ABDA-Wirtschaftsexpertin Claudia Korf

„Aus Sicht der Kassen haben wir einen Lobbyerfolg erzielt“

Rostock - 11.04.2019, 12:45 Uhr

Der Vorsitzende des Apothekerverbands
Mecklenburg-Vorpommern Axel Pudimat freute sich, dass es mit dem Besuch von
Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, nach mehrfachem Anlauf
endlich klappte - und das in turbulenten Zeiten. (s / Foto: rr/DAZ)

Der Vorsitzende des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern Axel Pudimat freute sich, dass es mit dem Besuch von Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, nach mehrfachem Anlauf endlich klappte - und das in turbulenten Zeiten. (s / Foto: rr/DAZ)


Am gestrigen Mittwoch trafen sich in Rostock die Mitglieder des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern. Auch die Wirtschafts-Chefin der ABDA, Claudia Korf, war der Einladung gefolgt und äußerte sich zu den Themen Honorierung und E-Rezept. Zum druckfrischen ersten Referentenentwurf des Apotheken-Stärkungsgesetzes hatte sie noch keine offiziellen Stellungnahmen im Gepäck, wohl aber eine persönliche Meinung: „Ich hätte mir auch mehr vorstellen können. Aber wenn wir einen Weg beschreiten wollen, dann ist jetzt die Gelegenheit dazu“, so Korf.

Am 8. April legte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen ersten Entwurf seiner Apothekenreform vor. Zweieinhalb Jahre nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit einem Verbot von Rx-Boni im Sozialgesetzbuch V reagieren. Um dem laufenden EU-Vertragsverletzungsverfahren gerecht zu werden, soll zudem die Preisbindung für EU-Versandapotheken aus dem Arzneimittelgesetz gestrichen werden. Laut Korf drohen der Bundsrepublik 860.000 Euro Strafe pro Tag, wenn sie das von der EU-Kommission gesetzte Ultimatum tatenlos verstreichen lässt. Mit dieser Streichung im Arzneimittelgesetz bröckelt jedoch die Rechtssicherheit, dass das Rx-Boni-Verbot auch für PKV-Versicherte gilt. Auch dürfte Apothekern nicht gefallen, dass das Honorierungsvolumen im Vergleich zu vorherigen Versionen deutlich magerer ausfällt.     

„Wir müssen die Chancen suchen!“

ABDA-Vertreterin Claudia Korf war auf der Versammlung des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern um Optimismus bemüht und ermunterte die Mitglieder zu einem Perspektivwechsel: „Aus Sicht der Krankenkassen haben wir einen Riesen-Lobbyerfolg erzielt.“ Primäres Ziel ist und bleibt die Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit, stellte sie klar. Der Referentenentwurf sei erst einmal eine Arbeitsgrundlage, an den Formulierungen müsse man noch arbeiten. Besonders positiv sieht Korf, dass er die Diskussion über zusätzlich honorierte pharmazeutische Dienstleistungen eröffnet. Um welche es sich dabei genau handeln wird, werden der DAV und GKV-Spitzenverband „im Benehmen“ mit dem PKV-Verband innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes vereinbaren. Die Vergütung soll über einen Fonds erfolgen (20 Cent pro Rx-Packung), der durch den Deutschen Apothekerverband verteilt wird. Korf appellierte an die Anwesenden, diesen Prozess zu begleiten: „Der Supergau wäre, wir kriegen einen Fonds und fordern ihn nicht ein, dann war es das mit pharmazeutischen Dienstleistungen.“ Bei den Verhandlungen werde man sich bemühen, apothekenexklusive Dienstleistungen zu definieren.

Außerdem enthält der Entwurf ein wichtiges Signal der Politik pro freie Apothekenwahl: Man will das „Makeln“ von E-Rezepten und Absprachen mit Ärzten zur Weiterleitung von Rezepten verbieten.  

„Manchmal bekommt man etwas, was man nicht bestellt hat.“

Zudem wurden Botendienst und Versandhandel neu beziehungsweise erstmals definiert: Ein Botendienst erfolgt durch weisungsgebundenes Personal der Apotheke, Versandhandel durch nicht durchgehend weisungsgebundene beauftragte externe Dienstleister. Korf findet eine klare Abgrenzung der Begriffe grundsätzlich gut. Leider stelle sich der Gesetzgeber aber vor, dass Botendienste künftig flächendeckend angeboten und nicht mehr auf den Einzelfall begrenzt werden sollen – ohne zusätzliche Vergütung. Sie werden heute über die 8,35 Euro Festzuschlag finanziert, allerdings ergebe sich eine neue Situation, wenn sie als Regelleistung gelten.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Die Erklärungen

von Dr.Diefenbach am 12.04.2019 um 17:31 Uhr

.....sind einfach unverschämt,resignativ und ich wundere mich,dass hier nicht bereits 7oo Statements stehen.man kann sich nur ärgern .Ach ja,wann ist wieder Sommerfest im Prachtbau?Vielleicht sollten wir DA mal zur Demo bitten????Apotheker Auge in Auge-allerdings gegenüber!!Ist für 68er wie ein Remake...

