Kammer Niedersachsen

Linz: Gleichpreisigkeit und Versorgungskonzepte statt „Tagträume“

Hannover - 22.11.2018, 17:45 Uhr

Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene
Linz nimmt Bundesgesundheitsministr Jens Spahn beim Wort. (Foto: Apothekerkammer Niedersachsen)

Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz nimmt Bundesgesundheitsministr Jens Spahn beim Wort. (Foto: Apothekerkammer Niedersachsen)


ABDA-Datenpanel ausfüllen

Außerdem habe Spahn auf dem DAT das Honorargutachten wieder ins Spiel gebracht. Linz kritisierte die ABDA für ihr Schweigen. Nun werde sich voraussichtlich nicht nur der Wirtschafts-, sondern auf Wunsch der Grünen auch der Gesundheitsausschuss mit dem Dokument befassen. Es sei falsch gewesen von der ABDA, keine Gegendarstellung zu entwickeln.

Als Investition für die Zukunft ermahnte Linz die Apotheker, sich an dem Datenpanel der ABDA zu beteiligen. Denn die Politik begnüge sich offenbar nicht mehr mit Strukturdaten von der Treuhand.

Stationsapotheker: Kompetenz gesetzlich verankert

Zum Abschluss ging Linz auch auf ermutigende Entwicklungen ein. Dabei hob sie insbesondere die Einführung der Stationsapotheker in Niedersachsen hervor. Die Mordserie in Niedersachsen, bei der ein Pfleger Patienten mit Arzneimitteln umbrachte, sei als Anlass zutiefst zu bedauern. Doch nun sei mit der gesetzlichen Verankerung der Stationsapotheker auch die gesetzliche Verankerung der pharmazeutischen Kompetenz gelungen. Dies sei ein wichtiges politisches Signal mit „Strahlkraft“. So befasse sich derzeit der Gesundheitsausschuss im Bundesrat mit der Frage, Stationsapotheker bundesweit zur Stärkung der Patientensicherheit einzuführen.

Um diese Aufgabe zu erfüllen, müsse man die Apotheker „instandsetzen“. In Niedersachsen soll die Bereichsweiterbildung zum Stationsapotheker im kommenden Jahr starten.

Auch der pharmazeutische Nachwuchs liegt der erfahrenen Berufspolitikerin und Apothekerin am Herzen. Im eigenen Kammergebiet soll es „in absehbarer Zeit“ bis zu 30 neue Studienplätze in Braunschweig geben. Auf Bundesebene setzt sich Linz für die Novellierung der Approbationsordnung ein. Beim Pharmaziestudium sollen mehr klinische Pharmazie und Patientenorientierung um Tragen kommen. Die Bundesapothekerkammer wolle sich im kommenden Jahr mit der Approbationsordnung befassen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Ach ja, da war doch noch was: "Tagträume" .....

von Wolfgang Müller am 22.11.2018 um 20:01 Uhr

PS Kollegin Linz, das Wichtigste hatte ich schlicht erstmal vergessen:

Können Sie wirklich Pharmazeutische Dienstleistungen nennen, die nachhaltig "von Versendern üblicherweise nicht erbracht" werden könnten? Ich sehe KEINE EINZIGE, ich wette, Sie auch nicht.

Die Versender haben sogar schon offiziell davon geredet, dass eventuell im Rahmen solcher Dienstleistungen notwendige Hausbesuche dann eben lokal an geeignete Netzwerk-Partner delegiert werden. Bestmögliche Kombination bequeme Telemedizin und Vor-Ort-Minimum, halt.

Im Gegenteil, der Versand und Großapotheken werden diese Dienstleistungen - vor Allem, falls sie in Hausapotheken-Verträgen kommen werden - sogar zur radikalen Rezeptumsteuerung weg aus der Fläche missbrauchen. Für mich träumen Sie da weiter SELBST den aktuell für normale Flächendeckung-Apotheken mit gefährlichsten Tagtraum!

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"Honorierung" von Neuen Dienstleistungen?

von Wolfgang Müller am 22.11.2018 um 19:17 Uhr

"Honorierung" neuer Dienstleistungen reicht nicht. "Profitabel" muss es sein.

Rezepturen werden auch "honoriert". Sie sind trotzdem inkl. der dazu notwendigen unglaublichen "Wareneingangs-Prüfungen" hoch defizitär. Und die Vorhaltung der entsprechenden Infrastruktur ist oft der entscheidende Nagel zum Sarg normaler, eher kleinerer Flächendeckungs-Apotheken. Und einer der Haupt-Gründe für abgeschreckten Selbständigen-Nachwuchs.

Der Hinweis dürfte eigentlich nicht nötig sein, dass "Neue Dienstleistungen", am Ende noch in hochbürokratischen GKV-Hausapotheken-Selektivverträgen, NIEMALS eine zusätzliche Defizit-Quelle sein dürfen.

Ist er aber eben doch. Denn dieselben Kammerfürst/innen, die diese Dienstleistungen ausgerechnet zum jetzigen, hoch kritischen Zeitpunkt als gleichrangig mit der Rx-Gleichpreisigkeit erachten, propagieren ja in schwer erträglicher Weise in Dauerstarre das "Gemeinwohl"-Defizit aus "Rezeptur und Prüfung". Zum Erhalt möglichst vieler vor Allem auch gar nicht so wichtiger Rezepturen, fürs Image und für die Zentner-schweren bzw. Gigabyte-schweren Fachbuch-Verkäufe eigener Verlage und Autoren etc..

Ein Running Gag, aber nie war er so wertvoll wie heute: Den Ärzten würde sowas nicht passieren. Was man bei "Unseren Leuten" hoffentlich vielleicht doch auch schon nicht mehr befürchten muss, nach den überraschend lebensklugen ABDA-Diskussionen der letzten Wochen .......

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