Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

03.03.2019, 08:00 Uhr

So viele Warums und nur unbefriedigende Antworten – nur Karneval ist noch seltsamer. (Foto: Andi Dalferth)

So viele Warums und nur unbefriedigende Antworten – nur Karneval ist noch seltsamer. (Foto: Andi Dalferth)


Die Woche der Warums! Warum ein Apotheker und ein Anwalt DocMorris verklagen, aber nicht der GKV-Spitzenverband. Warum die Politik die Importförderklausel nicht abschaffen will – oder nicht kann. Warum der nordrheinische Gesundheitsminister Laumann nicht seine Meinung, sondern seine Einschätzung übers Rx-Versandverbot geändert hat. Warum die dänischen und die französischen Apothekerinnen und Apotheker bald gegen Grippe impfen dürfen, aber nicht die deutschen. Warum die AOK Nordost bei ihrem neuen Arzneimittelversorgungsmodell „eLiSa“ die Ärzte das Medikationsmanagement machen lässt und nicht die Apotheker.

25. Februar 2019 

Wieder ein wackerer Apotheker, der dem niederländischen Versender DocMorris juristische Nadelstiche zusetzt. Der sachsen-anhaltinische Apotheker Michael Nagler aus Tangerhütte  hat sich den Leipziger Anwalt Fabian Virkus an seine Seite geholt, der bereits mehrfach den GKV-Spitzenverband darauf hingewiesen hat, dass DocMorris aus dem Rahmenvertrag über die Arzneimittelbelieferung ausgeschlossen werden müsste wegen der Gewährung von Rx-Boni.  Außerdem konfrontierte der Anwalt den Kassenverband mit Belegen, die zeigen sollen, dass DocMorris die Kassen über die Einziehung der Zuzahlung täuscht: Der Beleg über den Zuzahlungsnachweis gegenüber der Krankenkasse enthielt keinen Hinweis, dass die Zahlung infolge von Boni möglicherweise gar nicht geleistet wurde. Das alles scheint den GKV-Spitzenverband nicht wirklich zu interessieren, mein liebes Tagebuch. Der Kassenverband teilte zwar mit, dass ihm „an einer transparenten Gestaltung der Quittungen gelegen sei“, aber Taten folgten den Worthülsen nicht, passiert ist seitdem nichts. Der Spitzenverband scheint DocMorris mit Samthandschuhen anzufassen. Nun versuchen es der Anwalt und der Apotheker erneut: Wieder geht es um Quittungen, die DocMorris ausstellt, obwohl der Patient aufgrund von Boni de facto nichts bezahlt, und es geht u. a. um personenübergreifende Kundenkonten, die es ermöglichen, z. B. innerhalb einer Familie die Boni zu verschieben, wenn bei einem Kunden bereits die Zuzahlungsbefreiung erreicht ist. Mein liebes Tagebuch, klar, das tendiert in Richtung Betrug, und dennoch, arg viel wird man sich von diesem Prozess wohl nicht erwarten können. Boni-Zahlungen darf es seit dem EU-Urteil geben. Und DocMorris wird geloben in Zukunft ordnungsgemäße Quittungen auszustellen. Und der Spitzenverband macht Eiapopeia.

