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ADKA-Kongress 2019
Der Medikationsprozess im Krankenhaus – eine runde Sache
Der geschlossene Medikationsprozess ist das beste Instrument, um den Hochrisikoprozess der Arzneimitteltherapie im Krankenhaus wirksam und sicher zu gestalten – davon ist der Bundesverband der Deutschen Krankenhausapotheker (ADKA) überzeugt. „Closed Loop Medication Management“ – wo stehen die deutschen Krankenhäuser? „Haben wir bereits genug getan, um die Arzneimitteltherapiesicherheit in Krankenhäusern auf hohem Niveau systematisch zu gewährleisten?“, fragte ADKA-Präsident Prof. Frank Dörje. „Wir meinen: Wir können und müssen mehr tun“.
„Medikationsprozess im Krankenhaus – eine runde Sache?“ oder „Medikationsprozess im Krankenhaus – eine runde Sache!“? Wo stehen die Krankenhausapotheken beim Medikationsmanagement? Professor Dr. Frank Dörje, amtierender ADKA-Präsident, gab beim 44. Wissenschaftlichen Kongress der Krankenhausapotheker in der vergangenen Woche in Berlin einen Überblick.
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„To err is human“, diese US-amerikanische Studie hatte bereits vor 19 Jahren „einigermaßen erschreckt“, so der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Krankenhausapotheker (ADKA) gleich zu Beginn des diesjährigen und 44. ADKA-Kongresses letzte Woche in Berlin. Bei „To err is human“ standen Behandlungsfehler laut Dörje damals an achter Stelle der Todesursachen. 2013 reklamierten die Amerikaner Behandlungsfehler gar als dritthäufigste Todesursache, so Dörje – was sicherlich mit präziseren Obduktionsmethoden zusammenhängt, die auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen als Todesursache heutzutage besser zutage fördern. Dennoch ist der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Krankenhausapotheker überzeugt: „Das müsste so nicht sein“. Und weiter: „Wir halten fest: Wir haben ein Problem!“. Und das wohl nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch hierzulande.
Apotheker: unabdingbarer Teil des Medikationsprozesses
„Haben wir in Deutschland bereits genügend getan, um die Arzneimitteltherapiesicherheit in den Krankenhäusern auf hohem Niveau systematisch zu gewährleisten? Wir meinen: Wir können und müssen mehr tun“, zeigte sich der ADKA-Präsident überzeugt. Medikationsfehler gehören laut Dörje zu den „häufigen Behandlungsfehlern“. Seiner Ansicht nach ist es unabdingbar, dass sich Apotheker um den Medikationsprozess im Krankenhaus kümmern. Bereits 2014 erklärte die ADKA in ihrem nationalen Zielepapier, „dass Apotheker Teil des Medikationsprozesses sind und werden müssen und auch Teil des therapeutischen Teams werden“, erinnerte Dörje. Closed Loop Medication Management hatten sich die Krankenhausapotheker 2018 als ambitioniertes Ziel gesetzt, das bis 2021 erreicht sein soll. Dieses strategische Ziel beinhaltet auch den „regelhaften Einsatz von Stationsapothekern im Medikationsmanagement“. Dieser Einsatz sei nun mit der Novellierung des niedersächsischen Krankenhausgesetzes in „spürbare Nähe“ gerückt.
„Closed Loop Medication Management – das ist unser Ziel!“
Ein systematischer, validierter und geschlossener Medikationsprozess beinhalte jedoch auch die Elemente: elektronische Verordnung, patientenindividuelle Arzneimittellogistik und natürlich die korrekte Applikation und elektronische Dokumentation der am Patienten angewandten Arzneimittel. Hier hapert es wohl noch gewaltig. Im Krankenhausbarometer aus dem Jahre 2016 wurden 273 Krankenhäuser zu ihrer Verordnungsdokumentation befragt. Heraus kam, dass 49 Prozent der Kliniken dies noch handschriftlich auf Papier praktizieren. „Das ist ein Problem“, so Dörje.
Politik engagiert sich bei AMTS
Als positive politische Entwicklung bezeichnet Dörje die jüngst erfolgte Verankerung der AMTS im Qualitätsbericht der Krankenhäuser. Dies hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Dezember 2018 beschlossen. AMTS werde zweifellos auch durch Aktionspläne seitens des Bundesgesundheitsministeriums gefördert, so Dörje. Auch den Kongress zur Patientensicherheit bewertete Dörje als positive Entwicklung und Engagement seitens der Politik. Im Oktober 2018 fand dieser bereits zum fünften Mal statt.
Erfolgsfaktor Mensch
Ein wesentlicher Punkt hin zum erfolgreichen geschlossenen Medikationsmanagement bleibe der Mensch. Bereits bei seinem Amtsantritt als ADKA-Präsident im Mai 2018 erklärte Dörje, der interprofessionellen Zusammenarbeit im besonderen Maß sein Engagement widmen zu wollen. Er ließ den Worten Taten folgen, und schon im Herbst des vergangenen Jahres stellte er gemeinsam mit dem Präsidenten der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Professor Wolf-Dieter Ludwig, die erste gemeinsame Fortbildung von ADKA und AkdÄ auf die Beine.
Auch beim wissenschaftlichen Kongress der Krankenhausapotheker betont Dörje erneut: „Eine bestmögliche interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Arzt, Apotheker und Pflegekraft ist erforderlich und schafft den bestmöglichen Nutzen für den Patienten“. Er sieht eindeutig „das multiprofessionelle Behandlungsteam als Erfolgsfaktor“.
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Dörje ist überzeugt, dass von der konsequenten Umsetzung des Closed Loop Medication Managements alle Beteiligten profitieren: „Die Patienten durch eine erhöhte Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit, Ärzte und Pflegekräfte durch klinisch-pharmazeutische Unterstützung und Entlastung in Zeiten knapper personeller Ressourcen und das Gesundheitssystem insgesamt durch die Umsetzung einer qualitätsorientierten und wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie bei Krankenhauspatienten“, so der ADKA-Präsident. Dies schließe auch die nahtlose Arzneimitteltherapie des Patienten bei Aufnahme und Entlassung ein.
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