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AW: immer gleich

von tino am 15.04.2019 um 13:21 Uhr

Es sind demnächst Wahlen.
Jetzt wird uns wieder alles versprochen. Nach den Wahlen treten sie uns wieder in den A.... .
Meine Herrn und Damen....
Ich glaube denen nichts mehr!

Kursschwankung

von Reinhard Rodiger am 12.04.2019 um 13:14 Uhr

Vorweg: Wenn KK uns Erfolge zuordnen, ist etwas faul. In diesem Sinn ist auch die Aussage zu deuten :Mit diesem Gesetz ist Ihre Zukunft nicht gesichert, aber es wird ein Kurswechsel eingeschlagen.“ Nichts könnte weniger definiert sein als der Kurs, der wirklich verfolgt wird. Und dann wird er gewechselt. Die Frage ist : Wohin denn?
Durch Untergrabung der Basisstärken zum Traum, dass wenigstens einige ihre zusätzliche Arbeit auch bezahlt bekommen?
Es ist doch offensichtlich, dass eine angemessene Dimension für Zusatzleistungen garnicht oder nur auf Kosten der Basisfinanzierung vorgesehen ist.Es ist doch naiv zu glauben, dass ohne offene Debatte zur erforderlichen Reichweite und einem Szenario der Finanzierung etwas substantielles erreicht wird.Es sei denn, der Kurswechsel ist als klares Votum für die sowieso schon Grossen zu verstehen.Sind doch nur sie in der Lage, Vorhaltekosten, ungedeckte Kostensteigerungen und Durststrecken bis zur maximal verdünnten KK-Bereitschaft aufzufangen.Schon Überlegungen zu Einschreibesystemen deuten darauf hin, dass von Ausdünnung des Netzes ausgegangen wird.Einschreibesysteme sind nämlich Instrumente zur Bewältigung von Warteschlangen oder zu geringer Apothekendichte. Nur mit fester Klientel ist der eigentliche Mangel zu verwalten.
Wenn nicht verstanden wird, dass die vernachlässigte und stetig verminderte Basisfinanzierung der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit ist, dann ist Ausgrenzung und Konzentration auf wenige "Supreme-leister" das eigentliche Ziel eines Kurswechsels. Oder ist es nicht das Ziel, sondern nur unverstandene Folge? Dann ist drastisch erhöhter Klärungsbedarf. Das gilt besonders da ein stimmiges Flächenkonzept unter Einbeziehung zusätzlicher Leistungen in angemessener Breite nach wie vor fehlt. Bislang ist nur das Missverhältnis von Anspruch und gegebener Dimension ein Warnzeichen.

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RxVV ausgeträumt? Nie und Nimmer!

von Heiko Barz am 11.04.2019 um 20:12 Uhr

Bei den meisten Kommentaren ist klar zu sehen, dass alles Vorgebrachte nur „Feigenblattcharakter“ hat.
Es gibt nur EINE EINZIGE rechtsichere Verhandlung und das ist das RxVV.
Da aber, und es muß kein Orakel befragt werden, die von Spahn vorgeschlagenen rechtlich und auch praktisch unzumutbaren Bewertungskriterien in einem Chaos enden werden, so bleibt uns, das ist die Absicht aller unserer Gegner, nur noch die Resignation.
Es bleibt nur ein Weg, unser ABDA und Verbände zu zwingen, zumindest den 15jährigen Inflationsausgleich zu erwirken, wenn die Zwangsbeiträge eingefroren wären, denn immerhin sind ja auch diese Beiträge in den letzten 15 Jahren laufend angestiegen.
Kein Wirtschaftsunternehmen ist in den vergangenen Jahren so destruktiv behandelt worden und wir müssen es ertragen, dass Leute, die in regelmäßigen Zeiträumen das Anheben ihrer Erträge verlangen, den Apothekern diese Recht verwehren. Das ist schändlich!
Wie sagte eben Lauterbach, sowas wie „mehr Geld hätte es nach seiner Vorstellung nie so ohne weiters gegeben“! Dass dieser Mann sich nicht schämt. Dass sich seine Bezüge aber regelmäßig substantiell erhöhen, ist für ihn wohl selbstverständlich. Ob er diese lockere Lippe auch für einen Kollegen vom Schlage Frank Montgomery hat, wagt man dann doch zu bezweifeln. Die wievielte Lohnrunde das jetzige 5% Verlangen nun seit 2004 ist, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Aber sie - die Ärzte - haben immer Erfolg. Das soll nicht heißen, dass das nicht gegönnt wird, nur aber wo bleiben unsere Anstrengungen, um wieder auf ABDA und Verein zu kommen?