26. Februar 2019 

Weiterhin mehr Apothekenschließungen als -eröffnungen, viele junge Apothekerinnen und Apotheker, die das Risiko der Selbstständigkeit scheuen, viele Apothekeninhaberinnen und -inhaber, die sich dem Rentenalter nähern und keinen Nachfolger finden – die Entwicklung der Apothekenzahlen zeigt weiterhin abwärts. Besonders deutlich ist dieser Trend im Kreis Kassel, einer ländlich geprägten Region, festzustellen. Laut dem Hessischen Apothekerverband liegt die Apothekendichte im Kreis Kassel schon jetzt leicht unter dem Durchschnitt der anderen hessischen Landkreise. Mein liebes Tagebuch, diese mehr als deutlichen Zeichen, die tendenziell sicher auch in anderen Landkreisen festzustellen sind, lassen aufhorchen. Schon vor einigen Jahren wurde ein Rückgang der Apothekenzahlen prognostiziert, jetzt zeigt er sich deutlich. Für die bleibenden Apotheken bedeutet dies, sie versorgen mehr Einwohner. Im Landkreis Kassel darf eine Apotheke nun rein rechnerisch rund 4470 Einwohner versorgen. Die bundesweite Apothekendichte liegt derzeit bei etwa 4200 Einwohnern pro Apotheke. Mein liebes Tagebuch, das mag für die eine oder andere verbleibende Apotheke erfreulich sein, gleichwohl bedeutet das auch Mehrarbeit und damit nicht selten mehr Personal. Was das konkret für die Versorgungslage heißt, muss differenziert betrachtet werden, auf dem Land sieht dies sicher anders aus als in der Stadt. Umso mehr sollten die Verbände dies im Auge behalten. Mein liebes Tagebuch, wenn wir nicht wollen, dass der Versandhandel die entstehenden Lücken schließt, sollten wir über eine Liberalisierung des Botendienstes nachdenken. Vor allem, wenn das E-Rezept kommt. Elektronische Rezeptsammelstellen werden wir dann nicht mehr brauchen.

27. Februar 2019 

Die Importförderklausel muss weg. Das Land Brandenburg brachte einen Antrag zur Streichung dieser anachronistischen Klausel ein, mit dem sich der Gesundheitsausschuss des Bundesrates befassen muss. Mein liebes Tagebuch, mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) soll bekanntlich auch eine Änderung der Importregelung kommen. Anfang des Jahres sah es sogar mal danach aus, dass Spahn den Brandenburger Vorstoß für gut befindet. In einem der ersten Entwürfe des GSAV stand die Streichung drin. Aber leider nur kurz. Kurz nach Erscheinen des Entwurfs wurde er umgeschrieben: keine Streichung, aber eine Neufassung, ja sogar eine Verkomplizierung der Quote. Spekuliert wird, dass das Saarland hinter der Umschreibung und für die Beibehaltung der Importförderklausel steckt. Was kein Wunder wäre: Der Firmensitz von Kohlpharma, einer der größten Importeure, liegt im Saarland. die Lobbyarbeit von Firmenchef Kohl gilt als einflussreich. Erst im September des vergangenen Jahres „informierte“ Kohlpharma zusammen mit Eurimpharm in einer Veranstaltung ohne Öffentlichkeit mehrere Politiker in Berlin. Was auch zur Spekulation beiträgt: Mehrere Spitzenpolitiker kommen von der Saar (Altmaier, AKK, Maas) – da liegt es nah, eins und eins zusammenzählen. Mein liebes Tagebuch, dass unsere Politik keinem Mumm hat und den längst überholten Importarzneimittelzwang abschafft, dürfte nicht mit wirtschaftlichen Gründen zu begründen sein. 

28. Februar 2019 

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Josef Laumann hat nicht seine Meinung, sondern seine Einschätzung geändert. Und das ist gut so. Wenn Nachdenken klüger macht, kann man nichts dagegen einwenden. In einem Interview mit DAZ.online lässt er die Öffentlichkeit wissen, dass er ein Rx-Verbot zwar schon immer für richtig hielt, er aber keine politische Mehrheit dafür sah. Jetzt scheint er dies anders einzuschätzen. Er setzt sich für ein Rx-Versandverbot ein. Eine etwaige Europarechtswidrigkeit des Versandverbots teilt er nicht (mehr). Na, mein liebes Tagebuch, was sagt da wohl sein Kollege Spahn dazu? Spahn wisse, so Laumann, wie er denke. Und Debatten und Diskussionen seien gut. Fein, und wie geht’s weiter? Wir setzen in Deutschland auf die Gleichpreisigkeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, sagt Laumann. Und er steht zum Versorgungsmodell durch die inhabergeführte Apotheke. Das hört sich alles gut an, mein liebes Tagebuch, wenn er denn nur eine Mehrheit für seine Einschätzungen fände… Denn es gibt da noch das große Fragezeichen: Kann Spahn eigentlich noch von seiner verkündeten Haltung gegen das Rx-Versandverbot abrücken? Wird er in die Medienlandschaft rufen: Ich bin gegen den Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln? Na siehste. 


