Access to Medicine Index 2018

Welche Pharmafirmen sich am meisten für ärmere Länder engagieren

Remagen - 27.11.2018, 10:30 Uhr

GSK ist ganz vorne im Ranking der Pharmaindustrie. (Foto: Imago)

GSK ist ganz vorne im Ranking der Pharmaindustrie. (Foto: Imago)


Nur fünf Krankheiten im Fokus

Als weiteres Manko kommt hinzu, dass das Engagement der Industrie sich lediglich auf fünf Krankheiten konzentriert, obwohl die Kategorie der „priority R&D“ insgesamt 45 Krankheiten umfasst. Diese fünf stünden im Fokus globaler Gesundheitsinitiativen und hätten internationale Geldgeber hinter sich, betont die Access to Medicine Foundation in ihrer Pressemitteilung. Das zieht offenbar bei den Unternehmen, sich hier zu engagieren. „Wenn es einen Aufruf zum Handeln oder Spendengelder gibt, werden sich mehr Unternehmen engagieren, insbesondere in Bereichen mit geringem kommerziellem Potenzial“, hofft deswegen Danny Edwards, Forschungsleiter des Index. 

Konkret zielt über die Hälfte aller Aktivitäten (144 Projekte) auf die Bekämpfung von Malaria (53 Projekte), HIV/AIDS (32), Tuberkulose (31), der Chagas-Krankheit (16) und Leishmaniose (14) ab. Krankheiten wie einige Arten von hämorrhagischem Fieber, bestimmte Wurmerkrankungen, Syphilis oder auch Cholera und Durchfall durch E. coli fänden demgegenüber wenig Beachtung, beklagen die Autoren des Berichts zu dem Index. Immerhin sind seit dem letzten Index von 2016 mindestens 66 neue Produkte auf den Markt gekommen. Sie betreffen 14 Krankheiten. Die Hälfte davon zielt auf Krebserkrankungen ab. Ein weiteres Beispiel sind drei neue Medikamente, die alle sechs Haupt-Genotypen von Hepatitis C heilen können. Gilead soll freiwillige Lizenzvereinbarungen mit elf indischen Generika-Produzenten geschlossen haben, die die Herstellung und den Vertrieb von zwei dieser Produkte in 105 Entwicklungsländern ermöglichen sollen.  

Mehr Planung und sensiblere Preisstrategien

Hinsichtlich der Einführung fairer Preisstrategien der Planung für die spätere Vermarktung, hat sich die Situation nach Meinung der Experten von der Access to Medicine Foundation seit dem letzten Index positiv entwickelt. Drei Unternehmen hätten seitdem neue Strategien festgelegt oder bestehende untermauert. Fünf bauten Absatzmodelle auf, die explizit auf einen besseren Zugang für Menschen in unterversorgten Gemeinschaften abzielen. Außerdem werde bei der Konzeption unterschiedlicher Preise für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen eines Landes mehr darauf geachtet, was sich die Menschen tatsächlich leisten können. In einigen Bereichen werde jedoch immer noch zu wenig getan. So passten die Unternehmen beispielsweise ihre Preisstrategien hauptsächlich in Schwellenländern an. Die ärmsten Länder bleiben dabei wohl weiterhin auf der Strecke.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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