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Nach Ruanda nun auch Ghana: In dem westafrikanischen Land werden ab sofort Drohnen zur schnellen Lieferung wichtiger Arzneimittel in abgelegene beziehungsweise schwer erreichbare Regionen eingesetzt. Die Technik kommt von der US-Firma Zipline, zu den Finanziers zählt unter anderem die Bill & Melinda Gates Stiftung.
Ghanaische Dörfer sind oft nur schwer zu erreichen, die Straßen sind vielfach in einem schlechten Zustand und bei Regen und Schlamm kaum passierbar. Menschen, die in diesen Regionen ernsthaft krank werden, müssen unter Umständen lange warten, bis sie medizinisch versorgt werden.
Das soll sich nun ändern. Lebensrettende Medikamente oder Impfungen sollen in dem westafrikanischen Land künftig von Drohnen geliefert werden. Rund 120 unbemannte Flugobjekte der US-Firma Zipline sollen im Rahmen des bislang größten medizinischen Drohnen-Dienstes rund 2000 Gesundheitszentren beliefern, in deren Einzugsgebiet rund zwölf Millionen Menschen leben - das entspricht fast der Hälfte der Bevölkerung des Landes. „Niemand in Ghana sollte sterben, weil im Notfall die nötige Medizin nicht zu bekommen ist“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa-AFX dieser Tage den ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo anlässlich des Starts des Drohnenprojekte, der in der rund 70 Kilometer nördlich von Accra gelegenen Kleinstadt Omenako stattfand.
In Ruanda bereits im Einsatz
Wie das System in der Praxis funktioniert, zeigt Zipline seit Oktober 2016 im ostafrikanischen Ruanda. Nach Angaben des Unternehmens würden dort Dutzende von Krankenhäusern und Gesundheitszentren per Drohne versorgt, unter anderem mit Blutkonserven und Impfstoffen. Nach Berichten von Mitte 2018 will das Unternehmen auch in Tansania einen entsprechenden Dienst aufbauen.
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In Ghana will Zipline nun vier Logistikzentren errichten. Von dort sollen die rund 110 Stundenkilometer fliegenden Drohnen ebenfalls Blutkonserven, Tollwutimpfungen oder auch Gegengifte bei Schlangenbissen liefern. Nach Angaben des ghanaischen Gesundheitsministeriums seien insgesamt 148 lebensrettende Arzneimittel definiert worden, die in den Verteilerzentren von Zipline vorgehalten werden sollen.
Die autonomen Drohnen sollen reguläre Lieferwege ergänzen: Wenn ein Gesundheitszentrum rasch ein Medikament benötigt, kann es per SMS oder App beim Logistikzentrum bestellt werden. Nach durchschnittlich 30 Minuten soll dann eine Drohne heranschweben und ihre durch einen Fallschirm gesicherte Last in geringer Höhe abwerfen. Während Autos teilweise Stunden brauchen würden, um die Medikamente in die schwer erreichbaren Gebiete zu transportieren, können Drohnen vor allem bei zeitkritischen Auslieferungen ihren Vorteil ausspielen. Nach Angaben von dpa-AFX haben die Impfallianz Gavi, die Bill & Melinda Gates Stiftung und andere den Aufbau der Drohnen-Infrastruktur unterstützt, während Ghanas Regierung die nicht näher bezifferten laufenden Kosten tragen werde.
Bis zu 500 Lieferungen täglich
Zipline wurde nach eigenen Angaben im Jahr 2014 gegründet und beansprucht, heute das „weltweit größte autonome Logistiknetzwerk“ zu stellen. Mittlerweile versorgt das Unternehmen laut Selbstdarstellung elf Millionen Menschen innerhalb kurzer Zeit mit wichtigen Medikamenten. Die in den Zipline-Logistikzentren gelagerten Medikamente würden innerhalb weniger Minuten verpackt, an die Drohne gehängt und auf die bis zu 80 Kilometer weiten Wege geschickt. Aufgrund der kurzen Zeitspanne zwischen Auftrag und Lieferung könnten Kühlketten ein- und die Produkteigenschaften erhalten werden.
Laut Zipline kann jedes Verteilerzentrum bis zu 500 Lieferungen pro Tag durchführen. Das entspreche bis zu einer Tonne an Medizin- und Blutprodukten täglich. Wöchentlich legten die Drohnen insgesamt mehr als 40.000 Kilometer zurück. Das System habe sich sowohl bei Regen als auch starker Hitze in jahrelanger Praxis als tauglich erwiesen.
2018 hat wie berichtet auch ein deutsches Konsortium einen Versuch mit Drohnen unternommen: Der Paketdienstleister DHL, der Drohnenhersteller „Wingcopter“ und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben ihrerseits die Arzneimittellieferungen per Drohne in Afrika getestet. Auftraggeber war das Bundesentwicklungsministerium (BMZ).
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