ABDA-Wirtschaftsexpertin Claudia Korf

„Aus Sicht der Kassen haben wir einen Lobbyerfolg erzielt“

Rostock - 11.04.2019, 12:45 Uhr

Der Vorsitzende des Apothekerverbands
Mecklenburg-Vorpommern Axel Pudimat freute sich, dass es mit dem Besuch von
Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, nach mehrfachem Anlauf
endlich klappte - und das in turbulenten Zeiten. (s / Foto: rr/DAZ)

Der Vorsitzende des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern Axel Pudimat freute sich, dass es mit dem Besuch von Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, nach mehrfachem Anlauf endlich klappte - und das in turbulenten Zeiten. (s / Foto: rr/DAZ)


Modellvorhaben zu Grippeimpfungen: Gefahr eines Flickenteppichs

Der Referentenentwurf hält auch die Chance für Apotheker bereit, Dauerrezepte für gut eingestellte Chroniker zu beliefern. Dass hier mit heißer Nadel gestrickt wurde, beweist die Formulierung, das Angebot richte sich „an GKV-Versicherte mit einer schwerwiegend chronischen Erkrankung“, die aber nach Korfs Ansicht erst recht in die Hände eines Arztes gehören. Sie persönlich könne sich durchaus vorstellen, dass Wiederholungsrezepte mit einem Einschreibemodell und pharmazeutischen Dienstleistungen verbunden werden.

Gelinde gesagt „verhalten“ reagierte die ABDA dagegen auf den Vorschlag von Minister Spahn, Modellprojekte zur Durchführungen von Grippeschutzimpfungen in Apotheken durchzuführen. Korf sieht die Gefahr eines „Flickenteppichs“, wenn jede Krankenkasse mit jeder Apotheke oder jedem Landesapothekerverband ein Modellvorhaben abschließen kann. Was aus Sicht der ABDA leider vollständig unter den Tisch gefallen ist, sind unter anderem Regelungen zu Zytostatika und zur Importförderklausel. 

Der Traum vom Rx-Versandverbot ist ausgeträumt

Alles in allem versteht Korf den Referentenentwurf als ein Angebot des Gesundheitsministers, das man nicht ausschlagen sollte: Boni-Verbot auf Rx-Arzneimittel, Sicherung der freien Apothekenwahl und zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen sollen Apothekern helfen, sich der Zukunft mit all ihren Herausforderungen zu stellen – dafür gibt es kein Rx-Versandverbot, da habe sich Minister Spahn klar positioniert. Unter der Zuhörern regte sich Widerstand: Man fühle sich von der Politik betrogen. Korf verstehe den Frust der Apotheker, aber man müsse auch realistisch sein: In der derzeitigen Regierung wird sich keine Mehrheit für ein Rx-Versandverbot finden lassen und der Druck seitens der EU wächst.

Ein Teilnehmer kritisierte die Standesvertretung dafür, medial zu wenig präsent zu sein. Mit dem Protestmarsch in Berlin haben die Apotheker wenigstens einmal für Aufsehen gesorgt. Korf gab zu, erst über den Sender rbb davon erfahren zu haben, dass die Aktion stattfindet. Ein Rx-Versandverbot sei aber derzeit nicht durchsetzbar, daran ändere auch eine Demonstration nichts. „Subsidiarität ist ein Feigenblatt, das uns nicht mehr ausreichend schützt.“ Der Brexit zeigt aktuell, dass man sich dem Einfluss Europas nicht mehr so einfach entziehen kann.

Die Strategie der ABDA war es, das Gespräch zu suchen, um eine Lösung für das Gros der Apotheken zu finden. Ein Rx-Versandverbot konnte zwar nicht erwirkt werden, aber das nun vorliegende Paket biete einige Chancen. Man möchte nicht riskieren, ohne Einigung in die Sommerpause zu gehen. Im Herbst stehen Landtagswahlen an und es könne wieder alles anders werden, warnt Korf. „Mit diesem Gesetz ist Ihre Zukunft nicht gesichert, aber es wird ein Kurswechsel eingeschlagen.“

Unterstützung gab es vom Vorsitzenden des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern, Axel Pudimat: „Den eingeschlagenen Kurs der ABDA finden wir vernünftig und unterstützenswert.“ Weiter sagte er: „Wer jetzt noch an das Rx-Versandverbot denkt, träumt. Ich stelle gerne meinen Posten zur Verfügung, wenn ich damit etwas daran ändern kann. Aber der Versandhandel wird unsere Welt verändern."



