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1. März 2019
Sag ich’s doch, nach Dänemark jetzt auch Frankreich: Auch unsere Kolleginnen und Kollegen links des Rheins setzen in Zukunft auf die Grippeimpfung in der Apotheke. Nach Testphasen in zwei vergangenen Grippesaisons in vier Regionen des Landes war man mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. Die französische Fachpresse sprach von einem großartigen Erfolg. Zwischen Oktober 2018 und Mitte Januar 2019 ließen sich knapp 700.00 Personen in rund 6700 Apotheken impfen. Und nun? Die Grippeimpfung in Apotheken wird ab dem 1. März 2019 bzw. ab der nächsten Grippesaison im kommenden Herbst in allen Apotheken Frankreichs, die mitmachen wollen, möglich sein. Mein liebes Tagebuch, ein tolles Ergebnis, Hut ab vor unseren französischen Kolleginnen und Kollegen. Aber es ist auch gar nicht schwer: Für die Impfberechtigung müssen sie einen theoretischen Teil (auch im E-Learning-Verfahren) und eine praktische Schulung absolvieren, insgesamt nur einen Tag. Okay, das wäre im bürokratischen Deutschland zu wenig, aber ein langes Schulungswochenende wäre doch auch bei uns denkbar. Oh Gott, mein liebes Tagebuch, da bin ich mal wieder zu weit vorgeprescht. Grippeimpfung in deutschen Apotheken – das blockt ja unsere Berufsvertretung, aber sowas von. Du weißt schon: Unsere lieben Ärzte drohen dann zu dispensieren und da wird’s uns Angst und Bange. Seltsam, dass sich die dänischen und französischen Apothekers da gar nicht drum scheren. Und mal ehrlich: Das ärztliche Dispensiergepoltere ist doch nicht ernst zu nehmen, denn welcher Arzt will sich ernsthaft mit der Superbürokratie der Arzneimittelbevorratung und -abgabe auseinandersetzen. Na also.
Das ist ja wieder mal typisch: Die AOK Nordost startet unter dem Namen „eLiSa“ (electronic Life Saver) ein neues Arzneimittelversorgungsmodell. Mit der Teilnahme an diesem Modell erlaubt der Patient der AOK Nordost, seinem teilnehmenden Arzt u. a. die gesamte Medikation der letzten drei Monate für ein Medikationsmanagement zu übermitteln. Ja, mein liebes Tagebuch, du hast richtig gehört: Der Arzt führt das Medikationsmanagement durch und nicht wir Apothekers. Oder noch genauer: Die Software des Arztrechners, die dem Arzt dann mitteilt, ob’s Probleme gibt und was ausgetauscht werden muss. Dann druckt der Arzt einen entsprechenden Medikationsplan aus und schon klingelt der Kontowecker des Arztes – es fließt ein Honorar, das „den erhöhten Aufwand der Mediziner dafür zumindest teilweise abbildet“, wie die AOK verrät. Wir Apothekers, wir Arzneimittelfachleute, wir in klinischer Pharmazie ausgebildete Pharmazeuten gucken wie so oft in die Röhre. Mein liebes Tagebuch, rächt sich da, dass wir noch kein sicheres Apotheken-Datennetz haben? Dass unsere ABDA pennt und wir digital hinterherhinken? Was nützen uns da Perspektivpapier und hehre Worte wie „näher am Patienten“, wenn uns die Kassen bei apothekergenuinen Projekten außen vor lassen? Da ist es auch kein Trost, wenn die AOK Nordost auf Nachfrage wissen lässt, dass die Apotheker „eventuell“ in Phase 2 an eLiSa beteiligt werden können. Und das Wie ist sowieso noch vollkommen offen.
8 Kommentare
"Kassenapothekerliche Vereinigung"?
von Wolfgang Müller am 03.03.2019 um 19:22 Uhr
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Fiktives
von Karl Friedrich Müller am 03.03.2019 um 15:12 Uhr
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Auf zu neuen Ufern… (?!)
von Gunnar Müller, Detmold am 03.03.2019 um 13:41 Uhr
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U.Hüsgens Idee
von Dr.Diefenbach am 03.03.2019 um 12:49 Uhr
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Flächendeckende Arzneimittelversorgung
von Uwe Hüsgen am 03.03.2019 um 11:58 Uhr
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letzte Woche
von conny am 03.03.2019 um 10:17 Uhr
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Näher oder bequemer?
von Ulrich Ströh am 03.03.2019 um 8:34 Uhr
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Mal ein kurzer Überblick...
von Apotheker08 am 03.03.2019 um 8:33 Uhr
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