Fluconazol und Fehlgeburten

Vaginalmykosen in der Schwangerschaft

Stuttgart - 01.03.2019, 12:30 Uhr

Auch wenn sich Vaginalmykosen topisch rezeptfrei behandeln lassen, sollten Schwangere die Diagnose immer von einem Arzt absichern lassen, um eine unnötige Arzneimittel-Anwendung zu vermeiden. ( r / Foto: sp4764/stock.adobe.com)

Auch wenn sich Vaginalmykosen topisch rezeptfrei behandeln lassen, sollten Schwangere die Diagnose immer von einem Arzt absichern lassen, um eine unnötige Arzneimittel-Anwendung zu vermeiden. ( r / Foto: sp4764/stock.adobe.com)


Erfahrungsschatz in der Schwangerschaft zu Fluconazol ist „sehr hoch“, aber nicht hoch genug

Für das zweite bis dritte Trimenon gibt Embryotox an, dass bisherige Beobachtungen gegen ein fetotoxisches Risiko von Fluconazol sprechen. Für das erste Trimenon gebe es sogar fast 9.000 dokumentierte Schwangerschaftsverläufe zu Fluconazol. Diese hätten nach einmaliger Einnahme von 150 mg keine eindeutigen Hinweise auf eine erhöhte Gesamtfehlbildungsrate erbracht. Dänische Registerstudien hätten aber eine Assoziation mit speziellen Herzfehlbildungen (Fallot-Tetralogie) und eine erhöhte Abortrate beobachtet. Eine Fall-Kontroll-Studie habe zudem ein erhöhtes Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sowie spezielle Herzfehlbildungen (Transposition der großen Gefäße) gefunden. Doch Embryotox kommt zu dem Fazit: „Zusammengefasst scheint ein solches Risiko bei einer Dosis unter 200 mg pro Tag, wenn überhaupt vorhanden, nur gering zu sein.“ 

Mehr Fehlgeburten unter niedrig dosiertem Fluconazol?

Die „Université de Montréal“ kommt laut einer Pressemitteilung zu der im Februar publizierten kanadischen Studie nun allerdings zu dem Schluss, dass jegliche Dosis an oralem Fluconazol in der Schwangerschaft mit einer erhöhten Fehlgeburtenrate in Zusammenhang stehen könnte. Jedoch sei das Risiko weiterhin gering. Außerdem zeige die Studie, wie bereits in Tierstudien gezeigt, dass höhere Fluconazol-Dosen über 150 mg in der frühen Schwangerschaft zu einem höheren Risiko für Herzfehler führen könnten. Ganz neu sind die Ergebnisse der Studie also nicht (siehe Embryotox), jedoch sollten sie laut Pressemitteilung kommuniziert werden, weil Vaginalmykosen in der Schwangerschaft so häufig sind. 

Was untersucht wurde

Die neuen kanadischen Daten basieren auf 441.949 Schwangerschaften, die in der „Quebec Pregnancy Cohort“ zwischen 1998 und 2015 gelistet wurden. Davon wurden 320.868 (anhand Krankenkassendaten) auf Spontan-Aborte hin analysiert, 226.599 auf kongenitale Fehlbildungen und 7.832 auf Totgeburten. Die meisten Frauen erhielten dabei die übliche niedrige Einzeldosis Fluconazol von 150 mg (69,5 Prozent). Der Rest erhielt Dosen über 150 mg. Dabei fand sich generell keine Assoziation zwischen Fluconazol und Totgeburten. Auch die Einnahme von Fluconazol im ersten Trimester habe nicht das Gesamtrisiko für kongenitale Fehlbildungen erhöht, jedoch hätten hohe Dosen im ersten Trimester (im Schnitt die 4,5-fache Dosis, auf drei bis vier Tage verteilt) eine Assoziation mit Anomalien des kardialen Septumverschlusses gezeigt.

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Neu an den Ergebnissen scheint also vor allem zu sein, dass Fluconazol in der Frühschwangerschaft die Fehlgeburtenrate erhöhen könnte, unabhängig von der Dosis. Zusammenfassend würde sich Fluconazol in 2 bis 3 Prozent der Fälle der neuen Studie negativ auf eine Schwangerschaft auswirken, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung. Am Ende der Studie schreiben die Autoren aber selbst, dass es zur Bestätigung der Ergebnisse weiterer Studien bedarf. Die Haupteinschränkung ihrer Studie seien fehlende Informationen über potenzielle Störfaktoren wie Rauchen, Verwendung von rezeptfreier Folsäure und Alkoholkonsum, heißt es. 

Und in der Stillzeit?

Ist die Schwangerschaft vorbei, folgt im Idealfall erstmal die Stillzeit. Was ist, wenn eine Candidose dann erneut aufflammt und hartnäckig bleibt? Auch dann ist die lokale Therapie mit Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin zu bevorzugen. Wird die systemische Therapie aber zwingend erforderlich, kann laut Embryotox auch unter Fluconazol gestillt werden. Diese Empfehlung basiert auf der Erfahrung mit knapp 100 Mutter-Kind-Paaren, deren Kinder unauffällig blieben. Zudem sei die therapeutische Anwendung direkt beim Säugling auch gut verträglich: Der Anteil an der gewichtsbezogenen Tagesdosis der Mutter, den ein vollgestillter Säugling pro kg seines Körpergewichts in 24 Stunden mit der Milch erhält, würde laut Embryotox maximal 25 Prozent betragen; der Anteil einer therapeutischen Säuglingsdosis von 6 mg/kg/d 10 Prozent.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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