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Bild-Interview
Litsch: „Erst schließt der Tante-Emma-Laden, dann die Apotheke“
Der AOK-Bundesverband läuft Sturm gegen das vom Bundesgesundheitsministerium geplante Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG). Mit dem Vorhaben soll der Zugang zu Facharztterminen für GKV-Versicherte verbessert werden. In einem Interview mit der „Bild-Zeitung“ beschwert sich Martin Litsch, Chef des AOK-Bundesverbandes, über die Vorschläge und meint: Versicherte können auch mal warten. Außerdem erklärt er, dass das Problem der rückgängigen Apothekenzahl noch gelöst werden müsse.
Mit dem TSVG macht sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) derzeit keine Freunde im Gesundheitswesen: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) protestiert heftig gegen den Entwurf, mit dem die Ärzte unter anderem dazu verpflichtet werden sollen, ihre Pflicht-Sprechstunden auszuweiten. Außerdem will das BMG die Aufgaben der Terminservicestellen deutlich erweitern und die KVen verpflichten, dass sie in unterversorgten und von Unterversorgung bedrohten Gebieten eigene Praxen eröffnen oder Versorgungsalternativen anbieten. Die Krankenkassen sollen zudem verpflichtet werden, für ihre Versicherten elektronische Patientenakten spätestens ab 2021 anzubieten.
AOK-Chef Litsch sieht weite Teile des Vorhabens skeptisch. Er bezweifele, ob das „Problem mit den Terminen wirklich so groß ist“, erklärte er gegenüber der „Bild“. Litsch wörtlich: „Wenn es im Knie ein bisschen zieht, oder es nichts Akutes gibt, finde ich es nicht schlimm, wenn man auf einen Facharzt-Termin auch mal warten muss.“ Litsch spricht auch eines der Lieblingsthemen des AOK-Bundesverbandes erneut an: die Qualität der Klinikversorgung. Deutschland habe zu viele Krankenhäuser und zu wenig Spezialisierung. Von den rund 2000 Krankenhäusern sei etwa ein Viertel, also 500 Kliniken, „nicht nötig“. Ohne diese Häuser würde „kein Versorgungsnotstand“ ausbrechen.
Und auch um die Landversorgung geht es in dem Interview. Auf die Frage, ob denn die Versorgung auf dem Land schlechter als in der Stadt sei, antwortet der AOK-Chef: „Ja, das würde ich schon sagen. Das Angebot ist natürlich in der Stadt viel größer. In den ländlichen Regionen haben wir es mit Abwanderung zu tun: Erst schließt der Tante-Emma-Laden, dann die Apotheke, dann geht der Doktor. Dieses Problem haben wir noch nicht gelöst. Wir müssen viel aktiver werden: Mit Versorgungszentren und auch mit Telemedizin.“ Für ihn sei klar, dass sich Arzt und Patient nicht für jedes Gespräch persönlich sehen müssten.
3 Kommentare
Quo vadis AOK ?
von Heiko Barz am 28.12.2018 um 11:23 Uhr
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Anpassung
von Anita Peter am 27.12.2018 um 16:23 Uhr
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Aha
von Mathias Mallach am 27.12.2018 um 13:46 Uhr
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