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„Allgemeines Wohlwollen“ herbeiführen zu wollen, ist keine Korruption
Doch der Apotheker ging in Berufung – und hatte damit Erfolg. Das OLG Köln sieht zum einen kein korruptives Verhalten gemäß § 299b StGB (Bestechung im Gesundheitswesen): Es fehle schon am Versprechen eines Vorteils auf Grundlage einer Unrechtsvereinbarung. Hierfür sei eine „Zuwendung zur Herbeiführung allgemeinen Wohlwollens ohne Bezug zu einer bestimmten Bevorzugung / Vorteilsgewährung im Wettbewerb“ nicht ausreichend.
Zum anderen hält das Gericht die Zuwendungen durch die Ausnahmetatbestände des § 7 HWG gedeckt. Zwar nimmt es durchaus an, dass es sich bei den Kanülen und Tupfern um Werbegaben handelt, die grundsätzlich von der Norm erfasst sind. Auch die von der Rechtsprechung geforderte „abstrakte Gefahr einer unsachlichen Beeinflussung“ stellen die Richter noch fest: Es könne im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden, dass ein Arzt, der eigentlich etwas weniger als 100 Impfdosen benötigt, gleichwohl mehr bestelle, um zum Beispiel einen neuen Kanülensammler zu erhalten.
Kein relevanter Einfluss bei Werbegabe im Wert von 0,8 Prozent des Warenwerts
Trotzdem: Vom Verbot der Werbegaben für Angehörige der Heilberufe ausgenommen sind „geringwertige Kleinigkeiten“ und „handelsübliches Zubehör“. Beide Ausnahmen greifen aus Sicht der Oberlandesrichter in diesem Fall. Was die „geringwertige Kleinigkeit“ angeht, führen sie aus, es könne dahinstehen, ob die Ein-Euro-Wertgrenze überhaupt auf nicht preisgebundene Arzneimittel und die Fachkreiswerbung übertragbar ist. Denn hier sei die Besonderheit zu berücksichtigen, dass die Werbegabe erst ab der Bestellung von 100 Impfdosen gewährt werde. Selbst wenn man das Bestellformular so verstehe, dass man alle fünf Service-Artikel auf einmal dazu bestellen könnte und damit auf einen Wert von 13 Euro für diese Gegenstände käme, wäre angesichts des hohen Einkaufspreises von mindestens 1553 Euro für die Impfstoffe nicht davon auszugehen, dass sich die Ärzte besonders für den Bezug über eben jene Apotheke interessierten. „Bei einer Werbegabe im Wert von (maximal) 0,8 % des Warenwertes ist nach der Lebenserfahrung ein relevanter Einfluss auf das Verordnungs- und Abgabeverhalten der Ärzte ausgeschlossen“, heißt es im Urteil.
Rechtsanwältin Christiane Köber, bei der Wettbewerbszentrale zuständig für den Bereich Gesundheit, zeigte sich irritiert über das Urteil: Noch nie habe der Bundesgerichtshof eine Zuwendung auf diese Weise in Relation zur Hauptware gesetzt, sagte sie vergangene Woche beim ApothekenRechtTag in Stuttgart. „Das OLG Köln wagt sich hier weit vor“.
Oberlandesgericht Köln, Urteil vom 7. Dezember 2018, Az.: 6 U 95/18
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Zugabe
von Sven Larisch am 04.07.2019 um 13:03 Uhr
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