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Volkswirtschaftliche Kostenersparnis
Grippeimpfende Apotheker könnten 800 Millionen Euro sparen
Impfende Apotheker könnten 900.000 Grippeerkrankungen, 4.700 influenzabedingte Krankenhaus- und 41 Todesfälle pro Jahr verhindern, schätzt Professor Uwe May. Diese Daten hatte der Gesundheitsökonom bereits 2018 für den Pharmaverband BAH erhoben – erneuter Auftrieb für die aktuelle Veröffentlichung im großen Stil, könnten Spahns Pläne zu impfenden Apothekern sein.
Professor Uwe May, Gesundheitsökonom und Studiendekan der Hochschule Fresenius, befürwortet die Grippeimpfung durch Apotheker. Seine Pro-Einstellung des niederschwelligen Zugangs für Bürger zum saisonalen Influenzaschutz ist seit langem bekannt. Bereits im Juni des vergangenen Jahres kam er bei der BAH-Switch-Konferenz aus ökonomischer Sicht zu dem Fazit: „Eine Steigerung der Impfquote reduziert erheblich die volkswirtschaftlichen Kosten durch Grippeerkrankungen.“ Dass May diesen niederschwelligen Zugang in Apotheken sieht, ist kein Geheimnis.
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In konkreten Zahlen bedeutet das: Volkswirtschaftliche Einsparungen in Höhe von etwa 800 Millionen Euro (Kosteneinsparungen von rund einer Milliarde Euro abzüglich der Mehraufwandskosten der Kostenträger mit etwa 340 Millionen Euro), 900.000 weniger grippebedingte Krankheitsfälle, 2,9 Millionen weniger AU-Tage und 41 weniger Tote.
May erhob die Daten bereits 2018 für den BAH
Die Daten hatte May im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) bereits für 2018 erhoben. DAZ.online war bei der BAH-Switch-Konferenz im letzten Jahr vor Ort und berichtete darüber: Würde ein OTC-Switch der Grippeimpfung die Impfquote verbessern?
Die volkswirtschaftliche Analyse präsentierte May nun, vielleicht anlässlich der durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn propagierten Grippeimpfung durch Apotheker, in größerem Stil der Öffentlichkeit. Seiner Berechnung nach könnten grippeimpfende Apotheker die Impfrate in Deutschland um 12 Prozent steigern.
Wo klappt die Influenzaimpfung in Apotheken?
Belege für den Nutzen eines Impfangebots durch Apotheken liefern laut May Länder, in denen das apothekerliche Impfsystem bereits etabliert ist. So dürfen in England seit 2015 Apotheker impfen: Mittlerweile machen 77 Prozent der englischen Apotheken von dieser Kompetenz Gebrauch – und impften in der Grippesaison 2017/18 über 1,3 Millionen Patienten zusätzlich. Auch andere Apotheken-Impf-Länder verzeichnen Erfolge: In Irland stieg seit Einführung der Influenzaimpfung durch Apotheker (2011) die Zahl Geimpfter von 9.000 auf 78.000 (2017). Kanada berichtet von einer 8,4 Prozent höheren Impfrate und in der Schweiz geben 15 Prozent der Patienten an, dass sie sich ohne die Option der Grippeimpfung in der Apotheke gar nicht hätten impfen lassen. Warum also sollte sich dieser Trend nicht auch in der Bundesrepublik zeigen? Diese Frage bewegte May bereits bei der BAH-Switch-Konferenz 2018.
Niederschwellig muss es sein
May sieht bei Impfapotheken den wesentlichen Vorteil im niederschwelligen Zugang für die Patienten: „Wenn wir den Apothekern das Recht zur Grippeimpfung geben, würden viele Menschen das Angebot wahrnehmen. Aktuell sind lange Wartezeiten beim Arzt noch eine große Hürde“, so May. Auch dieser Aspekt steht nach Ansicht Mays immer hinter dem Thema. Neben medizinischen Risiken – häufig angeführt Impfreaktionen nach einer Grippeimpfung – gelte es auch die Versorgungsrisiken zu berücksichtigen, wenn bestimmte Therapiemöglichkeiten nicht niederschwellig zur Verfügung stünden.
Ressentiments gegen Impfapotheker
Nicht jeder steht Impfapothekern derart offen gegenüber wie May. Ressentiments hegen insbesondere Ärzte. Sie lassen Mays Argumente bezüglich Impfquote und Ärzteentlastung nicht gelten. Der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery hatte es als „kontraproduktiv“ bezeichnet, das hohe Qualitätsniveau von Impfleistungen in Deutschland zu senken und das Impfrecht neben Ärzten auch auf andere Professionen aus dem Gesundheitswesen zu übertragen.
Beim 5. Deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie (Oktober 2018 in Berlin) erklärte der BÄK-Präsident, dass Impfen eine Grundaufgabe der ärztlichen Tätigkeit sei und dadurch dass Apotheker impften, Ärzte noch lange nicht hinsichtlich ihres Arbeitspensums entlastet würden. Auch das häufig angeführte Argument einer Verbesserung der Impfquote durch impfende Apotheker lässt Montgomery nicht gelten: „Die Impfquote wird nicht durch Apotheker gesteigert, sondern durch Vernunft und Aufklärung“, so der Ärztepräsident. Sein Fazit: „Schuster bleib bei deinen Leisten, und das Impfen bleibt in der Hand des Arztes“.
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Auch der Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ) hatte sich in der letzten Woche dazu skeptisch geäußert, dass Apotheker die urärztliche Profession des Impfens ausüben könnten. Vorher gehöre die Influenzaimpfung in die Hand der Zahnärzte, finden sie. Hier scheint jedoch vergessen worden zu sein, dass ein Zahnarztbesuch nun meist nicht das Paradebeispiel für „niederschwellig" sein dürfte.
Verhindern Animositäten das Beste für den Patienten?
Das Thema schafft Emotionen bei Apothekern, Ärzten und der Politik. May erklärte bereits beim BAH, dass die Ziele hinter Impf-Apothekern weder primär eine Kompetenzerweiterung der Apotheker, noch eine Beschneidung derer bei den Ärzten oder massive Kostenersparnisse für das Gesundheitssystem seien. Sondern das Ziel sei ganz schlicht, „das Sinnvollste zu tun und die Versorgung zu verbessern“.
4 Kommentare
Nachgehakt
von Wolfgang Müller am 25.04.2019 um 14:37 Uhr
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Where's The Beef?
von Wolfgang Müller am 24.04.2019 um 18:40 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Impfen in Apotheken.
von Roland Mückschel am 24.04.2019 um 15:19 Uhr
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AW: Impfen in Apotheken ... pieksen gegen Retax ...
von Ch. Timme am 24.04.2019 um 16:46 Uhr
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