit herrscht. Es ist echt eine Schande, wieviel Steuergelder für unnütze Dinge aus dem Fenster geworfen werden und für Methadon als Wirkvertstärker in der Chemo und Strahlentherapie, so eine Prozedur abgehalten wird. Es muss endlich aufhören, dass Fr. Dr. Friesen ständig Steine in den Weg gelegt werden!

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Methadonforschung

von Niemann am 13.11.2018 um 19:36 Uhr

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Diese Studien sind so wichtig! Krebs geht uns alle an. Ich verstehe nicht, was überhaupt dagegen spricht. Will man den Menschen helfen oder nicht? Wirklich traurig, es wird so viel Geld sinnlos rausgeschmissen, aber für so wirklich wichtige Sachen ist nichts übrig. Traurig.

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Methadon als Wirkverstärker in der Krebstherapie

von B. W. am 13.11.2018 um 17:44 Uhr

Erst einmal , abgelehnt ist noch gar nichts ! Gott sein dank . Ich kann wirklich nur hoffen das wenigstens diese Entscheidung ohne Druck der Pharmaindustrie entschieden wird . Jeder der hier entscheiden muss sollte sich fragen : Was würde ich mir wünschen wenn meinem Kind , meiner Frau , meinem Mann oder meinen Eltern dieses Chance verwehrt würde !!!

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Noch ist gar nichts entschieden!

von Juergen Busch am 13.11.2018 um 17:33 Uhr

Timon Gremmels, MdB schreibt:
Die Anhörung war auf jeden Fall hilfreich. Sie hat zu einer neuen Dynamik in der Debatte geführt. Klinische Studien wären auf jeden Fall hilfreich. Entweder Sie zeigen, dass Methadon bei der Krebstherapie sinnvoll ist, oder nicht. Solange diese Studien nicht kommen, stehen wechselseitig die Vorwürfe im Raum, dass falsche Hoffnungen geweckt würden, oder die Pharmaindustrie preiswerte Alternativen verhindern wolle."
Auf die Frage nach einem Termin antwortet er:
"Die Anhörung muss jetzt erst einmal ausgewertet werden. Darüber hinaus haben die Abgeordneten der verschiedenen Fraktionen sowohl vom Bundesforschungsministerium, wie auch vom Bundesgesundheitsministerium weitere schriftliche Stellungnahmen eingefordert. Es hängt jetzt davon ab, wie schnell diese eingehen werden. Ich rechne mit einer Entscheidung im ersten Halbjahr 2019. Im nächsten Jahr beginnt die „Nationale Dekade gegen Krebs“ der Bundesregierung. Dann eine Lösung zu haben, wäre ein gutes Zeichen."

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Methadonforschung

von Pete Pedro am 09.11.2018 um 14:59 Uhr

Schade. Es könnten so viele Menschenleben gerettet werden. Nur anscheinend will man das gar nicht. Warum sonst gibt's man keine Forschungsgelder frei? Ach stimmt, die Pharma Lobby möchte lieber ihre Krebs Medikamente verkaufen. Methadon ist viel zu billig und kann von denen nicht mehr exklusiv zu horrenden Preisen an die Krankenhäuser verkauft werden und Krankenhäuser rechnen auch lieber zig tausend Euro pro Monat für eine herkömmliche Krebsbehandlung bei den Krankenkassen ab. Das Geschäft mit den Todkranken muss weiterlaufen. Alle Beteiligten sollten sich was schämen, wenn sie nicht alle so skrupellos wären.

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AW: Methadonforschung

von Gudrun Taubert am 09.11.2018 um 19:03 Uhr

besser als Herr Pedro kann man es nicht schreiben.
Schade, das dies abgelehnt wurde. Es wird manchmal so viel
Geld der Steuerzahler verschwendet. Hier gibt es aber wahrscheinlich andere Interessen.

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