Zurück zu Laumann. Was er auch im DAZ.online-Interview sagte: Er ist für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Apotheken, aber ihm kommt es nicht auf die Apothekenzahl an, entscheidend sei vielmehr die Apothekenverteilung in der Fläche, vor allem auf dem Land. Da muss man ihm Recht geben. Aber wir erreicht man das und: Kann man das überhaupt steuern? Indirekt vielleicht ein wenig. Laumann etablierte für sein Bundesland die Landarztquote – was sich mittelbar auch auf die Anziehungs- und Bleibekraft für Apotheken auswirken könnte. Dagegen hält er finanzielle „Ansiedlungshilfen“ für Apotheken nicht für sinnvoll. Auch eine „Apotheke light“ oder Arzneiautomaten oder Arzneimittelabgabestellen lehnt er ab. Klingt vernünftig. Da kann Spahn doch mitziehen. 


Die dänischen Apotheker wollen’s! Das Impfen gegen Grippe und das Ausstellen von Folgerezepten. Mein liebes Tagebuch, das nenne ich Aufbruchstimmung und Weitsicht. Im Zuge einer anstehenden großen Reform der ambulanten Gesundheitsversorgung hat der dänische Apothekerverband dem Gesundheitsministerium vorgeschlagen, dass die Apotheken besser in die  Gesundheitsversorgung eingebunden werden können als bisher. Schutzimpfungen gegen Grippe durch Apotheker und das Ausstellen von Folgerezepten bei bestimmten Indikationen trauen sich die dänischen Kolleginnen und Kollegen zu. Übrigens, mein liebes Tagebuch, der Reformplan der dänischen Regierung steht unter dem Namen „Die Patienten zuerst“. Hört sich alles sehr vernünftig an – da ist nichts faul im Staat Dänemark. Und bei uns? Nichts von alledem. Wir sehen das Szenario im Jahr 2025: In allen unseren Nachbarländern impfen Apotheker gegen Grippe und stellen Folgeverordnungen aus – aber nicht in Deutschland.

1. März 2019 

Sag ich’s doch, nach Dänemark jetzt auch Frankreich: Auch unsere Kolleginnen und Kollegen links des Rheins setzen in Zukunft auf die Grippeimpfung in der Apotheke. Nach Testphasen in zwei vergangenen Grippesaisons in vier Regionen des Landes war man mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. Die französische Fachpresse sprach von einem großartigen Erfolg. Zwischen Oktober 2018 und Mitte Januar 2019 ließen sich knapp 700.00 Personen in rund 6700 Apotheken impfen. Und nun? Die Grippeimpfung in Apotheken wird ab dem 1. März 2019 bzw. ab der nächsten Grippesaison im kommenden Herbst in allen Apotheken Frankreichs, die mitmachen wollen, möglich sein. Mein liebes Tagebuch, ein tolles Ergebnis, Hut ab vor unseren französischen Kolleginnen und Kollegen. Aber es ist auch gar nicht schwer: Für die Impfberechtigung müssen sie einen theoretischen Teil (auch im E-Learning-Verfahren) und eine praktische Schulung absolvieren, insgesamt nur einen Tag. Okay, das wäre im bürokratischen Deutschland zu wenig, aber ein langes Schulungswochenende wäre doch auch bei uns denkbar. Oh Gott, mein liebes Tagebuch, da bin ich mal wieder zu weit vorgeprescht. Grippeimpfung in deutschen Apotheken – das blockt ja unsere Berufsvertretung, aber sowas von. Du weißt schon: Unsere lieben Ärzte drohen dann zu dispensieren und da wird’s uns Angst und Bange. Seltsam, dass sich die dänischen und französischen Apothekers da gar nicht drum scheren. Und mal ehrlich: Das ärztliche Dispensiergepoltere ist doch nicht ernst zu nehmen, denn welcher Arzt will sich ernsthaft mit der Superbürokratie der Arzneimittelbevorratung und -abgabe auseinandersetzen. Na also.   