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Die Erklärungen

von Dr.Diefenbach am 12.04.2019 um 17:31 Uhr

.....sind einfach unverschämt,resignativ und ich wundere mich,dass hier nicht bereits 7oo Statements stehen.man kann sich nur ärgern .Ach ja,wann ist wieder Sommerfest im Prachtbau?Vielleicht sollten wir DA mal zur Demo bitten????Apotheker Auge in Auge-allerdings gegenüber!!Ist für 68er wie ein Remake...

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AW: immer gleich

von tino am 15.04.2019 um 13:21 Uhr

Es sind demnächst Wahlen.
Jetzt wird uns wieder alles versprochen. Nach den Wahlen treten sie uns wieder in den A.... .
Meine Herrn und Damen....
Ich glaube denen nichts mehr!

Kursschwankung

von Reinhard Rodiger am 12.04.2019 um 13:14 Uhr

Vorweg: Wenn KK uns Erfolge zuordnen, ist etwas faul. In diesem Sinn ist auch die Aussage zu deuten :Mit diesem Gesetz ist Ihre Zukunft nicht gesichert, aber es wird ein Kurswechsel eingeschlagen.“ Nichts könnte weniger definiert sein als der Kurs, der wirklich verfolgt wird. Und dann wird er gewechselt. Die Frage ist : Wohin denn?
Durch Untergrabung der Basisstärken zum Traum, dass wenigstens einige ihre zusätzliche Arbeit auch bezahlt bekommen?
Es ist doch offensichtlich, dass eine angemessene Dimension für Zusatzleistungen garnicht oder nur auf Kosten der Basisfinanzierung vorgesehen ist.Es ist doch naiv zu glauben, dass ohne offene Debatte zur erforderlichen Reichweite und einem Szenario der Finanzierung etwas substantielles erreicht wird.Es sei denn, der Kurswechsel ist als klares Votum für die sowieso schon Grossen zu verstehen.Sind doch nur sie in der Lage, Vorhaltekosten, ungedeckte Kostensteigerungen und Durststrecken bis zur maximal verdünnten KK-Bereitschaft aufzufangen.Schon Überlegungen zu Einschreibesystemen deuten darauf hin, dass von Ausdünnung des Netzes ausgegangen wird.Einschreibesysteme sind nämlich Instrumente zur Bewältigung von Warteschlangen oder zu geringer Apothekendichte. Nur mit fester Klientel ist der eigentliche Mangel zu verwalten.
Wenn nicht verstanden wird, dass die vernachlässigte und stetig verminderte Basisfinanzierung der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit ist, dann ist Ausgrenzung und Konzentration auf wenige "Supreme-leister" das eigentliche Ziel eines Kurswechsels. Oder ist es nicht das Ziel, sondern nur unverstandene Folge? Dann ist drastisch erhöhter Klärungsbedarf. Das gilt besonders da ein stimmiges Flächenkonzept unter Einbeziehung zusätzlicher Leistungen in angemessener Breite nach wie vor fehlt. Bislang ist nur das Missverhältnis von Anspruch und gegebener Dimension ein Warnzeichen.

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RxVV ausgeträumt? Nie und Nimmer!

von Heiko Barz am 11.04.2019 um 20:12 Uhr

Bei den meisten Kommentaren ist klar zu sehen, dass alles Vorgebrachte nur „Feigenblattcharakter“ hat.
Es gibt nur EINE EINZIGE rechtsichere Verhandlung und das ist das RxVV.
Da aber, und es muß kein Orakel befragt werden, die von Spahn vorgeschlagenen rechtlich und auch praktisch unzumutbaren Bewertungskriterien in einem Chaos enden werden, so bleibt uns, das ist die Absicht aller unserer Gegner, nur noch die Resignation.
Es bleibt nur ein Weg, unser ABDA und Verbände zu zwingen, zumindest den 15jährigen Inflationsausgleich zu erwirken, wenn die Zwangsbeiträge eingefroren wären, denn immerhin sind ja auch diese Beiträge in den letzten 15 Jahren laufend angestiegen.
Kein Wirtschaftsunternehmen ist in den vergangenen Jahren so destruktiv behandelt worden und wir müssen es ertragen, dass Leute, die in regelmäßigen Zeiträumen das Anheben ihrer Erträge verlangen, den Apothekern diese Recht verwehren. Das ist schändlich!
Wie sagte eben Lauterbach, sowas wie „mehr Geld hätte es nach seiner Vorstellung nie so ohne weiters gegeben“! Dass dieser Mann sich nicht schämt. Dass sich seine Bezüge aber regelmäßig substantiell erhöhen, ist für ihn wohl selbstverständlich. Ob er diese lockere Lippe auch für einen Kollegen vom Schlage Frank Montgomery hat, wagt man dann doch zu bezweifeln. Die wievielte Lohnrunde das jetzige 5% Verlangen nun seit 2004 ist, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Aber sie - die Ärzte - haben immer Erfolg. Das soll nicht heißen, dass das nicht gegönnt wird, nur aber wo bleiben unsere Anstrengungen, um wieder auf ABDA und Verein zu kommen?

