Fingolimod bei Kindern und Jugendlichen

Gilenya erhält Zulassung für schubförmige MS bei Kindern

Stuttgart - 04.12.2018, 17:45 Uhr

Fingolimod in Gilenya: Die erste kranheitsmodifizierende Therapie für Kinder mit MS hat die EU-Zulassung erhalten. ( r / Foto: Novartis)

Fingolimod in Gilenya: Die erste kranheitsmodifizierende Therapie für Kinder mit MS hat die EU-Zulassung erhalten. ( r / Foto: Novartis)


Gilenya reduziert jährliche Schubrate bei Kindern

Grundlage für die Zulassungserweiterung von Gilenya® ist eine Phase-III-Studie, PARADIGMS. Die doppelblinde, randomisierte Studie war multizentrisch ausgerichtet und schloss 215 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren ein. Der Schweregrad ihrer MS wurde anhand des EDSS (Expanded Disability Status Scale) bewertet, dieser lag bei den Studienteilnehmern zwischen 0 und 5,5. Wobei ein EDSS von 5,5 beschrieben wird mit „gehfähig ohne Hilfe und Rast für etwa 100 m. Eine Behinderung, die schwer genug ist, um tägliche Aktivitäten zu verunmöglichen.

Was ist der EDSS?

Der EDSS (Expanded Disability Status Scale) bewertet den Schweregrad der Behinderung bei Patienten mit multipler Sklerose. Die Skala reicht von null bis zehn (in 0,5-er Schritten) und bewertet Störungen in unterschiedlichen Funktionellen Systeme (FS) des Körpers:

  • Pyramidenbahn, zum Beispiel Lähmungen
  • Kleinhirn, zum Beispiel Störungen des Bewegungsablaufs, Tremor
  • Hirnstamm, zum Beispiel Sprach- und/oder Schluckstörungen
  • Sensorium, zum Beispiel verminderter Berührungssinn
  • Blasen- und Mastdarmfunktion, zum Beispiel Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
  • Sehfunktion, zum Beispiel eingeschränktes Gesichtsfeld
  • Zerebrale Funktionen, zum Beispiel Wesensveränderung, Demenz

Je nach Anzahl der betroffenen Funktionsbereiche und dem Ausmaß der Einschränkung erfolgt die Abstufung von EDSS null (keine Symptome, kein Funktionsbereich betroffen) bis EDSS zehn (Tod durch MS).

Schubrate um 82 Prozent reduziert

Die Studiendauer war flexibel angelegt – bis zu zwei Jahre – und verglich in dieser Zeit Fingolimod mit Interferon-β. Von den Dosierungen erhielten 107 Patienten Fingolimod 0,5 mg oral täglich (Patienten ≤ 40 Kilogramm 0,25 mg), die restlichen 108 Patienten Interferon-β mit 30 µg pro Woche als intramuskuläre Injektion. Der primäre Endpunkt war die jährliche Schubrate der Patienten, sekundäre Endpunkte umfassten die Anzahl neuer oder neu vergrößerter T2-Läsionen, Gadolinium-aufnehmender T1-Läsionen.

Unter Fingolimod betrug die jährliche Schubrate 0,12, unter Therapie mit Interferon-β 0,67: Fingolimod reduzierte im Vergleich zu Interferon-β die jährlich Schubrate signifikant um 82 Prozent.

Häufiger schwere Nebenwirkungen unter Fingolimod

88,8 Prozent der Fingolimod-Patienten litten unter unerwünschten Arzneimittelwirkungen, in der Interferon-β-Gruppe waren es mehr, 95,3 Prozent. Allerdings litten die Patienten unter Fingolimod häufiger unter schweren Nebenwirkungen (16,8 Prozent) – unter anderem Infektionen, Leukopenie und Krampfanfälle –, wohingegen nur bei 6,5 Prozent der Interferon-β-Patienten schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftraten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.