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Bauchschmerzen und Co.
Kinder und Probiotika: Sollte man generell abraten?
Einsatz von Probiotika bei Kindern: Eine europäische Leitlinie
Die Leitlinie wurde von einem Expertengremium verfasst, das von der European Pediatric Association beauftragt wurde. (Auf die Interessenkonflikte der Autoren sei am Ende der Studie verwiesen: diverse Firmen wie Biogaia, Fresenius Kabi, Danone, Nestlé usw.). Die folgende Tabelle soll die Hauptbotschaften „practice points“ der europäischen Leitlinie zusammenfassen. Dabei wird deutlich, dass zwischen verschiedenen Stämmen und Präparaten unterschieden werden muss, genauso wie zwischen den diversen Einsatzgebieten. Zu Dosierungen ist noch wenig bekannt, sie sind aber wichtig.
Anwendungsgebiet | Empfehlung |
---|---|
Vorbeugung gegen häufige Infektionen | Obere Atemwegsinfekte: Nur LGG (Lactobacillus rhamnosus GG) sollte zur Prävention in Erwägung gezogen werden, bei Kindern in Tagesstätten. (Begrenzte Evidenz) Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, den Einsatz von Probiotika zur Prävention von Magen-Darm-Infektionen zu empfehlen. |
Vorbeugung von nosokomialen Infektionen | Wenn der Einsatz von Probiotika zur Vorbeugung von nosokomialer Diarrhö in Betracht gezogen wird, kann nur LGG empfohlen werden und der Patient sollte für die Dauer des Krankenhausaufenthaltes mindestens 109KBE/Tag erhalten. Es gibt keine ausreichenden Beweise, um Probiotika zur Vorbeugung von nosokomialen Atemwegsinfektionen zu empfehlen. |
Allergieprävention | Probiotika können aktuell nicht zur Prävention von atopischen Erkrankungen empfohlen werden. |
Probiotika zur Prävention von antibiotisch bedingter Diarrhö | Zur Prävention sollte LGG oder S. boulardii in Erwägung gezogen werden. S. boulardii sollte auch in Betracht gezogen werden, um C. difficile-assoziierter Diarrhö vozubeugen. Andere Stämme oder Kombinationen werden aktuell nicht empfohlen. Weil keine entsprechenden Daten vorliegen, sollte der Einsatz der Probiotika bei schwerkranken Kindern besonders kritisch geprüft werden. |
Akute Gastroenteritis | LGG und S. boulardii könnten zusätzlich zur Rehydratations-Therapie eingesetzt werden. Wenn sie zum Einsatz kommen, dann möglichst früh. LGG oder S.boulardii sollte über fünf bis sieben Tage gegeben werden (LGG mindestens 1010 KBE/Tag, S.boulardii 250-750 mg/Tag). Für andere Stämme oder Kombinationen gebe es aktuelle keine Empfehlungen. |
Abdominale Schmerzstörungen | Aufgrund der begrenzten Evidenz und fehlender aktueller Richtlinien kann keine Empfehlung für den Einsatz von Probiotika zur Behandlung funktioneller abdominaler Schmerzstörungen ausgesprochen werden. |
Koliken bei Kindern | L. reuteri DSM 17938 soll der einzige Stamm sein, der sich bei gestillten Kindern in der Behandlung von Koliken, nicht aber in der Prävention, als wirksam erwiesen hat. Die Dosis sollte mindestens 108 KBE/Tag betragen und für 21 bis 30 Tage verabreicht werden. Es gibt keine Evidenz für andere Stämme oder Kombinationen. |
Insgesamt kommt die Expertengruppe zu dem Schluss, dass spezifische probiotische Stämme wirksam sind, um antibiotisch bedingten und nosokomialen Durchfall zu verhindern. Auch bei Säuglingskoliken könnten sie hilfreich sein. Gerade bei Frühgeborenen, Immunsupprimierten und Patienten mit kritischem Gesundheitszustand sei jedoch besondere Vorsicht geboten. Auch akute Gastroenteritis könnte dieser Expertengruppe zufolge mit Probiotika behandelt werden. Zwei Ende 2018 erschienene Studien können diese Empfehlung allerdings nicht unterstützen.
2 Kommentare
Skepsis?
von Stefan Haydn am 10.01.2019 um 20:07 Uhr
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Abraten?
von Klaus Bernd am 10.01.2019 um 9:25 Uhr
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