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AW: RxVV ausgeträumt? Nie und Nimmer

von Kleiner Apotheker am 12.04.2019 um 11:03 Uhr

Zumal die Anpassung an die Kostenentwicklung seit 2005 im Gesetz steht.

Arneimittelgesetz §78: "...Anteil des Festzuschlags ... entsprechend der Kostenentwicklung der Apotheken bei wirtschaftlicher Betriebsführung anzupassen."

AW: RxVV ausgeträumt? Nie und Nimmer

von Heiko Barz am 12.04.2019 um 11:22 Uhr

Ist meines Wissens sogar von Ullala implementiert worden, nur wer aus der SPD erinnert sich gerne solcher parteipolitischen „Fehltritte“. Wieso kann denn unsere „Führung“ diesen Faktor in ihre Verhandlungen bei Spahn mit einpreisen? Welche miesen Absprachen wurden hinter unserem Rücken von Friedemann und Jens unter Stillschweigen beschlossen?

Highway to Hell

von Wolfgang Müller am 11.04.2019 um 17:51 Uhr

"Aber wenn wir einen Weg beschreiten wollen, dann ist jetzt die Gelegenheit dazu“.

Endlich sagt's auch mal jemand wieder recht klar: Den Weg zu einem "Einschreibepatienten-System", wie es Kollegin Korf sich also gut vorstellen kann ......

Eine zur Vernunft gekommene ABDA-Mitgliederversammlung und die CDU haben uns gerade erst vor dem bereits im ersten Ansatz von FS mit Jens Spahn ausgehandelten 2,50-Euro-Boni-System gerettet. Wo es "Uns" anscheinend in Wirklichkeit auch schon nur auf die "Dienstleistungen" ankam.

Wird uns solch eine "Konstellation der Vernünftigen" in ABDA und CDU auch vor der meines Erachtens mindestens genauso schlimmen Bedrohung der Flächendeckungs-Apotheken durch ein monströs aufwändig-komplexes "Einschreibepatienten-System" retten? Das im wesentlichen zu einer unberechenbaren Rezept-Umsteuerung führen würde, und zwar keineswegs zu den "fachlich Besten"?

Was SOWIESO schon eine Katastrophe wäre, aber erst recht für nur 150 Mio. Euro, also 7.500 Euro pro Apotheke pro Jahr? Für viele Millionen "Polymedikations-Patienten", die dann ein "Recht darauf" hätten? Und dann all ihre Rezepte zu dem tragen würden, der dieses Einschreibe-Verlustgeschäft zu Gunsten der Rezept-Massenversorgung sogar mit Riesen-Prämienaufwand am Besten auf sich zu ziehen in der Lage wäre? Genau wie bei den Boni?

Das Alles WIRKLICH immer noch nicht kapiert? Oder doch kapiert, und der Eine oder Andere Verbandspräsident hofft, auf der Seite der ökonomischen Gewinner zu landen? Ich fasse es nicht.

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ABDA Spitze handelt ohne Mandat!

von Pöppl Christian am 11.04.2019 um 13:47 Uhr

Der Entwurf trägt nur zur Stärkung des Versandes bei!
- Es werden RX Boni für Privat-Versicherte erlaubt!
- Doc Morris wird sich an keine Strafgeldzahlungen halten ( haben bisher noch nie einen Cent bezahlt)
- Die Länderliste mit den "Anforderungen" and die Versender wird gestrichen.....
Und das RX- Boni Verbot wird sowieso vor Gericht landen....
WIr haben gar nichts errreicht! DAbei hat die ABDA Spitze eine klaren Handlungsspielraum der Länderkammern und Verbände bekommen....Gerade bewegt SIe sich außerhalb! DIE ABDA handelt momentan ohne Mandat!

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Ignoranz von oben

von Karl Friedrich Müller am 11.04.2019 um 13:04 Uhr

„Aus Sicht der Krankenkassen haben wir einen Riesen-Lobbyerfolg erzielt.“
Diese Meinung ist vollkommen irrelevant. Die KK haben immer Schaum vor dem Mund und urteilen nicht sachgemäß
Sonst werte ich den Bericht als fortgesetztes Kopf in den Sand stecken.
Was haben wir von honorierten Dienstleistungen, wenn sich nicht adäquat bezahlt werden? Die bisherigen werden auch unterbezahlt oder gar nicht. Erst mal die "honorieren"!
Die doofe Diskussion über Impfungen, die nur für streit sorgt.
Das Gesetz ist ein VERSAND - Apotheken Stärkungsgesetz.
Will man oben wohl einfach nicht zu Kenntnis nehmen.

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