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Erkältung in der Stillzeit

Stuttgart - 06.12.2018, 17:50 Uhr

Pflanzlichen Arzneimitteln sollte in der Stillzeit nicht unbedingt der Vorzug gewährt werden. (j/Foto: JenkoAtaman / stockadobe.com)

Pflanzlichen Arzneimitteln sollte in der Stillzeit nicht unbedingt der Vorzug gewährt werden. (j/Foto: JenkoAtaman / stockadobe.com)


Wenn stillende Mütter einmal erkältet sind, müssen sie dies nicht leidend aussitzen. Auch ohne ärztliche Verordnung können Arzneimittel und Tipps aus der Apotheke Abhilfe schaffen. Anlässlich der von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufenen Weltstillwoche widmet sich dieser der Text der Frage: Was dürfen Stillende bei Erkältungen einnehmen?

Prinzipiell gilt für die Stillzeit: Alternativen aus dem nichtmedikamentösen Bereich sind einem Arzneimittel immer vorzuziehen, denn natürlich stellt jede Arzneimitteleinnahme, wie gut sie auch bewertet ist, ein gewisses Risiko für Kind und Mutter dar. Man könnte aus dieser Aussage schließen, jedwede Arzneistoffe gingen aus dem mütterlichen Blutkreislauf in die Muttermilch über und belasten somit auch den kleinen Organismus des Säuglings. Aber nicht jeder synthetische Wirkstoff ist ungeeignet, einige können, wenn nötig, in der Stillperiode angewendet werden. Wider Erwarten vieler Kundinnen sind Phytopharmaka während der Stillzeit nicht die Mittel der Wahl und sollten hinten angestellt werden.

Wann geht ein Arzneimittel in die Muttermilch über?

Tatsächlich entscheiden physikochemische Gegebenheiten der Wirkstoffe, wie Lipophilie, Verteilungsvolumen und Molekülgröße, ob der Übertritt vom Plasma in die Milch zu befürchten ist. Der Milch/Plasma-Quotient (M/P-Quotient) quantifiziert diesen Umstand pro Wirkstoff und lässt dadurch eine Einschätzung der Eignung während des Stillens zu. Aber nicht nur daraus resultiert die Bewertung. Möglichst sollten jahrelange Erfahrungswerte zum ausgewählten Mittel vorliegen. Umfassende und verlässliche Analysen zu Wirkstoffen während Schwangerschaft und Stillzeit findet man auf embryotox.de, die Datenbank kann während der Beratung auf jeden Fall zu Rate gezogen werden. Des weiteren sind Monopräparate Kombinationspräparaten aus mehreren Wirkstoffen vorzuziehen und die Halbwertszeit des Arzneistoffs sollte kurz sein, um eine schnelle Elimination aus dem mütterlichen Körper zu gewährleisten. Denn die Konzentration im Blut der Mutter und in der Milch sind proportional zueinander. Bei sehr kurzen Halbwertszeiten können Stillpausen für die Medikamenteneinnahme genutzt werden, um das Risiko für den Säugling noch weiter zu minimieren. Soll das Arzneimittel nur für einen kurzen Zeitraum angewendet werden – wie in der Selbstmedikation ohnehin empfohlen –, kann die Mutter die Milch auch vor der Einnahme abpumpen und gegebenenfalls einfrieren.

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Ätherische Öle für Stillende ungeeignet

Laufende Nasen, Kratzen im Hals – gegen Erkältungssymptome haben Apotheken einiges auf Lager. Aber ist unter Nasenspray und Komplexmitteln gegen Husten, Fieber und Co. auch etwas für stillende Mütter dabei? Man möchte meinen, pflanzliche Arzneimittel, die es ja in ausreichender Zahl im Erkältungssektor der Pharmazeuten gibt, wären wegen ihres natürlichen Ursprungs am besten geeignet und werden dem Kind wohl nicht schaden. Tatsächlich ist es aber so, dass zu den meisten Arzneimitteln pflanzlicher Herkunft keine ausstreichende Datenlage zur Anwendung in der Stillzeit vorliegt und somit sogar oft vom Gebrauch abgeraten wird.

