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Studie
Früherer Pubertätsbeginn durch Triclosan in Kosmetika der Mutter
Stoffe in Alltagsprodukten können unerwünschte Wirkungen auf den Hormonhaushalt haben. Das ist bekannt. Besonders in Verruf geraten ist hier beispielsweise der Weichmacher Bisphenol A (BPA) mit seiner östrogenartigen Wirkung. Einer aktuellen Untersuchung zufolge können auch Diethylphthalat und Triclosan, die in Körperpflegemitteln zum Einsatz kommen und die Mütter in der Schwangerschaft benutzen, den Pubertätsbeginn beeinflussen.
Substanzen in Körperpflegemitteln, die Frauen während der Schwangerschaft verwenden, können einer Studie zufolge den Pubertätsbeginn ihrer Kinder beeinflussen. Eine Langzeituntersuchung fand einen solchen Zusammenhang insbesondere zwischen den Stoffen Diethylphthalat sowie Triclosan und einem mehrere Monate früheren Einsetzen der Pubertät bei Mädchen. Das berichtet eine Gruppe um Kim Harley von der University of California in Berkeley in der Fachzeitschrift „Human Reproduction“.
„Das ist wichtig, weil wir wissen, dass die Pubertät bei Mädchen seit einigen Jahrzehnten immer früher beginnt“, wird die Epidemiologin in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. Ein früheres Einsetzen der Pubertät erhöhe bei Mädchen nicht nur die Anfälligkeit für psychische Probleme, sondern auch das langfristige Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, betont Harley unter Verweis auf frühere Untersuchungen.
Triclosan ist ein phenolisches Antiseptikum mit breitem Wirkungsspektrum, das in Dermatika zur Behandlung und zur Rezidivprophylaxe von entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt wird. Es wird aber immer öfter durch Octenidin ersetzt. Doch auch in Kosmetika und Körperpflegeprodukten kommt es aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften als Wirk- und Konservierungsmittel zur Anwendung. Doch es ist nicht etwa die sachgerechte Anwendung von Triclosan in medizinischen Einrichtungen, die den Behörden und Wissenschaftlern Sorge bereitet, sondern vor allem der Einsatz in Kosmetika und anderen verbrauchernahen Produkten. Diethylphthalat wird zur Fixierung von Duftstoffen eingesetzt.
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Studie startete 1999
Die aktuellen Ergebnisse beruhen auf einer Studie, die 1999 startete und die Folgen von Schädlingsbekämpfungsmitteln für Schwangere und ihren Nachwuchs prüfte – vor allem an Arbeiterinnen in der Landwirtschaft. Zudem untersuchten die Forscher die Langzeitwirkung von Phthalaten, Parabenen und Phenolen. Diese stehen im Verdacht, das Hormonsystem vor allem von Frauen zu beeinflussen. Insgesamt nahmen die Forscher von jeder schwangeren Frau zwei Urinproben. Auch von den 338 Kindern wurde im Alter von neun Jahren eine Urinprobe analysiert. In den folgenden vier Jahren untersuchten die Forscher alle Kinder dann mit einem Standardtest auf das Einsetzen der Pubertät.
Auch bestimmte Parabene scheinen Einfluss zu haben
Die Resultate: War bei den Mütter viel Monoethylphthalat,
eine Vorläufersubstanz von Diethylphthalat, nachweisbar, begann die Schamhaarentwicklung ihrer
Töchter etwa sechs Monate früher, wie die Forscher schreiben. Eine hohe
Konzentration Triclosan im Urin der Mutter war demnach verbunden mit einer
knapp fünf Monate früheren ersten Menstruation.
Zusammenhänge fanden die Wissenschaftler auch zwischen der Belastung von Kindern mit Parabenen und dem Einsetzen der Pubertät: So gingen hohe Konzentrationen von Methylparaben im Urin der Mädchen mit einer früheren Entwicklung der Brustdrüsen und einer frühen ersten Menstruation einher. Gleiches galt für Propylparaben und die Entwicklung der Schambehaarung. Bei hohen Werten dieser Substanzen begannen die Entwicklungen etwa vier bis sieben Monate früher. Bei Jungen fanden die Forscher eine deutliche Verbindung nur für Propylparaben: Eine hohe Konzentration der Substanz ging mit einer früheren Reifung der Geschlechtsorgane einher.
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Erkenntnisse aus Tierversuchen bestätigt
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Josef Köhrle, sieht in der Studie eine Bestätigung bisheriger Erkenntnisse aus Versuchen an Mäusen und Ratten. „Beachtenswert sind jedoch die Hinweise auf die mögliche Rolle einzelner Substanzen bereits in niedrigen Konzentrationen bei der Beeinflussung der Pubertät“, sagt der Mediziner der Berliner Charité. Denn in der Regel verursachten mehrere Stoffe gemeinsam in Gemischen derartige Wirkungen. Wichtig ist für ihn auch der Hinweis, dass die untersuchten Mütter aus einkommensschwachen Bevölkerungsschichten kamen und deshalb kaum auf bessere Körperpflegeprodukte ausweichen konnten, die etwa weniger Zusatzstoffe enthielten. Generell wünscht sich Köhrle auch mehr öffentliche Aufmerksamkeit für Substanzen, die nicht Sexualhormone beeinflussen, sondern etwa auf Schilddrüsen- und Stresshormone oder auf den Fettstoffwechsel einwirken.
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