Luftrezepte

Apotheker soll Kassen um mehr als eine Million Euro betrogen haben

Berlin - 06.03.2019, 14:00 Uhr

Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen
(ZBVKG) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main war die erste Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Delikte aus dem Gesundheitswesen. ( r / Foto: Imago)

Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen (ZBVKG) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main war die erste Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Delikte aus dem Gesundheitswesen. ( r / Foto: Imago)


Vor dem Landgericht Frankfurt sind ein Apotheker und zwei seiner Kunden wegen gewerbsmäßigen Betrugs zulasten Krankenkassen angeklagt. Der Pharmazeut soll zwischen Januar 2010 und Dezember 2013 teure Medikamente abgerechnet haben, obwohl er sie nicht an Kunden abgegeben hatte. Der Gesamtschaden wird auf rund 1,1 Millionen Euro geschätzt. Die Anklageschrift umfasst mehr als 1000 Seiten.

Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen (ZBVKG) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main hat gegen einen 42-jährigen Apotheker und zwei seiner Kunden im Alter von 39 bzw. 42 Jahren Anklage wegen gewerbsmäßigen Betruges erhoben. Insgesamt 48 Fälle benennt die 1.100 Seiten starke Anklageschrift. Gegen weitere neun Kunden, die ebenfalls im Verdacht stehen, sich an den Betrugsstraftaten des Apothekers beteiligt zu haben, wird noch ermittelt.

Der Apotheker soll der Anklage zufolge zwischen Januar 2010 und Dezember 2013 gegenüber gesetzlichen Krankenkassen Rezepte über hochpreisige Medikamente (Exjade, Ferriprox, Desferal, Humira, Betaferon, Privigen) abgerechnet haben. Und das, obwohl die Medikamente tatsächlich nicht an die Versic+herten abgegeben wurden. Die Rezepte soll der Apotheker zuvor von den beiden mitangeschuldigten sowie weiteren Kunden bar angekauft haben – und zwar zu einem Teilbetrag des tatsächlichen Rezeptwertes. Teilweise tauschte er die Rezepte auch gegen andere Arzneimittel oder Kosmetika. Auf diese Weise soll der Pharmazeut mehr als 400 Rezepte im Gesamtwert von rund 2,9 Millionen Euro mit den Krankenkassen abgerechnet und hierbei einen  Schaden in Höhe von circa 1,1 Million Euro verursacht haben.

Wie es in einer Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft heißt, waren die Ermittlungen gegen die drei Personen im September 2013 nach einer Strafanzeige der AOK Rheinland/Hamburg in Gang gekommen. Der Kasse war im Rahmen einer Rezeptprüfung aufgefallen, dass zwei in Köln wohnende Versicherte zum Teil taggleiche Verordnungen über Exjade bei dem Frankfurter Apotheker eingelöst hatten. Anfang 2014 wurde die Apotheke durchsucht, die anschließenden Ermittlungen waren laut Staatsanwaltschaft „besonders zeit- und arbeitsintensiv“. Denn um den Gesamtschaden feststellen zu können, mussten unter anderem die Daten der Warenlieferungen bei mehreren hundert Lieferanten der Apotheke abgefragt, erfasst und mit den Abrechnungsdaten der Krankenkassen abgeglichen werden.

Schon der Bruder wurde wegen Rezeptbetrugs verurteilt

Polizei und Staatsanwaltschaft könnten dabei ein gewisses Déjà-vu erlebt haben. Denn besagte Apotheke stand bereits im Jahr 2009 wegen ähnlicher Vorwürfe im Fokus von Ermittlungen. Beim damaligen Inhaber handelte es sich um den Bruder des nun angeschuldigten Apothekers. Auch dieser soll Rezepte über hochpreisige Arzneimittel gegenüber Krankenkassen abgerechnet haben, obwohl die Medikamente tatsächlich nicht an die Versicherten abgegeben wurden.

Hierdurch soll den Kassen ein Schaden von rund 1,3 Millionen Euro entstanden sein. Der Bruder wurde im Mai 2018 vom Landgericht Frankfurt wegen Betruges zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Diese Entscheidung ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da eine Revision anhängig ist. 

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