Volkswirtschaftliche Kostenersparnis

Grippeimpfende Apotheker könnten 800 Millionen Euro sparen

Stuttgart - 24.04.2019, 14:45 Uhr

Bereits im Juni erklärte Gesundheitsökonom Prof. Uwe May, die volkswirtschafltichen Vorteile, wenn Apotheker gegen Grippe impfen dürften. (m / Foto: Andreas Domma / BAH)

Bereits im Juni erklärte Gesundheitsökonom Prof. Uwe May, die volkswirtschafltichen Vorteile, wenn Apotheker gegen Grippe impfen dürften. (m / Foto: Andreas Domma / BAH)


Ressentiments gegen Impfapotheker

Nicht jeder steht Impfapothekern derart offen gegenüber wie May. Ressentiments hegen insbesondere Ärzte. Sie lassen Mays Argumente bezüglich Impfquote und Ärzteentlastung nicht gelten. Der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery hatte es als „kontrapro­duk­tiv“ bezeichnet, das hohe Qualitätsniveau von Impfleistungen in Deutsch­land zu sen­ken und das Impfrecht neben Ärzten auch auf andere Professionen aus dem Gesundheits­wesen zu übertragen.

Beim 5. Deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie (Oktober 2018 in Berlin) erklärte der BÄK-Präsident, dass Impfen eine Grundaufgabe der ärztlichen Tätigkeit sei und dadurch dass Apotheker impften, Ärzte noch lange nicht hinsichtlich ihres Arbeitspensums entlastet würden. Auch das häufig angeführte Argument einer Verbesserung der Impfquote durch impfende Apotheker lässt Montgomery nicht gelten: „Die Impfquote wird nicht durch Apotheker gesteigert, sondern durch Vernunft und Aufklärung“, so der Ärztepräsident. Sein Fazit: „Schuster bleib bei deinen Leisten, und das Impfen bleibt in der Hand des Arztes“.

Mehr zum Thema

Montgomery über impfende apotheker

„Schuster, bleib bei deinen Leisten“

Auch der Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ) hatte sich in der letzten Woche dazu skeptisch geäußert, dass Apotheker die urärztliche Profession des Impfens ausüben könnten. Vorher gehöre die Influenzaimpfung in die Hand der Zahnärzte, finden sie. Hier scheint jedoch vergessen worden zu sein, dass ein Zahnarztbesuch nun meist nicht das Paradebeispiel für „niederschwellig" sein dürfte.

Verhindern Animositäten das Beste für den Patienten?

Das Thema schafft Emotionen bei Apothekern, Ärzten und der Politik. May erklärte bereits beim BAH, dass die Ziele hinter Impf-Apothekern weder primär eine Kompetenzerweiterung der Apotheker, noch eine Beschneidung derer bei den Ärzten oder massive Kostenersparnisse für das Gesundheitssystem seien. Sondern das Ziel sei ganz schlicht, „das Sinnvollste zu tun und die Versorgung zu verbessern“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Nachgehakt

von Wolfgang Müller am 25.04.2019 um 14:37 Uhr

Ich bin ja stur. In einem Ärzte-Medium wäre es undenkbar, über so etwas Interessantes zu berichten, ohne dass Eckzahlen vorliegen, wenn es um ÄRZTE ginge. In diesem Fall stand diese Meldung über Apothekers aber genau so ohne Fundament auch in der Ärztepresse, auch meiner Frau war das aufgefallen, wie dünne das bei uns ist.

Vor Allem eben würden Ärzte wissen wollen: Wieviele Impfungen pro Jahr werden dem zugrunde gelegt, um diese Effekte wie z. B. "900.000 Erkrankte weniger" zu erzielen? Und eben, welche Kosten pro Patient werden angenommen/wie setzen die sich zusammen?

Ist diese Nachfrage jetzt wieder zu sehr eine Flucht ins Konkrete, habe ich deshalb keine Antwort zu erwarten? Oder KENNT wirklich kein/e Apotheker/in hier die Antwort? Nur Prof. Mand selber, soll ich ihn anrufen?

Oder soll ich erstmal spekulieren? Dann fangen wir doch mal an, ich lasse mich dann gerne korrigieren, ich kann bei der dürren Berichtslage ja nur versuchen, etwas zu ERAHNEN:

"340 Mio. jhrl. Aufwand bei den Kostenträgern" bedeutet ja vielleicht - der Einfachheit halber mal so gerechnet - 10.000.000 zusätzliche Grippe-Impfungen in Apotheken. Also 34 Euro pro Impfung. 10 - 15 Euro für den Impfstoff angesetzt, wären das 15 - 20 Euro Honorar pro Impfung als Honorar. Wenn man mal davon ausgeht, dass 4 Euro irgendwo im Apparat untergehen.

Das wäre in Euro ähnlich dem, was in der Schweiz in Franken passiert.

Ich finde das mindestens INTERESSANT, als Einstieg in eine halbwegs ernst zu nehmende Diskussion intern, und später mit den GKVen. Alle anderen nicht?

So, und jetzt erzählt mir gerne, dass das natürlich inkompetenter Quatsch und in Wirklichkeit Alles ganz anders ist, aber ERZÄHLT die ganze Geschichte!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Where's The Beef?

von Wolfgang Müller am 24.04.2019 um 18:40 Uhr

Ich scrolle hoch, ich scrolle runter ... dreimal hin, dreimal her.

Bin ich zu blöd, kann mir einer helfen, wo finde ich das Honorar pro Impfung, das Prof. May seinen Berechnungen zugrunde gelegt hat? Oder hat er das "entfallen" lassen? Weil wir ja schon am Impfstoff verdienen? Kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Ökonomie-Professor so vorgeht.

Oder hat die DAZ sich dafür nicht interessiert, weil es für uns sowieso nur um die "Ehre" gehen sollte? Göttinger Telefonbuch, sage ich nur?

Oder um einen weiteren entscheidenden Schritt zur Entlarvung und Befreiung von 30 Prozent Schwachleistern? Die am Ende sowas Tolles nur machen wollen, wenn es auch ein zusätzliches Einkommen (NICHT: nur Umsatz) ergibt?

Kann jemand helfen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Impfen in Apotheken.

von Roland Mückschel am 24.04.2019 um 15:19 Uhr

Fühle mich sehr geschmeichelt so wichtig zu sein.
Aber vielleicht sollten wir es dabei belassen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Impfen in Apotheken ... pieksen gegen Retax ...

von Ch. Timme am 24.04.2019 um 16:46 Uhr

... mit Honorar?

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.