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IQVIA-Statistik
142.000 Cannabisrezepte in 2018 - (k)ein Zeichen für Missbrauch?
Medizinalhanf polarisiert
Die Entwicklung der Cannabisverordnungen wird von Expertenseite unterschiedlich bewertet. Der Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer, sieht in dem Wachstumstrend einen Hinweis auf Missbrauch von Medizinalhanf. Auf einer interdisziplinären Veranstaltung vor einem Monat erklärte Kiefer, dass viele Verschreibungen nichts mehr mit rationaler Pharmakotherapie zu tun hätten, sondern eher „Spaßverordnungen“ seien. Auf derselben Veranstaltung monierte der Suchtexperte der Bundesärztekammer, Erik Bodendiek, dass Ärzte viel zu häufig von ihren Patienten unter Druck gesetzt würden, Cannabis zu verschreiben.
Lernkurve bei junger Behandlungsoption
Doch es gibt auch andere Erklärungsansätze. Für den Chef des Deutschen Hanfverbandes, Georg Wurth, ist der steigende Trend keine Überraschung. Dazu erklärt der Branchenexperte gegenüber DAZ.online: „Allen Fachleuten sollte klar sein, dass eine ausreichende Versorgung deutscher Patienten nicht mit dem ersten Tag der Gesetzesänderung sofort erreicht werden konnte, das ist ein längerer Prozess. Aus der vorhersehbaren Steigerung der Verordnungszahlen ein besonderes Missbrauchspotenzial zu konstruieren, ist nicht seriös. Die Zahlen werden auch ohne Missbrauch weiter steigen.“
Die Behandlungsoption mit Medizinalhanf gibt es in Deutschland noch nicht lange. Das Genehmigungsverfahren durch die Krankenkassen ist komplex, doch inzwischen hat sich die Genehmigungsquote der großen Kassen auf etwa 60 Prozent stabilisiert. Auch der Erfahrungsschatz innerhalb der Fachkreise wächst. Noch ist der Wissensstand bei Apothekern und Ärzten recht heterogen, häufig bilden sich Zentren.
Positive Therapieerfahrungen bei Schwerkranken
Ein Beispiel für eine cannabiserfahrende Apotheke ist die Apotheke Lux99 in Hürth bei Köln, die auch seit einigen Monaten live-Verfügungsdaten für Medizinalhanf anbietet. Inhaber Tobias Loder versorgt Cannabispatienten schon seit 2014, als Medizinalhanf nur per Ausnahmegenehmigung vom BfArM erhältlich war. Gegenüber DAZ.online erklärte der Apotheker, dass sich die Zahl der Patienten in den letzten fünf Monaten verfünffacht habe. „Es gibt ein großes und wachsendes Interesse seitens der seriösen Ärzteschaft, Cannabinoide einzusetzen“, berichtet Loder.
Im Gegensatz zum BAK-Präsidenten kann der Apotheker nicht bestätigen, dass missbräuchliche Verordnungen ausgestellt würden. „Ganz im Gegenteil, es handelt sich um schwerkranke Menschen, die Ihre Lebenssituation deutlich verbessern können. Herr Kiefer sollte sich einmal mit der Mutter eines dreijährigen epileptischen Mädchens darüber unterhalten. Sie hat das Glück, dass die Uni Klinik Köln CBD haltiges Öl für die Tochter verordnet, das wir herstellen. Das ist nur ein Beispiel von ganz, ganz vielen.“
Ähnliches berichten auch Mediziner, die viele Cannabispatienten behandeln. Wie beispielsweise Dr. Jan-Peter Jansen, Leiter des Schmerzzentrums in Berlin. Auf einer Fortbildung der Berliner Apothekerkammer am gestrigen Donnerstag erklärte der Schmerzmediziner, dass es seinen Patienten mitnichten um einen Rauschzustand ginge, sondern darum, wieder am Leben teilzunehmen. „Der Schmerz ist noch da, aber fünf Türen weiter weg“ – dies oder ähnliches würden ihm Patienten berichten, erklärte Jansen.
3 Kommentare
Respektlos
von Rainer W. am 07.03.2019 um 15:44 Uhr
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Respektlos
von Rainer W. am 07.03.2019 um 8:48 Uhr
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Reicht's nicht endlich ?
von M.Thole am 04.03.2019 um 4:40 Uhr
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