Das ist ja wieder mal typisch: Die AOK Nordost startet unter dem Namen „eLiSa“ (electronic Life Saver) ein neues Arzneimittelversorgungsmodell. Mit der Teilnahme an diesem Modell erlaubt  der Patient der AOK Nordost, seinem teilnehmenden Arzt u. a. die gesamte Medikation der letzten drei Monate für ein Medikationsmanagement zu übermitteln. Ja, mein liebes Tagebuch, du hast richtig gehört: Der Arzt führt das Medikationsmanagement durch und nicht wir Apothekers. Oder noch genauer: Die Software des Arztrechners, die dem Arzt dann mitteilt, ob’s Probleme gibt und was ausgetauscht werden muss. Dann druckt der Arzt einen entsprechenden Medikationsplan aus und schon klingelt der Kontowecker des Arztes – es fließt ein Honorar, das „den erhöhten Aufwand der Mediziner dafür zumindest teilweise abbildet“, wie die AOK verrät. Wir Apothekers, wir Arzneimittelfachleute, wir in klinischer Pharmazie ausgebildete Pharmazeuten gucken wie so oft in die Röhre. Mein liebes Tagebuch, rächt sich da, dass wir noch kein sicheres Apotheken-Datennetz haben? Dass unsere ABDA pennt und wir digital hinterherhinken? Was nützen uns da Perspektivpapier und hehre Worte wie „näher am Patienten“, wenn uns die Kassen bei apothekergenuinen Projekten außen vor lassen? Da ist es auch kein Trost, wenn die AOK Nordost auf Nachfrage wissen lässt, dass die Apotheker „eventuell“ in Phase 2 an eLiSa beteiligt werden können. Und das Wie ist sowieso noch vollkommen offen. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

"Kassenapothekerliche Vereinigung"?

von Wolfgang Müller am 03.03.2019 um 19:22 Uhr

Käme zu den längst als "Interessenvertretung" aus dem Ruder gelaufenen Apothekerkammern jetzt auch noch eine zünftische "Kassenapothekerliche Vereinigung (KAV)" hinzu: Es wäre dann für jeden freien Geist, der nicht über nahezu unbegrenzte Ressourcen verfügt oder am Besten sowieso selber mafiös veranlagt ist, Zeit, als Inhaber aufzuhören.

Sogar bei den normalerweise untereinander weniger gnadenlos und ruinös agierenden Ärzten sind die Kassenärztlichen Vereinigungen extrem problematische Strukturen, die regelmäßig wegen Skandalen vor der Auflösung stehen (besser wäre es, übrigens, ohne jeden Zweifel). Die freiberuflichen Ärzte haben aber wenigstens ansonsten Standesorganisationen, die hart daran arbeiten, ihre Existenz zu sichern,

Sogar die Ärztekammern agieren FÜR die Praxis-Inhaber. Was wegen der Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten der gegenwärtigen und möglicherweise zukünftigen, an ihrem wirtschaftlichen und psychischen Auskommen interessierten Praxis-Inhaber auch selbstverständlich ist. Das ist bei uns NICHT so: Aus den Kammern kommen daher seit Jahren immer hemmungsloser die schlimmsten Sachen GEGEN die Interessen normaler Inhaber, in der berufspolitischen Entwicklung, und auch im Tagesgeschäft.

Eine unter Kammer-Einfluss stehende "KAV", die dann sogar noch über GRUNDSÄTZLICHES Wohl und Wehe eines Standorts entscheidet, und am Ende am Liebsten noch über abgestufte Honorar-Höhen je nach Willfährigkeit gegenüber den Kammer-Vorstellungen von einem braven Apothekerling: Brauchen die ums pure Durchkommen kämpfenden Flächendeckungs-Inhaber gerade wie die sprichwörtliche Eiterbeule am verlängerten Rücken.

Ganz ernst gemeint: Dann lieber Verstaatlichung, gnadenhalber.

