Nach Pressemittelung zum Apotheken-Gesetzespaket

Freie Apotheker fühlen sich vom BMG ausgeladen

Berlin - 17.12.2018, 11:00 Uhr

Helga Gröschel, Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, beschwert sich darüber, dass das BMG ihren Verein zu einer Veranstaltung zum Thema Rx-Arzneimittel auf Ebay wieder ausgeladen hat. (b/Foto: Freie Apothekerschaft)

Helga Gröschel, Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, beschwert sich darüber, dass das BMG ihren Verein zu einer Veranstaltung zum Thema Rx-Arzneimittel auf Ebay wieder ausgeladen hat. (b/Foto: Freie Apothekerschaft)


Der Verein Freie Apothekerschaft ist sauer auf das Bundesgesundheitsministerium. Seit Jahren weist der Verein darauf hin, dass Rx-Arzneimittel illegal über Ebay verkauft werden. Nach Angaben des Vereins sollte im Ministerium ein Termin zu dem Thema stattfinden, bei dem zunächst auch die Freien Apotheker eingeladen waren. Nach dem Aussenden einer Pressemitteilung zum geplanten Apotheken-Gesetzespaket wurde der Verein nach eigenen Angaben aber wieder ausgeladen. Das BMG bestreitet, dass es einen Zusammenhang gibt.

Immer wieder tauchen auf Ebay, Ebay Kleinanzeigen und anderen Internet-Verkaufsportalen Rx-Arzneimittel zum Verkauf auf. Der Verein Freie Apothekerschaft kämpft seit Jahren dafür, dass dieses Thema mehr Beachtung bekommt, damit sich die Portale und die Behörden intensiver darum kümmern. Zuletzt taten sie das auch mit Erfolg: Der „Spiegel“ brachte am 10. November dieses Jahres einen Bericht zu dem Thema heraus, in dem Reinhard Rokitta, Schatzmeister der Freien Apotheker, Kammern, der Politik und den Behörden Vorwürfe macht: Pro Jahr gebe es fast 3000 solcher Fälle im Internet, aber alle „ducken sich weg“, sagte Rokitta im Spiegel.

Nach dem Bericht kam zuletzt allerdings Bewegung in die Geschichte: Denn laut „Freie Apothekerschaft“ sollte im BMG ein Termin zu dem Thema stattfinden. Offenbar war die Arzneimittel-Abteilung des Ministeriums hellhörig geworden und wollte nun etwas unternehmen. Der Verein zitiert eine Mitteilung des Ministeriums vom 19. November: „Das Bundesministerium für Gesundheit wird die von Ihnen dokumentierten Verstöße jedoch zum Anlass nehmen, in einem gemeinsamen Gespräch mit Betreibern verschiedener Internetplattformen zu erörtern, wie die bestehenden Verbote noch besser eingehalten werden können.“ Die Freien Apotheker boten ihre fachkundige Teilnahme an und erhielten eigenen Angaben zufolge am 4. Dezember eine Zusage aus Berlin.

Am 13. Dezember soll dann aber die Ausladung erfolgt sein. Ein Mitarbeiter der Arzneimittel-Abteilung soll dem Verein geschrieben haben:  „...entgegen meiner ursprünglichen Zusage kann ich Ihnen leider eine Teilnahme am Gespräch nicht mehr zusagen.“ Die Freien Apotheker sind erbost. Dr.med. Helma Gröschel, Erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, sagte: „Wir sehen die Ausladung als Affront an.“

BMG: Wir werden auch mit den Freien Apothekern sprechen

Der Verein bringt die Ausladung mit einer Pressemitteilung in Verbindung, die man ebenfalls am 13. Dezember – nur wenige Stunden vor der Mail aus dem BMG – abgeschickt hatte. In der Mitteilung äußerten sich die Pharmazeuten ablehnend gegenüber dem von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplanten Gesetzespaket zum Apothekenmarkt. Zur Erinnerung: Spahn will für EU-Versender einen Boni-Deckel von 2,50 Euro einführen, gleichzeitig aber das Apothekenhonorar erhöhen. In ihrer Mitteilung hatten die Freien Apotheker dies als „unmoralisches Angebot“ bezeichnet und erklärt: „Für ein paar Euro ‚Schweigegeld‘ pro inländische Apotheke bleibt der Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel auch aus dem Ausland bestehen!“

Dass der Verein kurz nach dem Aussenden dieser Mitteilung vom BMG ausgeladen wurde, stehe in einem deutlichen Zusammenhang. Gröschel dazu: Wenn der Gesundheitsminister zwei Paar Schuhe nicht auseinanderhalten kann oder will und mögliche Befindlichkeitsstörungen über den Verbraucherschutz stellt, muss die Frage erlaubt sein, ob er diesem Amt gewachsen ist.“

Das BMG selbst bestreitet aber, dass es einen Zusammenhang gibt. Ein Sprecher teilte mit: „Das Gesundheitsministerium ist in regelmäßigem Austausch mit allen Verbänden der Branche – auch mit dem Verein Freie Apothekerschaft. Dabei handelt es sich aber nicht immer um presseöffentliche Gespräche. Wenn wir das Thema illegale Arzneimittelverkäufe über Internet-Plattformen bearbeiten, werden wir selbstverständlich auch auf die Expertise des Vereins Freie Apothekerschaft zurückgreifen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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