Apothekengewerkschaft im BMG

Spahn spricht mit Adexa über Kompetenzerweiterung für PTA

Berlin - 08.01.2019, 07:00 Uhr

Andreas May und Tanja Kratt (li. und in der Mitte) von der Adexa waren am gestrigen Montag zu Besuch im BMG bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). (Foto: Adexa)

Andreas May und Tanja Kratt (li. und in der Mitte) von der Adexa waren am gestrigen Montag zu Besuch im BMG bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). (Foto: Adexa)


Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet derzeit an einer umfassenden Reform des PTA-Berufes. Neben der schon länger angekündigten Reformierung der PTA-Ausbildung ist nach Informationen von DAZ.online auch eine Kompetenzerweiterung für pharmazeutisch-technische Assistenten im Gespräch. Die Apothekengewerkschaft Adexa war am gestrigen Montag zu Besuch im Ministerium. Dabei wurde auch erneut klar: Das Rx-Versandverbot ist für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gestorben.

Dass es in dieser Legislaturperiode mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das im Koalitionsvertrag erwähnte Rx-Versandverbot gibt, wird immer unwahrscheinlicher. Nachdem Spahn der ABDA-Mitgliederversammlung bereits im Dezember mitteilte, dass er es für politisch „unwägbar“ halte und es auch persönlich nicht wolle, teilte er seine Ablehnung am gestrigen Montag auch der Apothekengewerkschaft Adexa mit. Adexa-Chef Andreas May und Tanja Kratt, Leiterin der Tarifkommission in der Gewerkschaft, waren am gestrigen Montag zu einem Besuch bei Spahn im BMG.

Kratts Resümee hinsichtlich des Rx-Versandverbotes fällt für die Apotheker ernüchternd aus: „Spahn hat sich unsere Argumente angehört, aber auch deutlich gemacht, dass wir keine Hoffnungen in ein Rx-Versandverbot setzen sollten.“ Das Problem der fehlenden Gleichpreisigkeit zwischen deutschen Apotheken und ausländischen Versendern werde auf anderem Wege gelöst werden müssen. Zur Erinnerung: Spahn hatte im Dezember Eckpunkte vorgestellt, nach denen die EU-Versender Rx-Boni bis 2,50 Euro gewähren können und ab einem Marktanteil von 5 Prozent in ihrer Boni-Strategie gedrosselt werden sollen.

PTA: Neue Ausbildung und mehr Kompetenzen

Der thematische Schwerpunkt des Gespräches zwischen der Apothekengewerkschaft und dem Minister lag aber auf der Weiterentwicklung des PTA-Berufes. Spahn hatte auf seinem Facebook-Kanal schon mehrfach angekündigt, dass er die Ausbildung der PTA reformieren will. Auch die Adexa fordert eine Erneuerung – sowohl organisatorisch als auch inhaltlich. Konkret will die Apothekengewerkschaft erreichen, dass die Fachschulausbildung von 24 auf 30 Monate verlängert wird, die ABDA lehnt dies allerdings ab. Spahn soll bei dem gestrigen Treffen noch nicht signalisiert haben, in welche Richtung er bei dieser Frage tendiert. Fest steht aber: Schon bald will der Minister erste Vorschläge zur PTA-Ausbildung präsentieren – im Dezember erklärte er, dass die Ausbildungsreform noch in diesem Jahr in Kraft treten soll.

Andreas May zeigte sich zufrieden mit dem Gespräch über die Ausbildungsnovellierung: „Erfreulich ist, dass der Minister bei der PTA-Ausbildungsnovellierung das bisherige hohe Tempo beibehält. Wir können also in Kürze mit einem Vorschlag rechnen, den die Interessenvertretungen der PTA zur internen Diskussion erhalten werden.“

Mehr PTA-Kompetenz nach Fort- und Weiterbildungen

Doch offenbar deutet sich noch eine weitere Änderung für den PTA-Beruf an: Denn nach Informationen von DAZ.online haben die Adexa und Spahn auch über eine Kompetenzerweiterung für PTA gesprochen. Im Gespräch ist beispielsweise, dass PTA neue Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten bekommen sollen – für neue Kompetenzen, die sie dann in der Apotheke anbieten könnten. In diesem Zusammenhang wird seit Jahren auch immer wieder über eine Vertretungsbefugnis für PTA gesprochen. Derzeit dürfen sich Apotheker laut § 2 der Apothekenbetriebsordnung nur von anderen Apothekern oder eingeschränkt auch von Apothekerassistenten oder Pharmazieingenieuren vertreten lassen. Zumindest der Bundesverband der PTA (BVPTA) hatte dies auch immer wieder mal für PTA ins Spiel gebracht. Ob das BMG dieses Thema aufgreifen will, blieb aber unklar.

Und auch das Thema Streichung des Schulgeldes ist weiterhin aktuell: Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD versprochen, die Schulgelder für alle Gesundheitsberufler grundsätzlich streichen zu wollen. Das Land NRW war zuletzt vorgeprescht und hatte die teilweise Streichung auf Landesebene schon verkündet. Im vergangenen Jahr hatte auch das BMG schon erklärt, dass man an einer bundesweit gültigen Lösung arbeite. Und auch gegenüber der Adexa soll Spahn gestern signalisiert haben, dass man an dem Thema arbeite.

Wie in allen anderen Bereichen hat sich Spahn somit viel vorgenommen. Denn alleine für die Umstellungen an der PTA-Ausbildung und den möglichen Kompetenzerweiterungen müssten drei Regelwerke geändert werden: die Apothekenbetriebsordnung, das 1968 verabschiedete Gesetz über den Beruf des pharmazeutisch-technischen Assistenten (PharmTAG) und die Ausbildungs- und Prüfungsordnung (PTA-APrV). Letztere wurde zuletzt 1997, also vor mehr als 20 Jahren, stärker novelliert.

Im Gespräch: die Approbationsordnung

Doch bei dem Adexa-Besuch im BMG ging es nicht nur um PTA, sondern auch angestellte Apotheker. Laut Adexa wurde auch über das Pharmaziestudium und die Inhalte der Approbationsordnung gesprochen. Spahn soll hier mehrfach darauf hingewiesen haben, dass er von den Apothekern mehr Innovationskraft erwartet.

(Foto: Adexa)

May dazu: „Spahn erwartet von den Apotheken eine Weiterentwicklung und mehr Zukunftsvisionen. Dazu muss das entsprechende Fundament in der Ausbildung gelegt werden. Es ist also folgerichtig, hier zeitnah Veränderungen vorzunehmen.“

Und Tanja Kratt ergänzt: „Zu solchen Zukunftsvisionen gehören aber auch moderne, attraktive Konzepte für die tarifliche Entlohnung, die Ausbildungsvergütungen sowie die Honorierung von Fort- und Weiterbildung oder andere leistungsorientierte Modelle.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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