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Hohe Mehrkosten
Valsartan-Engpässe: Zahlen die Kassen Diovan?
Zwar liegen die flächendeckenden Valsartan-Rückrufe schon eine Weile zurück, die Engpässe beschäftigen die Apotheker aktuell dennoch wieder ganz massiv. Einzig lieferbares Präparat in vielen Fällen: Das Original von Novartis – Diovan beziehungsweise CoDiovan, bei denen je nach Stärke für den Patienten über 100 Euro Mehrkosten anfallen können. Erstatten die Kassen diese im Ausnahmefall? DAZ.online hat bei einigen nachgefragt.
Engpässe gehören mittlerweile leider zum Apothekenalltag. An die 100 Dauerdefekte machen den Apothekern und den Patienten derzeit allerorts das Leben schwer. Mit dabei Valsartan. Das einzig lieferbare Präparat ist in vielen Fällen das Altoriginal Diovan bzw. CoDiovan. Der Haken daran: Es fallen Mehrkosten an. Und die sind nicht ohne. So werden zum Beispiel 108,54 Euro für die 98-Stück-Packung mit 320 mg fällig. 5 Euro Zuzahlung kommen dann noch on Top. Bereits Ende April wandte sich die Fraktion der BasisApotheker deswegen per Brief an das BMG. Es möge eine Regelung finden oder vermitteln. Es sei weder den Patienten zuzumuten, dies aufzuzahlen, noch den Apothekern, jedes Mal bei der Kasse eine Genehmigung zu ersuchen. Passiert ist seitdem aber nichts.
DAZ.online hat nun bei einigen großen Kassen nachgefragt, ob sie denn die Kosten im Einzelfall tragen würden. Noch die kulanteste Auskunft gab es von der KKH. Patienten sollten sich gegebenenfalls an die Kasse wenden. Man werde das dann im Einzelfall prüfen.
AOK Bayern: Keine Rückmeldungen über aktuelle Valsartan-Engpässe bekannt
Die
AOK Bayern erklärt hingegen:
Der AOK Bayern sind keine Rückmeldungen von Apotheken oder von Versicherten über aktuelle Valsartan-Engpässe bekannt. Unsere Versicherten erhalten Valsartan zuzahlungs- und aufzahlungsfrei über unseren Rabattvertragspartner Mylan dura. Darüber hinaus gibt es noch mehrere andere Hersteller, die Valsartan unter dem Festbetrag und damit aufzahlungsfrei anbieten. Die Apotheke kann – sofern unser Rabattvertragspartner nicht lieferfähig ist – auf einen dieser Anbieter zurückgreifen.“
AOK BaWü: Festbetragsmehrkosten werden nicht erstattet
Von der AOK Baden-Württemberg gibt es folgende Auskunft:
Sofern ein Rabattvertragsarzneimittel nicht verfügbar ist, kann in der Apotheke ein anderes identisches Präparat abgegeben werden. Dabei gelten die üblichen Abgaberegelungen. Patientinnen und Patienten können mit den verfügbaren valsartanhaltigen Arzneimitteln versorgt werden. Der behandelnde Arzt kann die Abgabe eines therapeutisch vergleichbaren Arzneimittels durch eine entsprechende Verordnung veranlassen. Dabei sind allerdings die etwas unterschiedlichen Wirkungen und Dosierungen der anderen Sartane zu berücksichtigen.
Grundsätzlich fallen für Ersatzverordnungen gesetzliche Zuzahlungen an. Die AOK Baden-Württemberg erstattet Versicherten, die im AOK-Hausarztprogramm/AOK-Facharztprogramm eingeschrieben sind, die gesetzlichen Zuzahlungen. Festbetragsmehrkosten, die bei der Abgabe eines Präparats vom Originalhersteller anfallen, erstattet die AOK Baden-Württemberg nicht.“
DAK: Einfach ein wirkstoffgleiches Präparat eines der anderen Rabattvertragspartner abgeben
Und die DAK erklärt:
Wir sind im engen Kontakt mit unseren Vertragspartnern. Demnach soll sich die Situation bei Valsartan ab Mitte Mai grundsätzlich wieder verbessern. Sollte ein verordnetes valsartanhaltiges Arzneimittel nicht zur Verfügung stehen, gibt die Apotheke ein wirkstoffgleiches Präparat eines unserer anderen Rabattvertragspartner ab – zum Beispiel des Marktführers TAD, der in Europa produziert und nicht von Rückrufen betroffen ist. Nach unseren Informationen werden fast alle DAK-versicherten Betroffenen mit mehrkostenfreien Präparaten versorgt. Eine Alternative zu einem anderen valsartanhaltigen Präparat wäre auch die Umstellung auf ein anderes Arzneimittel (andere Sartane oder ACE-Hemmer), soweit dies medizinisch möglich ist. Deshalb gibt es aus unserer Sicht momentan keine Notwendigkeit, Mehrkosten für teure Originalpräparate zu übernehmen.“
TAD hat Engpässe eingeräumt
Allerdings hatte Marktführer TAD vor kurzem selbst bekannt gegeben, an die Grenzen seiner Lieferfähigkeit zu kommen. In einer Pressemitteilung, auf die bei erneuter Nachfrage wieder verwiesen wird, erklärte das Unternehmen, dass es bei der Bereitstellung der valsartanhaltigen Produkte Valsacor® und Valsacor comp.® auf dem deutschen Markt aktuell zu Lieferengpässen kommt. Die Firma tue ihr Bestes, um die Patienten so gut wie möglich mit ihren Sartanen, die frei von NDMA, NDEA, NMBA und NDIPA seien, zu versorgen.
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Wenn Valsartan-Patienten auf ein anderes Sartan umgestellt werden sollen
Die Kassen, zumindest die befragten, sind sich im Tenor einig: Eher auf ein anderes Sartan umstellen, als die Mehrkosten tragen. Konkret heißt das in der Apotheke, bei der Kasse nachfragen und gegebenenfalls Patienten wieder zum Arzt schicken. Dort ist es aber mit einem neuen Rezept, ausgestellt von der Sprechstundenhilfe, auch nicht getan, es braucht ja ein anderes Arzneimittel. Alles in allem also für Ärzte, Apotheker und Patienten eine unbefriedigende Situation.
8 Kommentare
Valsartan
von Stefan Kostors am 20.05.2019 um 14:17 Uhr
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Also wenn ich...
von Hummelmann am 17.05.2019 um 15:46 Uhr
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Valsacor Comp. 160mg/12,5mg
von Andreas Sickmüller am 17.05.2019 um 15:33 Uhr
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Valsartan
von Lucie am 17.05.2019 um 15:04 Uhr
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Valsartan
von Robert am 17.05.2019 um 10:17 Uhr
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Keine Engpässe erkennbar - aber nur für die AOK Bayern
von ratatosk am 16.05.2019 um 18:34 Uhr
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Diovan
von Gregor Huesmann am 16.05.2019 um 9:52 Uhr
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AW: Diovan
von Roland Mückschel am 16.05.2019 um 10:51 Uhr
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