Cannabismarkt

Konsolidierungswelle beim Medizinalhanf: Aphria übernimmt CC-Pharma

Berlin - 10.01.2019, 13:15 Uhr

Die Dynamik im Cannabismarkt ist fesselnd für Anleger – und manchmal stressig für Apotheker. (m / Screens: aphria.com | cc-pharma.de)

Die Dynamik im Cannabismarkt ist fesselnd für Anleger – und manchmal stressig für Apotheker. (m / Screens: aphria.com | cc-pharma.de)


Wie Big Pharma – nur schnelllebiger

Der „größte Akteur“ im medizinischen Cannabisgeschäft werden und vor allem bleiben zu wollen, klingt allerdings vollmundig. Denn die Konkurrenz bei den kanadischen Cannabisriesen schläft nicht. So erwarb Aurora 2017 den Berliner Importeur Pedanios und setzte 2018 seine Einkauftour unter anderem mit der Übernahme von Medreleaf und anderen Cannabisfirmen fort. Auch das in St. Leon-Rot ansässige Unternehmen Spektrum Cannabis gehört inzwischen einem kanadischen Unternehmen, und zwar Canopy Growth. Dieser Cannabisriese aus Smith Falls erwarb kurz vor Weihnachten den Tuttlinger Spezialhersteller für Vaporisatoren, Storz und Bickel.  

Ähnlich wie bei Big Pharma sind Konsolidierungs- und Expansionsprozesse in der Hanfbranche also an der Tagesordnung. Nur laufen diese deutlich schneller ab. Der internationale Markt wächst exponentiell. Denn die gesetzlichen Entwicklungen haben sich in den vergangenen Monaten nicht nur beim Medizinalcannabis überholt.

Kooperationen von Bier bis Big Pharma

Insbesondere in Kanada, wo seit dem 17. Oktober neben der medizinischen auch die Freizeitanwendung möglich ist, wissen die Unternehmen die Synergien beider Märkte zu nutzen oder Kooperationen mit verwandten Bereichen wie beispielsweise der Tabak- oder Brauereiwirtschaft zu schließen. So investierte beipielsweise der Corona-Brauer Constellation Brands im vergangenen August vier Milliarden in Canopy Growth. Der Grundgedanke für solche Umverteilungen: Wo Cannabis legalisiert ist oder wird, wird voraussichtlich weniger Alkohol gebraucht.

Bekannt für Quervernetzungen ist unter anderem Tilray, das in Deutschland standardisierte Cannabisextrakte zum rezepturmäßigen Umfüllen vertreibt. Das Unternehmen aus British Columbia kooperiert seit einigen Monaten mit der Novartis Tochter Sandoz. Kurz vor Weihnachten erklärten Tilray und Sandoz, die Zusammenarbeit bei „nicht-rauchbaren“ Cannabisprodukten auszubauen und beispielsweise gemeinsam global zu vermarkten.

Auch Produkte auf CBD-Basis könnten auf internationaler Ebene einen „Schub“ bekommen: Medienberichten zufolge unterzeichnete US-Präsident Donald Trump kurz vor Weihnachten die sogenannte Farm Bill, die den Anbau von Nutzhanf in den Staaten erlaubt. 

Adrenalin für Aktionäre – Stress für Apotheker?

Die jüngsten Entwicklungen bewegen Anleger und belasten manche Apotheker. Denn durch die Umfirmierungen und Fusionen ist der Cannabismarkt unübersichtlich. Die Firma, bei der man im vergangenen Monat noch Blüten bestellt hatte, kann heute einen anderen Namen tragen oder nicht mehr existieren. Hinzu kommen die ständigen Lieferschwierigkeiten.

Dabei wären insbesondere Stabilität und Zuverlässigkeit im Importgeschäft erwünscht. Denn bis der deutsche Anbau startet, vergeht noch mindestens ein Jahr. Und auch dem BfArM ist bewusst, dass Importe weiterhin nötig sein werden. Lieferversprechen wie seitens Aphria oder dem kanadischen Cannabishersteller Wayland, der den Export von neun Tonnen Cannabis über drei Jahre angekündigt hatte, wecken daher – hoffentlich begründete – Hoffnungen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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