Besonders Erkältungsmittel, die ätherische Öle enthalten, sind ungeeignet. Wer an ätherisches Öl im Säuglingsalter denkt, könnte dies schnell mit den gefürchteten Kehlkopfkrämpfen und der daraus resultierenden Atemnot des Kindes in Verbindung bringen. Das wird aber durch Übertragung mittels Muttermilch nicht erwartet und stellt daher keine Problematik dar. Der eigentliche Punkt dabei ist, dass ätherische Öle den Geschmack der Muttermilch so stark beeinträchtigen können, dass das Kind die Trinkmenge verringert oder das Trinken gar ganz verweigert. Daraus ergibt sich für eine erkältete Mutter: Lang erprobte, als sicher bewertete, synthetische Wirkstoffe eignen sich im Fall des Stillens besser als pflanzliche.

Verstopfte Nase und Husten in der Stillzeit

Gegen verstopfte Nasen helfen Nasenspülungen, Dampfbäder und Kochsalz- oder Meersalz-Nasentropfen. Sollten diese Optionen keine Linderung verschaffen, kann kurzzeitig (maximal eine Woche lang) auch ein abschwellendes Nasenspray, am besten in Konzentration für Kinder (zum Beispiel Otriven 0,05 %), angewendet werden.

Falls die Frau über Husten klagt, gilt generell die genannte Regel – erst alle nichtmedikamentösen Maßnahmen in Betracht ziehen. Zunächst sollten Dampfbäder und Inhalationen (nicht mit ätherischen Ölen!) den Husten eindämmen und den Reiz beruhigen. Wenn das nicht hilft, stehen eine Handvoll Wirkstoffe zur Verfügung. 

Handelt es sich um einen trockenen, quälenden Reizhusten, ist die Auswahl aber eher eingeschränkt. Dextromethorphan (zum Beispiel in Silomat DMP Lutschpastillen) kann während des Stillens angewendet werden, sollte allerdings vorsichtig und nur sehr kurzzeitig eingesetzt werden und nur, wenn die entsprechende Nutzen-Risiko-Bewertung zum Wohle des Nutzens ausfällt. Falls sich der Hustenreiz hartnäckig hält, muss hier ein Arzt zu Rate gezogen werden. 

Besser sieht es dagegen aus, wenn es sich um produktiven Husten handelt und das Ziel darin besteht, festsitzenden Schleim abzutransportieren. Dabei sollte zunächst auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden, eventuell genügt dies für den Transport aus den Atemwegen. Unterstützend kann Acetylcystein (ACC® akut 600 mg Hustenlöser) in üblicher Dosierung als Expektorans eingenommen werden. Eine einmalige Einnahme von ACC erfordert keine Stillunterbrechung. Bei einer mehrtägigen Therapie sollte hingegen Ambroxol (Mucosolvan®) bevorzugt werden. Ebenfalls einsetzbar ist dieser Wirkstoff bei Halsschmerzen, wobei seine lokalanästhetischen Eigenschaften zum Tragen kommen (Mucoangin® Lutschtabletten). 

DAZ.online-Serie Embryotox

Bei Fieber und Schmerzen Paracetamol

Bei Gliederschmerzen, Fieber und ebenfalls bei Schluckschmerzen sind die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen Mittel der Wahl für Stillende. Von allen Komplexmitteln wird Abstand genommen. Sie taugen für stillende Mütter nicht, da mehrere Wirkstoffe auch immer ein höheres Risiko für das Kind und ebenso eine Belastung für den mütterlichen Organismus bedeuten.

* Dieser Text wurde am 2. August 2023 aktualisiert.



Ariane Gerlach, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ibuprofen

von Alexandra Reuter am 06.12.2018 um 21:39 Uhr

In der Stillzeit ist das Analgetika der Wahl Ibuprofen, da es zu weniger als 1 % in die Muttermilch übergeht!

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