Vorsitzender des Gesundheitsausschusses

Erwin Rüddel: Ja zu impfenden Apothekern

Berlin - 08.04.2019, 16:00 Uhr

Erwin Rüddel (CDU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, blickt zuversichtlich in die Zukunft des Gesundheitswesen – nicht zuletzt dank neuer Möglichkeiten durch die Digitalisierung. (m / Foto: imago)

Erwin Rüddel (CDU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, blickt zuversichtlich in die Zukunft des Gesundheitswesen – nicht zuletzt dank neuer Möglichkeiten durch die Digitalisierung. (m / Foto: imago)


Auch wenn die ABDA nichts davon hält: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat seine Idee von impfenden Apothekern noch nicht aufgegeben. Zustimmung erhält er nun vom Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Erwin Rüddel (CDU). „Die Kompetenz ist da“, erklärte dieser vergangen Freitag bei der Jahrestagung des Verbands der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker. Rüddel ist zudem überzeugt, dass Ärzte künftig auf die Unterstützung anderer Gesundheitsberufe angewiesen sind.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel, sieht das Gesundheitswesen vor großen Veränderungen stehen.
Auf der einen Seite werde es weniger niedergelassene Mediziner in der Fläche geben, was es auch den Apotheken schwer machen werde. Auf der anderen Seite werde alles digitaler und vernetzter. Und das ist für Rüddel eine große Chance: „Die Versorgung wird dann noch besser“, zeigte er sich vergangenen Freitag bei der Jahrestagung des Verbands der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) in Berlin überzeugt.

Eine neue Versorgungslandschaft

Abseits der Neuerungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, kann sich Rüddel gut vorstellen, dass die Pharmazeuten künftig neue Aufgaben übernehmen – auch weil Ärzte möglicherweise schon in fünf Jahren gar nicht mehr alles allein leisten könnten. Viele der Mediziner, die in ihren Praxen derzeit 55-Stunden-Wochen leisteten, kommen in den nächsten Jahren ins Rentenalter, betonte der CDU-Politiker. Und der medizinische Nachwuchs habe andere Vorstellungen von seinem Arbeitsleben. „70 Prozent der Medizinstudenten wollen nicht mehr als 35 Stunden in der Woche arbeiten“, sagte Rüddel. Und er sieht diese nachkommenden Ärztinnen und Ärzte offenbar vor allem in Krankenhäusern, die sich zu regionalen Versorgungszentren wandeln werden.

Neue Leistungen, neue Vergütung

Eine solche Entwicklung habe zur Folge, dass in einigen Regionen andere Berufsgruppen ärztliche Leistungen übernehmen müssten – dem CDU-Politiker schweben hier beispielsweise Gemeindekrankenschwestern vor, die dann gerne via Fernkonsultation den Arzt dazuschalten. Aber eben auch Apotheken, die Impfungen übernehmen könnten. Spahn hatte diesen Vorschlag kürzlich beim Westfälisch-lippischen Apothekertag wiederholt – was erneut scharfe Kritik aus der Ärzteschaft provozierte.

Rüddel hingegen hat dieser Idee „direkt zugestimmt“, wie er erklärte. „Die Kompetenz ist da.“ Denkbar sei auch, dass Apotheker einmalig Rezepte verlängern dürfen. „Das müsste natürlich vergütet werden“, so Rüddel. Was Ärzteverbände von solchen Ideen halten, ist bekannt. Rüddel meint allerdings: „Ich kann verstehen, dass es schwer ist, sich von liebgewonnenen Strukturen zu trennen. Aber alle müssen infrage stellen, wie sie die vergangenen 20 Jahre gearbeitet haben.“ 

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Was Spahns Apothekenpläne angeht, so steht Rüddel hinter dem Minister.
Mit Spahns Alternativvorschlägen zum Rx-Versandverbot sei man auf einem guten Weg. Das Wichtigste sei nun klargestellt: die Rückkehr zur Gleichpreisigkeit.
Rüddel ist zuversichtlich, dass das Gesetz zu den Reformen im Apothekenbereich noch vor der Sommerpause in den Bundestag eingebracht wird. Über einige Punkte werde dann sicher noch diskutiert – auch über die Vergütung. Diese hatte sich in der zweiten Version der Spahn'schen Eckpunkte bekanntlich deutlich reduziert.

E-Rezept: Vor-Ort-Apotheke sticht DocMorris

Rüddel sieht auch durch das E-Rezept, das im kommenden Jahr neben der ärztlichen Fernbehandlung etabliert werden soll, große Chancen für die Vor-Ort-Apotheken. Die Furcht, dass vor allem Versender aus dem Ausland profitieren werden, kann er nicht teilen. Vielmehr werde es mit den neuen digitalen Möglichkeiten sowie neuen Regelungen zum Botendienst künftig möglich sein, dass ein Patient, der eine Apotheke in der Nähe mit der Belieferung seines E-Rezepts beauftragt, schon ein bis zwei Stunden später sein Arzneimittel bekommt. „Das ist ein großer Vorteil gegenüber DocMorris“, betonte Rüddel. Der CDU-Politiker räumte ein, dass die neuen digitalen Prozesse Investitionen erfordern, auch von Apotheken. Auf der anderen Seite ließen sich so aber auch Effizienzreserven heben – die Versorgung der Patienten werde schneller und besser.

Zyto-Apotheken: Mehr Kontrollen sind ein Muss

Mit Blick auf die Zyto-Apotheker und ihre Vergütung stellte Rüddel in Aussicht, dass auch hier möglicherweise noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Während der Gesetzentwurf für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) zunächst vorsah, dass Zyto-Apotheken künftig einen Arbeitspreis von rund 110 Euro erhalten sollen, ist diese Regelung aus dem Kabinettsentwurf gänzlich verschwunden.
Hier müsse man noch einmal schauen, wie man zu verträglichen Lösungen kommt, so der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Zugleich machte er deutlich, dass die Zyto-Apotheker in einem anderen Punkt keine Bewegung mehr erwarten können: bei den Kontrollen. Diese sind nach den Plänen im GSAV künftig regelhaft alle zwei Jahre auch bei Apotheken, die parenterale Zubereitungen herstellen, durchzuführen. Daneben soll es unangemeldete Inspektionen geben. „Da stehen wir unter öffentlicher Beobachtung“, so Rüddel.

Für VZA-Präsident Klaus Peterseim ist jedoch gerade Letzteres bitter: Hier müssten Apotheker für etwas büßen, das ein einzelner Krimineller angerichtet habe. Die neuen Auflagen kosteten Geld und auch Personal.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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