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Protestaktion
Bulgarien: Apotheker streiken wegen EU-Fälschungsschutz
Während das EU-Fälschungsschutzssystem Securpharm hierzulande weitgehend läuft, gibt es in anderen europäischen Ländern große Umsetzungsprobleme. DAZ.online hatte bereits über Anbindungsprobleme berichtet. Nun wird klar: Am schwierigsten ist die Lage wohl in Bulgarien – dort haben am gestrigen Mittwoch mehr als 700 Apothekeninhaber gestreikt, um gegen die Einführung des Fälschungsschutzsystems zu protestieren. Wie auch in Deutschland wird in Bulgarien über die Finanzierung des Projektes gestritten.
Hunderte Apotheken in Bulgarien haben ihre Arbeit eingestellt, um staatliche Gelder für die EU-Verifizierung von Medikamenten zu fordern. Das meldete das bulgarische Staatsfernsehen am gestrigen Mittwochabend. Mit der Arbeitsniederlegung am gestrigen Mittwoch protestierten sie gegen die ihrer Ansicht nach für selbstständige Apotheken zu hohen Kosten einer Einführung des elektronischen Systems für mehr Arzneimittelsicherheit in der EU. Die neue EU-Regelung falle zudem mit bulgarischen kostenträchtigen Auflagen zusammen, beklagen vor allem kleine Apotheken in ländlichen Regionen des Balkanlandes.
An dem eintägigen Protest beteiligten sich nach Angaben der Nationalen Apothekenkammer mehr als 700 Apotheken. Vielerorts blieb die einzige Apotheke in der Siedlung geschlossen, nur in Notfällen wurden Kunden von Mitarbeitern bedient. Kleinere Apotheken kritisierten auch, dass die neuen Regelungen die großen Apotheken-Ketten begünstigten. Gesundheitsminister Kiril Ananiew widersetzte sich demnach jeglicher staatlichen Hilfe für Apotheken.
Doch es geht nicht nur ums Geld: Der bulgarische Apothekerverband informiert die Apotheker auf seiner Internetseite zudem, dass es große technische Umsetzungsprobleme gibt. Der Verband erklärt, dass man das System nur schrittweise einführen könne, man verstehe den derzeitigen Betrieb seit dem 9. Februar als Testphase. Der Verband berichtet insbesondere von Problemen der Hersteller beim Hochladen der packungsindividuellen Sicherheitsmerkmale in die EU-Fälschungsschutz-Datenbank (EU-Hub). Außerdem berichten sowohl Großhändler als auch Apotheken von Fehlern beim Scannen der neuen Codes. Außerdem gebe es „Ungenauigkeiten“ in den neuen Software-Versionen, die bei den Herstellern und Apothekern verwendet wird. Trotzdem fordert der Verband die Pharmazeuten auf, die Arzneimittel weiterhin abzugeben.
Probleme auch in anderen Ländern
Bulgarien ist nicht allein mit diesen Problemen: Eine Umfrage von DAZ.online unter einigen der 31 Teilnehmerländer hatte ergeben, dass die Umsetzung mancherorts noch in den Kinderschuhen steckt. In Großbritannien sind beispielsweise nur etwa 50 Prozent der Apotheken an das System angebunden, in Frankreich streiten sich die Apotheker mit dem Gesundheitsministerium über die Umsetzung und viele Länder testen das System vorerst.
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Der gestrige Streik betraf etwa ein Sechstel aller bulgarischen Apotheken, in dem Land gibt es ca. 4400 Apotheken. Es herrscht Niederlassungsfreiheit, allerdings sind Standorte auf dem Land kaum attraktiv, weshalb die Verteilung der Apotheken im Land stark variiert. Im Jahr 2007 wurden drastische Maßnahmen ergriffen, um der unerwünschten Entwicklung des Fremd- und Mehrbesitzes Einhalt zu gebieten. Lizenzen sollten nur noch an Personen mit abgeschlossenem Pharmaziestudium und zweijähriger Berufserfahrung vergeben werden, nicht aber zum Beispiel an Pharmaunternehmen oder Großhändler. Außerdem sollte jeder Lizenzinhaber lediglich eine Apotheke besitzen und diese auch selbst leiten müssen. Nach einer neuerlichen Änderung des Gesetzes im Juli 2008 wurde das Mehrbesitzverbot allerdings wieder etwas gelockert. Nun darf der Inhaber einer Apothekenlizenz in Anlehnung an das deutsche Modell bis zu vier Apotheken betreiben.
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