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AW: RxVV ausgeträumt? Nie und Nimmer

von Kleiner Apotheker am 12.04.2019 um 11:03 Uhr

Zumal die Anpassung an die Kostenentwicklung seit 2005 im Gesetz steht.

Arneimittelgesetz §78: "...Anteil des Festzuschlags ... entsprechend der Kostenentwicklung der Apotheken bei wirtschaftlicher Betriebsführung anzupassen."

AW: RxVV ausgeträumt? Nie und Nimmer

von Heiko Barz am 12.04.2019 um 11:22 Uhr

Ist meines Wissens sogar von Ullala implementiert worden, nur wer aus der SPD erinnert sich gerne solcher parteipolitischen „Fehltritte“. Wieso kann denn unsere „Führung“ diesen Faktor in ihre Verhandlungen bei Spahn mit einpreisen? Welche miesen Absprachen wurden hinter unserem Rücken von Friedemann und Jens unter Stillschweigen beschlossen?

Highway to Hell

von Wolfgang Müller am 11.04.2019 um 17:51 Uhr

"Aber wenn wir einen Weg beschreiten wollen, dann ist jetzt die Gelegenheit dazu“.

Endlich sagt's auch mal jemand wieder recht klar: Den Weg zu einem "Einschreibepatienten-System", wie es Kollegin Korf sich also gut vorstellen kann ......

Eine zur Vernunft gekommene ABDA-Mitgliederversammlung und die CDU haben uns gerade erst vor dem bereits im ersten Ansatz von FS mit Jens Spahn ausgehandelten 2,50-Euro-Boni-System gerettet. Wo es "Uns" anscheinend in Wirklichkeit auch schon nur auf die "Dienstleistungen" ankam.

Wird uns solch eine "Konstellation der Vernünftigen" in ABDA und CDU auch vor der meines Erachtens mindestens genauso schlimmen Bedrohung der Flächendeckungs-Apotheken durch ein monströs aufwändig-komplexes "Einschreibepatienten-System" retten? Das im wesentlichen zu einer unberechenbaren Rezept-Umsteuerung führen würde, und zwar keineswegs zu den "fachlich Besten"?

Was SOWIESO schon eine Katastrophe wäre, aber erst recht für nur 150 Mio. Euro, also 7.500 Euro pro Apotheke pro Jahr? Für viele Millionen "Polymedikations-Patienten", die dann ein "Recht darauf" hätten? Und dann all ihre Rezepte zu dem tragen würden, der dieses Einschreibe-Verlustgeschäft zu Gunsten der Rezept-Massenversorgung sogar mit Riesen-Prämienaufwand am Besten auf sich zu ziehen in der Lage wäre? Genau wie bei den Boni?

Das Alles WIRKLICH immer noch nicht kapiert? Oder doch kapiert, und der Eine oder Andere Verbandspräsident hofft, auf der Seite der ökonomischen Gewinner zu landen? Ich fasse es nicht.

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ABDA Spitze handelt ohne Mandat!

von Pöppl Christian am 11.04.2019 um 13:47 Uhr

Der Entwurf trägt nur zur Stärkung des Versandes bei!
- Es werden RX Boni für Privat-Versicherte erlaubt!
- Doc Morris wird sich an keine Strafgeldzahlungen halten ( haben bisher noch nie einen Cent bezahlt)
- Die Länderliste mit den "Anforderungen" and die Versender wird gestrichen.....
Und das RX- Boni Verbot wird sowieso vor Gericht landen....
WIr haben gar nichts errreicht! DAbei hat die ABDA Spitze eine klaren Handlungsspielraum der Länderkammern und Verbände bekommen....Gerade bewegt SIe sich außerhalb! DIE ABDA handelt momentan ohne Mandat!

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Ignoranz von oben

von Karl Friedrich Müller am 11.04.2019 um 13:04 Uhr

„Aus Sicht der Krankenkassen haben wir einen Riesen-Lobbyerfolg erzielt.“
Diese Meinung ist vollkommen irrelevant. Die KK haben immer Schaum vor dem Mund und urteilen nicht sachgemäß
Sonst werte ich den Bericht als fortgesetztes Kopf in den Sand stecken.
Was haben wir von honorierten Dienstleistungen, wenn sich nicht adäquat bezahlt werden? Die bisherigen werden auch unterbezahlt oder gar nicht. Erst mal die "honorieren"!
Die doofe Diskussion über Impfungen, die nur für streit sorgt.
Das Gesetz ist ein VERSAND - Apotheken Stärkungsgesetz.
Will man oben wohl einfach nicht zu Kenntnis nehmen.

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