Ökotest checkt Vitamin D

Bei Vitamin-D-Mangel zu Arzneimitteln greifen

Stuttgart - 29.11.2018, 07:00 Uhr

Gesunde brauchen keine Nahrungsergänzungsmittel, auch nicht mit Vitamin D, findet Ökotest. (s/ Foto: ExQuisine / stock.adobe.com)

Gesunde brauchen keine Nahrungsergänzungsmittel, auch nicht mit Vitamin D, findet Ökotest. (s/ Foto: ExQuisine / stock.adobe.com)


Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel: überflüssig

Bei Vitamin-D-Präparaten, die als Nahrungsergänzungsmittel im Verkehr sind, sieht Ökotest rot. Grundsätzlich haben die Verbraucherschützer ein Problem, dass Nahrungsergänzungsmittel für den gesunden Verbraucher keinen Nutzen haben – und liegt eine Unterversorgung mit Vitamin D vor, ist ein Arzneimittel medizinisch indiziert. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) findet eine Supplementierung nur bei Patienten sinnvoll, die unzureichend mit Vitamin D versorgt sind und dies ärztlich auch festgestellt wurde. Auch sollte eine exogene Zufuhr mit Vitamin D unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Vitamin D: Ab wann besteht ein Mangel?

Ein Vitamin-D-Mangel liegt bei Serumkonzentrationen kleiner 30 nmol/l (12 ng/ml) vor. Für eine gute Vitamin-D-Versorgung bezogen auf die Knochengesundheit ist bei Serumwerten von 50 nmol/l (20ng/ml)  auszugehen. Eine suboptimale Versorgung ist jedoch noch kein Mangel, und ein manifestes Vitamin-D-Defizit ist tatsächlich selten. Jedoch erreichen 60 Prozent der deutschen Bevölkerung den angestrebten Serumwert von 50 nmol/l nicht. Allgemeine Lehrmeinung ist, dass ohne Vitamin-D-Mangel auch nicht supplementiert werden soll.

Vitamin-D: Zufuhr von 20 µg pro Tag

Bei fehlender endogener Synthese gelten als DGE-Referenzwerte für eine Vitamin-D-Zufuhr 20 µg pro Tag, und zwar für alle Personen ab einem Alter von zwölf Monaten. Diese Empfehlungen gelten seit Januar 2012. Zuvor lag die empfohlene Vitamin-D-Zufuhrmenge bei 5 µg pro Tag, wobei hier die endogene Synthese berücksichtigt wurde, und der neue und alte Wert somit nicht direkt vergleichbar sind.
Eine Vitamin-D-Intoxikation ist weder möglich durch übliche Lebensmittel, noch durch übermäßige UV-B-Strahlung. Allerdings können durch Supplemente Hypervitaminosen entstehen. Kritischer Effekt ist hierbei ein Hypercalcämie.

Vitamin D: Endogene Synthese und exogene Zufuhr

Das landläufig als Vitamin D bezeichnete Colecalciferol ist kein Vitamin im eigentlichen Sinne. Colecalciferol muss nicht zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden, der Körper ist in der Lage, das Hormon in der Haut unter Einwirkung von UV-B-Licht selbst zu produzieren. Sowohl endogen gebildetes als auch extern zugeführtes Colecalciferol wird in der Leber hydroxyliert (Calcidiol) und anschließend unter anderem in der Niere erneut zu Calcitriol hydroxyliert. 80 bis 90 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs deckt der Körper über die endogene Synthese – die jedoch je nach Hauttyp, Jahreszeit und Breitengrad und somit Intensität der Sonnenexposition schwankt. Nur 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs müssen über die Ernährung gedeckt werden. 

Professor Dr. Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin des Uniklinikums Schleswig-Holstein, ist hier etwas liberaler eingestellt. Im Interview mit Ökotest erklärt Smollich, dass vor dem Hintergrund, dass  Vitamin-D-Spiegel-Bestimmungen im Labor recht teuer sind (25 bis 40 Euro) und 800 bis 1.000 I.E. Vitamin D „praktisch ohne Risiko“ seien, man bei einer solchen Nutzen-Risiko-Abwägung schon mal ein Auge zudrücken und von der reinen Lehre abweichen könne.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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