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Fiktives

von Karl Friedrich Müller am 03.03.2019 um 15:12 Uhr

Steht hier im Vordergrund. Warum nicht das Alltagsgeschäft, bzw. die Probleme?
Warum wird nicht der unsägliche neue Rahmenvertrag angesprochen? Um den zu unterschreiben, muss man schon weit weg von der Basis sein.
Wie „Conny“ schon erwähnt, machen KK ein neues Retax Fass auf, wegen TippEx.
Keine Spur von Zurückhaltung bei den Kassen, trotz Vereinbarung.
Der neue Rahmenvertrag wird die Retaxe weiter erhöhen, scheint mir der einzige Zweck zu sein.
Die Kassen retaxieren Ärzte, die „zu viele Hausbesuche“ gemacht und abgerechnet haben. Gehts noch? Die Ärzte haben sich gewehrt und nun sind die Retaxe - vorerst- ausgesetzt.
Warum geht das nicht bei uns? Kann man sich nicht mal mit Erfolg wehren?
Die Retaxe sind ein Beleg der unmoralischen Einstellung der Kassen, mit der sie scheitern MÜSSEN.
Spahn sind die unmöglichen Zustände im HiMi Bereich vollkommen egal, weiter so. Zertifikate nach Aktenlage, die Ärzte dürfen Schrott verbauen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die Hersteller und Zertifizierer auch nicht. Der Kranke bleibt allein gelassen.
Dafür schwafelt Spahn mit Özdemir über Heimat.
Heimat ist, wenn nicht zu viele Ausländer und Sozialschmarotzer das Land heim suchen. ............ hier Platz für Empörung.......... wie DocMorris und andere Konzerne, die nur hier sind, um Geld aus dem Gesundheitswesen abzugreifen, die Strukturen vernichten und mit Hilfe der Politik unnötige Behandlungen möglich machen, um viel Geld zu verdienen. Deutschland hat lt SZ das teuerste Gesundheitswesen in Europa, aber fast die schlechtesten Leistungen für die Kranken. Die Lebenserwartung in anderen Ländern ist höher. An was das wohl liegt? Kommen die Gelder nicht beim Kranken an? Durch Fehllenkung, Sparmaßnahmen und Leistungsverweigerung der KK, durch falsche Anreize und Unvermögen der Politik?
In der USA besteht das gleiche Problem.
Die übertriebene Digitalisierung im Gesundheitswesen wird riesige Probleme schaffen. Die Digitalkonzerne werden uns beherrschen (oder die Hacker). Will man Datenschutz, dann braucht es mehr analoges Leben.
Wir haben den Schwachsinn mit Securpharm, den wir selbstverständlich nicht bezahlt bekommen. Dafür lese ich über die tolle Einigung im öffentlichen Dienst. 8% für 33 Monate. Wow. Wir kriegen außer warmen Worten nichts, nur mehr Arbeit und finanziellen Aufwand.
Mein Rohgewinn ist in den letzten 5 Jahren um 20% gesunken, mein persönliches Einkommen um 30%. Trotz Umsatzsteigerungen. Der Beitrag für unsere Standeszertreter sinkt aber nicht, trotz ausbleibender Leistung.
So sieht es aus.
Alles wird unter den Teppich gekehrt, aber über Zukunftsvisionen geschwafelt, statt die Dinge, die heute auf den Nägeln brennen, zuerst mal anzupacken.

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Auf zu neuen Ufern… (?!)

von Gunnar Müller, Detmold am 03.03.2019 um 13:41 Uhr

… Denn wir haben es ja noch nicht einmal geschafft, den momentanen Apothekenalltag so zu regeln, dass wir damit zufrieden sein könnten.

Erinnert mich irgendwie an eine Anekdote von Karajan, der wutentbrannt aus einer Probe mit den Philharmonikern stürmend im Taxi sitzt und auf die Frage des Taxifahrers, wohin der denn fahren solle, die lapidare Antwort gibt: „Egal, fahrn‘se schneller…“
Soll heißen:
Auch eine KApBV macht keinen Sinn, wenn diese (Infrastruktur, Verfahren, Personal…) allein von der Apothekerschaft (?!) bezahlt wird und es kein „gescheit verhandeltes“ sprich: angemessenes, dem Standort angepasstes und fortlaufend aktualisiertes (!) Entgelt für jede (!) Apotheke in Deutschland gibt!
Einmal abgesehen davon, dass parallel dazu die gesamte Entwicklung des deutschen Apothekenwesens seit dem Urteil des BVerfG aus 1958 1BvR 596/56 nach 60 Jahren sinnvoll (!) weitergeschrieben werden müsste.

