Lancet-Publikation

Metaanalyse: Sollen herzgesunde Senioren Statine nehmen?

06.02.2019, 15:10 Uhr

Statine können bei Vorerkrankungen das Herzinfarktrisiko senken. Doch sollen auch gesunde, ältere Menschen Lipidsenker auf Verdacht einnehmen? (m / Foto: imago)

Statine können bei Vorerkrankungen das Herzinfarktrisiko senken. Doch sollen auch gesunde, ältere Menschen Lipidsenker auf Verdacht einnehmen? (m / Foto: imago)


Keine Signifikanz in der Primärprävention ab 70 Jahren

Über alle Alters- und Indikationsgruppen hinweg, mit und ohne vaskuläre Vorerkrankungen, konnten die Statine das Risiko für den primären Endpunkt signifikant um 21 Prozent pro Reduktion des LDL-Cholesterinwerts um 1 Millimol pro Liter senken.

Betrachtet man Sekundär- und Primärprävention getrennt voneinander, ergibt sich ein differenziertes Bild: So ist der Nutzen der Statine bei Patienten mit vaskulären Vorerkrankungen über alle Altersgruppen, inklusive der Älteren, signifikant. Bei der Primärprävention dagegen verliert die Statinprophylaxe ab einem Alter von 70 Jahren die Signifikanz. Bei über 75-jährigen liegt ein positiver aber nicht signifikanter Trend von 8 Prozent zugunsten der Cholesterinsenker vor.

Nutzen weiterhin unklar

Ist die Frage nach dem Nutzen der Statine zur Primärprävention damit nun beantwortet? Trotz des klaren Ergebnisses äußern sich die Autoren in der Diskussion zurückhaltend. So sei die Ereignisrate bei Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen sehr gering gewesen, weshalb die Gruppe möglicherweise nicht repräsentativ sei. An dieser Stelle ist anzumerken, dass eine bestehende Vorerkrankung zu den Risikofaktoren gehört, erneut ein vaskuläres Ereignis zu erleiden. Auch dieser Sachverhalt könnte die unterschiedlichen Ereignisraten in der Primär- und Sekundärprävention erklären.

Betrachtet man die drei Komponenten des Kombi-Endpunktes separat, fällt auf, dass bei den über 75-Jährigen das Signifikanzniveau bei den Parametern Schlaganfall und Revaskularisierung zwar verloren geht, bei schweren koronaren Ereignissen jedoch erhalten bleibt. Deswegen und aufgrund der insgesamt positiven Daten bei den anderen Altersgruppen, sehen die Autoren einen Nutzen in der Primärprävention mit Statinen auch bei Älteren, wenn sie ein erhöhtes Risiko für koronare Ereignisse aufweisen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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