Lieferengpässe

Tollwutimpfstoffe: globale Engpässe, aber keine globalen Zusammenhänge?

Berlin - 05.12.2018, 07:00 Uhr

Ein indonesischer Gesundheitsbeamter impft 2015 in Denpasar (Bali) einen Hundewelpen gegen Tollwut. In Tollwut-Endemiegebieten geht ein Tollwut-Risiko hauptsächlich von streunenden Hunden aus. (c / Foto: Made Nagi / dpa)

Ein indonesischer Gesundheitsbeamter impft 2015 in Denpasar (Bali) einen Hundewelpen gegen Tollwut. In Tollwut-Endemiegebieten geht ein Tollwut-Risiko hauptsächlich von streunenden Hunden aus. (c / Foto: Made Nagi / dpa)


„Die Versorgungslage mit Tollwut-Impfstoffen ist weltweit eindeutig sehr komplex“

DAZ.online hat also auch bei GSK Global nochmal nachgefragt. Die Auskunft: „Die Versorgungslage mit Tollwut-Impfstoffen ist weltweit eindeutig sehr komplex und umfasst verschiedene Hersteller, die verschiedene Regionen und Märkte bedienen. Wir haben keine Übersicht über all diese Faktoren und würden daher diese größere Komplexität nicht kommentieren.“

Womöglich in Bezug auf die Berichte aus den Philippinen schrieb GSK Global außerdem: „Während GSK in diesem Jahr aufgrund der hohen Nachfrage und operativer Faktoren, die nichts mit der Qualität der bereits auf dem Markt befindlichen Produkte zu tun haben, einige Lieferbeschränkungen für Rabipur® weltweit erfahren hat, sind wir bestrebt, diese Herausforderungen so schnell wie möglich zu lösen.“ GSK habe in diesem Jahr in keinem Land Rabipur®-Bestände zurückgerufen, die sich im Umlauf befanden. Bestehende Lagerbestände, die in allen Märkten von autorisierten Lieferanten verfügbar sein sollen, hätten die relevanten gesetzlichen Anforderungen an die Produktqualität erfüllt.   

„Die gesteigerte globale Nachfrage hat natürlich auch globale Auswirkungen auf die Liefersituation“

Auch Sanofi, der zweite deutsche Tollwutimpfstoff-Hersteller, scheint oder schien laut einem indischen Dokument eine Herstellungsstätte für Tollwutimpfstoffe in Indien zu besitzen. Auf Anfrage teilte Sanofi Pasteur gegenüber DAZ.online jedoch mit, dass das Unternehmen seinen Tollwutimpfstoff ausschließlich in Frankreich produziere.

Man nehme eine weltweit höhere Nachfrage nach Tollwutimpfstoff wahr: „In Deutschland, einem tollwutfreien Land, spielen wir mit einem Marktanteil von 25 - 30 Prozent im Bereich der Tollwutimpfstoffe eine eher untergeordnete Rolle“, so Sanofis Pressesprecherin. Die gesteigerte globale Nachfrage habe natürlich auch globale Auswirkungen auf die Liefersituation: „Sanofi Pasteur beliefert dennoch auch Deutschland mit Tollwutimpfstoff in geringerer Menge.“

Verzögerungen in der Herstellung bei Sanofi

Zu den Ursachen gab Sanofi „manufacturing delays“ an, also Verzögerungen bei der Herstellung, die zu einem Engpass der Produktion bis Anfang 2020 führen. Die derzeitige weltweite Versorgung mit Tollwutimpfstoffen sei begrenzt. Im Mai 2018 habe Sanofi seinen Kunden und den Gesundheitsbehörden in den Ländern, in denen betroffene Impfstoffe erhältlich sind, mitgeteilt, dass die Produktion von Imovax® Rabies und Verorab® aufgrund unerwarteter Verzögerungen bei der Herstellung ebenfalls begrenzt war.

Die Tollwutimpfstoffe von Sanofi Pasteur seien in China aber nicht zugelassen, und bis heute habe man keinen Anstieg der Nachfrage aus anderen Ländern festgestellt. Medienberichte über die Geschäftsentwicklung von Sanofi deuten allerdings an, dass es Sanofi nicht unrecht wäre, auch auf den chinesischen Impfstoffmarkt vorzudringen: „Hohe Nachfrage nach ausländischen Impfstoffen im Zuge eines öffentlichkeitswirksamen Impfstoffskandals erhöht den Optimismus von Sanofi für sein Impfstoffgeschäft in China“, las man im Oktober auf dem Nachrichtenportal Fierce Pharma. Auch die South China Morning Post berichtete im Juli „wie Chinas protektionistische Impfstoffpolitik nach hinten losgegangen ist“. So sollen sich „als China zum Beispiel 2010 die Standards für Impfstoffe anhob“, Pharmaunternehmen wie Sanofi Pasteur allmählich aus dem Tollwutimpfsektor des Landes zurückgezogen haben. Mittlerweile soll die Impfstoffproblematik des Sommers in China auch zu einem Engpass an Grippeimpfstoffen in China geführt haben.    



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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