Sorry, aber ich habe höchste Zweifel daran, dass wir das dafür erforderliche ganzheitliche Denken sowohl bei der ABDA in Berlin aber auch bei den Institutionen vor Ort (die dann ja alles regeln müssen…) vorhanden haben.
Wir schaffen es ja noch nicht einmal, ein Bundesapothekerverzeichnis zu schaffen (wie von uns vorgeschlagen seit 2016). Das macht jetzt offenbar IQVIA – und verdient damit sogar noch Geld…:-)

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U.Hüsgens Idee

von Dr.Diefenbach am 03.03.2019 um 12:49 Uhr

....die kassenapothekerlichen Vorschläge wurden bereits mehrfach angedacht UND auch schon in der ABDA-JHV in die Diskussion gebracht.Es gab nur Ablehnung.Allerdings dürfte diese Sachlage in kommenden Modellen durchaus wieder auf die Tagesordnung kommen.Wenn es immer weniger NachfolgerInnen in den öffentlichen Betrieben gibt,weil die wirtschaftliche Perspektive zum Problem wird,muss man über eine KV wenigstens reden.Der Zirkus bereits heute mit diversen GKVen ist kaum zu übertreffen.Also spreche man über Nach-und Vorteile dieses möglicherweise neuen Faktums.

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Flächendeckende Arzneimittelversorgung

von Uwe Hüsgen am 03.03.2019 um 11:58 Uhr

„Er [Laumann] ist für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Apotheken, aber ihm kommt es nicht auf die Apothekenzahl an, entscheidend sei vielmehr die Apothekenverteilung in der Fläche, vor allem auf dem Land.“
Schon mal über eine Kassenapothekerkliche Vereinigung nachgedacht?

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letzte Woche

von conny am 03.03.2019 um 10:17 Uhr

Nicht zu vergessen die Tippexretaxen der Aok. Steht in der Daz aber kein Wort drüber. in Hessen schlappe 200000Euro.

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Näher oder bequemer?

von Ulrich Ströh am 03.03.2019 um 8:34 Uhr

Bin ich „näher am Patienten“, wenn ich in der Apotheke auch zukünftg keine saisonale Grippeschutzimpfung und keine Folgerezepte anbieten kann?

Oder bin ich einfach nur ängstlicher ? Oder bequemer?

Ohne Zuversicht läuft es bei Apothekers zukünftig nicht.

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Mal ein kurzer Überblick...

von Apotheker08 am 03.03.2019 um 8:33 Uhr

über die pharmazeutische Entwicklung in anderen Ländern:

USA: eingeschränkte Beschreibungsbefugnis, MTM, Impfungen (Providerstatus wird in den nachten 2 Jahren erwartet)
Kanada: Verschreibungsbefugins, MTM, Grippeimpfung
UK: Independent Prescriber, Pharmacist in GP practice, Impfungen, MTM
Australien: MTM, Impfungen, Pharmacist in GP practice modell
Neuseeland: siehe Australien
Schweiz: Erweiterung der Rx Kompetenzen, Impfungen, bezahltes MTM
Niederlande: Testung pharmacist in GP pratice
Singapur: Rx Verschreibungsbefugnis
China: massive Ausweitung der Klinischen Pharmazie (staatliche Zielsetzung, das alle KH innerhalb der nächsten Jahre Klinisch-pharmazeutische Departments einrichten)
Saudi Arabien: massiver Mangel an Klinischen Pharmazeuten (staatlich gesteuerter Programm zur Etablierung)
Malaysia: klinisch-pharmazeutisch geführte Ambulanzen (Antikoag. / Hypertension / DMT2)

und das war nur eine kurze Auswahl.

und gaaaaanz am Ende Deutschland mit: 0

Ich würde mal sagen, wen klinische Pharmazie wirklich interessiert und wer es gescheit lernen will, der sollte sich Richtung Ausland orientieren.

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