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Landversorgung
AOK fordert Lockerung des Mehrbesitzverbotes
Die AOK Baden-Württemberg hat in einer Studie die Apothekendichte im Bundesland untersucht. Demzufolge bestehen große Unterschiede in der Versorgungsdichte. Bei der politischen Diskussion auf der Interpharm hat AOK-Chef Dr. Christopher Hermann daraus die Forderung abgeleitet, dass die Vergütung für Apotheker unterschiedlich ausfallen müsse. In einer Pressemitteilung legt die AOK nun nach und fordert auch die Lockerung des Mehrbesitzverbotes und der Apothekenbetriebsordnung.
Bei der politischen Diskussion auf der Interpharm ging es am heutigen Samstag unter anderem um die Apothekendichte in Baden-Württemberg. Hier ist die Apothekenzahl um etwa 11 Prozent zurückgegangen seit 2007, fast jede dritte Gemeinde im Land ist ohne Apotheke. Dass viele Apotheken auch in ländlichen Regionen schließen, zeigte sich zuletzt exemplarisch am Beispiel Hüffenhardt, wo der EU-Versender DocMorris einen Arzneimittel-Automaten errichtete.
Auch Dr. Christopher Hermann, Vorsitzender der AOK Baden-Württemberg, diskutierte mit und brachte seine Vorstellungen zur Arzneimittelversorgung ins Gespräch ein. Schon bei der Diskussion wurde klar: Hermann will den Markt flexibilisieren und deregulieren. Er sprach davon, dass nicht alle Apotheken die gleiche Vergütung bekommen sollten. Landapotheken könnten höhere Honorare bekommen, um Niederlassungen auf dem Land attraktiver zu machen. Der Kassenchef stellte aber auch in Frage, ob nicht Ansprüche und Voraussetzungen an Filialapotheken gelockert werden könnten.
AOK legt Pressemitteilung zur Interpharm vor
In einer begleitenden Pressemitteilung legt die AOK nun nach. Die Ortskrankenkasse präsentiert Zahlen zur Versorgungsdichte im Bundesland, die auf eine sehr heterogene Versorgungsstruktur hinweisen. Demnach versorgt eine Apotheke in Freiburg beispielsweise 548 AOK-Versicherte, in der Stadt Heidelberg sind es 619. Im ländlichen Alb-Donau-Kreis hingegen ist die Versorgungsdichte deutlich niedriger: Dort kommen 2.085 AOK-Versicherte auf eine Apotheke. Am niedrigsten ist die Versorgungsdichte laut AOK im Landkreis Biberach, dort kommen 2021 AOK-Versicherte auf eine Apotheke.
AOK: Digitale Rezeptsammelstelle und mehr Filialapotheken
Die AOK verweist zudem auf eine Studie des Thünen-Instituts aus dem Jahr 2013. Demnach können fast 60 Prozent der Menschen innerhalb von 15 Minuten zu Fuß eine Apotheke erreichen. Und: Nur 0,16 Prozent der Menschen wohnen weiter als 15 Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt. Wer in Deutschland eine Apotheke braucht, wird innerhalb einer durchschnittlichen PKW-Fahrtzeit von vier Minuten an einer vorbeikommen.
In Ihrer Pressemitteilung bezieht sich die AOK Baden-Württemberg auf Hermanns Auftritt bei der diesjährigen Interpharm und leitet aus den vorliegenden Zahlen zur Versorgungsdichte die folgenden Forderungen ab: Da die Stadt-Land-Unterschiede in der Apothekendichte „auch eine Folge des verbindlichen Preisbildungssystems für verschreibungspflichtige Arzneimittel“ seien, könnten Apotheker Umsatzsteigerungen somit primär über die Menge der verkauften Arzneimittelpackungen erwirtschaften. „Die aber sehen vor allem in der Nachbarschaft einer Arztpraxis ganz anders aus, und so lassen sich Apotheker lieber in der City nieder als in einer Kleinstadt“, heißt es in der Mitteilung.
AOK: Baden-Württemberg kann Vorreiterregion werden
Die Kasse wirbt auch für alternative Versorgungsformen. Dadurch könne Baden-Württemberg „zur Vorreiterregion für Deutschland“ werden. Als Beispiel dafür nennt die Ortskrankenkasse die digitalen Rezeptsammelstellen, die vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg gemeinsam mit anderen Bundesländern mit als erstes in Betrieb genommen wurden. Der AOK gefällt dieses Konzept: „Patienten können ihre Rezepte von dort aus unmittelbar nach dem Arztbesuch digital an die ihnen genehme Apotheke übermitteln. Diese versorgt die Patienten über Botengänge und holt die Originalrezepte regelmäßig an der Sammelstelle ab. So wird unkomplizierte und schnelle Versorgung auch auf dem Land besser ermöglicht.“
In einer weiteren Forderung zur Landversorgung gehen die Vorstellungen der AOK jedoch mit denen des LAV weit auseinander. So heißt es in der Pressemitteilung: „Die AOK Baden-Württemberg spricht sich für eine Lockerung der Apothekenbetriebsordnung und des Mehrbesitzverbotes in Regionen mit niedriger Apothekendichte aus. Damit könnten weitere sinnvolle Versorgungskonzepte realisiert und eine innovative Versorgung im Interesse der Patientinnen und Patienten auf den Weg gebracht werden.“
9 Kommentare
aok-Hermann und seine Sprüche
von Heiko Barz am 18.03.2019 um 17:48 Uhr
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Realitätsverlust?
von Peter am 18.03.2019 um 16:41 Uhr
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Apothekenfilialisierung ausweiten?
von Pharmixx am 18.03.2019 um 10:14 Uhr
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Förderung der AOK
von Kuenen Michael am 18.03.2019 um 8:21 Uhr
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Die Alles OK und die Thünenschen Kreise ...
von Christian Timme am 17.03.2019 um 15:23 Uhr
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AOK
von Anita Peter am 16.03.2019 um 18:10 Uhr
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Landversorgung
von Benjamin Schäfer am 16.03.2019 um 17:58 Uhr
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Tanz um den heißen Brei
von Wolfgang Müller am 16.03.2019 um 17:58 Uhr
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AW: Tanz um den heißen Brei - Apothekenlabor
von Andreas Grünebaum am 17.03.2019 um 15:21 Uhr
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